#21 Rue

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Ihr Name war Rue.
Ich keuchte auf, als ich sie sah. In den 74. Hungerspielen war sie Katniss Everdeens Verbündete gewesen. Ich hatte mir die Wiederholung dieser Spiele ungefähr 20 Mal abgeschaut. Und Rues Tod war immer die Stelle gewesen an der ich angefangen habe zu weinen. 

Kennt ihr das, wenn ihr einen Film anschaut und euch eine bestimmte Filmfigur berührt? Ihr wegen ihr weinen müsst? Ihr über diese Figur nachdenkt? Und dann seht ihr die Filmfigur, die manchmal sogar gestorben ist. Das wäre die normale Variante. Natürlich, ihr weint und freut euch gleichzeitig: Ihr habt eine besondere Person getroffen, die euch etwas bedeutet.
Meine Variante war anders. Die Filmfigur war tot. Naja. Indirekt tot. Künstlich wiederbelebt von einem Haufen verrückter Leute, denen es anscheinend Spaß machte andere Leiden zu sehen.
Wäre Rue eine Schauspielerin gewesen, hätte ich mich gefreut. Doch Rue war Rue. Und sie schaute nicht sonderlich freundlich aus. Ihre Haare saßen perfekt. Ihre Kleidung war auch ordentlich. Und sie war auch nicht dreckig oder hatte offene Wunden.  Nein. Alles schien normal zu sein. Es waren ihre Augen. Ihre ehemals wunderschönen Augen, die ich immer beneidet hatte funkelten in einem grässlichen rot. Ich hatte nichts gegen rot, doch an ihr sah es einfach schrecklich aus. Gruselig. Unmenschlich. Mutiert.

Ich schluckte. Entweder ich starb oder gefühlte 250 Tribute starben. Was mir lieber war? Wenn nötig würde ich das ganze Kapitol ermorden, um selbst zu überleben. Ich schaute wütend nach oben, wo ich Kameras vermutete und spannte meine Muskeln an. Das war mein überleben oder mein Vermächtnis. Und ich hielt beides für ungeheuer wichtig.

~ Rues Sicht ~
Ich stehe ganz vorne. Ich bin eine Art Anführerin, obwohl ich eine der jüngsten bin. Ganz hinten steht Katniss. Ich schaue unsere Gegner an und ein Mädchen mit schönen grünen Augen fällt mir auf. Meine sind nicht so schön. Sie sind rot. In dem Moment wünsche ich mir dieselbe Augenfarbe zu haben. Doch das ging nicht. Ich denke an das, was die Ärzte uns eingebläut hatten. Vertraue niemandem. Nur dir und deinen Leuten. Die anderen sind böse. Vernichte sie. Ich hatte meine Zweifel gehabt. Doch nachdem ich gesehen hatte wie - ich glaube es war das Grünäugige Mädchen - sie ihre eigenen Freunde umgebracht hat, habe ich keine Zweifel mehr. Von Respekt hatten sie wohl noch nie was gehört. Ich drehe mich um und versuche Katniss' Blick zu erhaschen. Eine Stimme in meinem Kopf sagt mir ich soll aufhören. Und ich bin unendlich müde. Ich will mich einfach hinlegen und aufhören zu atmen. So sollte es eigentlich sein. Doch ich habe eine Mission zu erfüllen. Ich muss die Menschheit retten. Die Stimme sagt mir dass es vielleicht andersrum ist. Aber die Ärzte vom Kapitol haben gesagt, dass das nach der Operation passieren kann und dass wir diese Stimme einfach ausblenden sollen. Und das tue ich auch, aber davor frage ich mich ob die anderen diese Stimme auch hören.

~ Livs Sicht ~
Ich schaute zu Rue und sah ihr interessiert in die Augen. Sie schaute ebenso interessiert zurück. Sie lächelte fast, dann schaute sie mich angewidert an, als würde es mir Spaß machen andere umzubringen. Sie drehte sich um und schien eine bestimmte Person in der Menge zu suchen. Dann schaute sie wieder zu mir und sah verwirrt aus. Was denkt sie? Was geht in ihrem Kopf vor?  Ich schluckte abermals. Das würde kein einfacher Kampf werden. Rue nickte und ihre Armee bewegte sich im Gleichschritt vor. Einige Sekunden starrte ich sie beeindruckt an. Dann würde mir klar, dass auch bei uns jemand das Ruder übernehmen musste. >>ANGRIFF! <<, schrie ich und auch wir bewegten uns auf sie zu. Ich ging an Rue vorbei und stürzte mich auf einen älteren Mann, dessen Zähne und Haare blau gefärbt waren. Es sah nicht sonderlich schön aus. Er wehrte sich nicht, sondern bleckte nur seine Zähne. Dann ging ich weiter. Ich blickte mich um. Es waren so viele. Viel zu viele. Wir hatten keine Chance. Ich wehrte einige Tribute ab, die mich Angriffen und wünschte mir augenblicklich ich wäre schon davor gestorben. Das hier war ein Albtraum. Ein Kanonenschuss ertönte. Dann ein gellender Schrei. Dann hysterisches Weinen. Mir fiel auf wie ruhig es gerade, auch bei den Kämpfen, gewesen war. Die untoten Tribute waren Kampfmaschinen. Ich schaute in die Richtung wo das weinen herkam.  Einige Worte wurden geschrien. Ich brauche  einige Sekunden um die Worte herauszuhören. Es war ein Name, der immer wieder wiederholt wurde. Er lautete Katherine. Katherine war wahrscheinlich tot. Sebastian stand neben ihrer Leiche und wich zurück als das Hovercraft kam. Es nahm Katherines Körper und hob sie in die Luft. Erst jetzt entdeckte ich die Person, die sich an ihrem Körper festgeklammert hatte. Beth. Und sie lebte. Ich atmete geschockt ein. Es war auch eine gute Idee, doch ich wollte nicht wissen was sie im Kapitol erwartete. Alle hatten aufgehört zu kämpfen und starrten Beth an. Dann beendete das Geräusch einer Klinge die auf Fleisch traf die Stille. Leider war das Opfer nicht Rue oder ein anderer untoter Tribut, sondern Alex. Ich schrie auf und rannte zu ihm. Als ich seinen zusammengekrümmten Körper sah wusste ich was zu tun war.


Hey!
Ja ich habe wieder einen dieser nervigen Texte für euch. Aber bitte antwortet, es ist wichtig für den weiteren Verlauf dieses Buches. Ich habe mir überlegt das Buch jetzt zusätzlich noch aus Beths Sicht zu schreiben, da sie ja im Kapitol ist. Es würde nicht oft sein, sondern hin und wieder. Seid ihr dafür? Oder eher dagegen?
Also bis zum nächsten Kapitel!
L.G.

Die Tribute von Panem - Die 100. HungerspieleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt