»02. Kapitel

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„Zitronen oder Pfirsich Eistee?“

Ich verdrehte gespielt meine Augen, nur um ihn dann vorwurfsvoll anzusehen. Auch wenn wir uns jetzt schon so lange kannten, vergaß er immer wieder welchen Eistee ich lieber mochte.

„Ja, Zitrone, sorry.“

murmelte er und schlenderte davon um sich an der Schlange anzustellen. Ich seufzte leise auf und widmete meine Aufmerksamkeit wieder meinem Essen zu. Unmotiviert stocherte mit der Gabel zwischen den Salatblättern herum. Das laute Gelächter und Gerede der anderen Schüler, die in der ganzen Mensa verteilt waren und zu Mittag aßen, Nervten mich unglaublich.

Ich saß alleine an dem runden Tisch und lächelte Niall zu, der mit einem vollen Tablett grinsend an mir vorbei lief. Wir waren im selben Spanisch Kurs und jedes Mal teilte er mit mir sein Essen, anstatt im Unterricht auf zupassen. Er war echt nett und auch Zayn verstand sich gut mit ihm.

Aber wieder zurück zum Hauptthema: Ich hasste Schule.  Ich verabscheute es einfach nur bis nachmittags Schule zu haben. Nach der Pause lagen noch zwei Stunden Mathe vor mir, aber zum Glück war Zayn ja noch da, so wie ich ihn kannte würde er alles tun um mich zum Lachen zu bringen.

„Hey.“

Etwas erstaunt sah ich von meinem Essen auf, nur um zu gucken, wer mich da angesprochen hatte. Mein Mund öffnete sich ein wenig, als ich in dieselben braunen Augen sah, die mich heute Morgen angesehen hatte. Liam saß neben mir und schob eine kleine Wasserflasche zwischen seinen Händen immer wieder hin und her.
Wo war er denn jetzt so plötzlich und geräuschlos hergekommen?

„Hi.“

sagte ich und lächelte ihn halbherzig an. Liams Mundwinkel hob sich kurz, bevor er kurz und knapp weiter sprach. Anscheinend schienen alle hier einen Spaß  daran zu haben mich zu erschrecken.

„Bist du mit Zayn zusammen?“

Seine Frage war sehr kurz und direkt, was mich irgendwie überraschte. Wieso wollte er denn so etwas wissen? Trotzdem beschloss ich ihm die Wahrheit zu sagen.

„Nein.“

sagte ich langsam und zog meine Augenbraue etwas in die Höhe. Noch nie hatte mich eine Frage so verwirrt, wie diese jetzt. Er hatte sich so viele Jahre nicht mehr für uns interessiert und uns interessiert, das hieß also, das er irgendetwas vorhatte. Liam sah mich kurz zufrieden an, bevor er sein Gesicht wieder zu einer ernsten Miene verzog.

„Wie muss dein Vater arbeiten?“

Ich legte die Gabel auf das knallrote Tablett und wandte mich nun ganz zu ihm.

„Wieso willst du das alles wissen?“

Misstrauisch beäugte ich ihn, während ich auf eine Antwort wartete. Um selbstsicher und ernst zu wirken sah ich in seine Augen und setzte eine ernste Miene auf.

„Beantworte mir einfach die Fragen.“

Liam stieß laut seine Luft aus, dann sah er mich mit einem drohenden Blick an. Sofort verschwand den Mut wieder und ich wich seinem Blick aus. Ich sah auf eine klein geschnittene Tomate in meinem Salat und musterte sie.

„Er ist momentan weg, also bin ich allein zu Hause.“

sagte ich leise, da ich nicht unnötig Stress haben wollte. Aus meinen Augenwinkel sah ich, wie sich ein spitzbübisches Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete.

„Und wie lange ist er weg?“

Ich dachte kurz nach, damit ich ihm auch einen richtigen Zeitraum nennen konnte.

„Zwei Wochen.“

sagte ich kurz angebunden und fragte mich wirklich wieso ich ihm das gerade alles gesagt hatte. Ich sah wieder auf meinen Salat und begann mit meiner Plastik Gabel den Salat aufzuspießen. Jetzt fiel mir erst einmal auf, wie leise es im gesamten Raum geworden war. Obwohl ich nicht auf sah, wusste ich, das gerade alle Blicke auf uns gerichtet waren. Alle verfolgten anscheinend unsere Unterhaltung und ich war mir sicher, dass wir ihnen damit neuen Gesprächsstoff lieferten. Schließlich redete Liam hier mit keinem anderen, angeblich gingen seine Freunde auf andere Schulen.

Diese ganze Schule war so unglaublich neugierig, wegen jeder kleinen Sache musste jeder informiert sein. Eine Bewegung neben mir ließ mich wieder aufmerksam werden. Liam strich mir eine Strähne aus meinem Gesicht und zwirbelte sie um seinen Finger. Ich sah ihn mit Verwirrten Blick an und bemerkte, wie ich langsam rot wurde. Es hatte nichts damit zu tun, das es Liam war, auch wenn Zayn diese Geste machte, wurde ich knallrot im Gesicht. Liam sah sichtlich amüsiert aus, da ich wohl genauso reagierte, wie er es gewollt hatte.

„Und du bist dir sicher, das da nic-“

„Lass deine dreckigen Finger von ihr.“

Wir drehten uns beide gleichzeitig um. Sofort wusste ich, dass es jetzt Ärger geben würde. Zayn stand vor uns und hielt zwei Flaschen mit Eistee in der Hand. Er fixierte Liam mit einem Blick, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Irgendwie sah er ganz schön angsteinflößend aus. Mein Blick wanderte zu Liam, der seine Flasche so fest in der Hand hielt, dass sie aussah, als würde sie gleich platzen. Ich saß genau zwischen den beiden, was mir gerade echt unangenehm war.

„Du hast mir gar nichts zu sagen Zayn. Ich kann doch mit ihr reden, das kannst du keinem von uns verbieten.“

Seine Stimme war leise und ruhig, jedoch erkannte ich einen drohenden Unterton. Zayn knallte die Flaschen auf den Tisch und nahm meine Hand. Etwas grob zog er mich hoch und zog mich aus der Cafeteria. Bevor wir den tot stillen Raum verließen, drehte er sich nochmal zu Liam um.

„Wenn du es dich wirklich wagst, dann kannst du was erleben.“

schnaubte er und stürmte mit mir an der Hand heraus. Was ging denn mit den beiden eigentlich? Sprachlos lief ich mit ihm mit und wartete bis wir vor dem Schulgebäude standen. Wir durften hier während der Schulzeit eigentlich gar nicht sein, aber das war mir gerade egal. Zayn ließ meine Hand los und kramte aufgeregt eine Zigarette aus seiner Tasche. Er zündete sie an und nahm einen tiefen Zug.

„Kannst du mir mal bitte verraten, was das hier gerade sollte?“

fragte ich kleinlaut und hüpfte auf die Mauer. Ich sah wie Zayn den Rauch in die Luft blies und sich mir dann zu wandte. Er sah mich ernst an, während er sich die Kippe in den Mundwinkel hängte.

„Es ist-also du weißt ja...ach, ist egal.“

sagte er und drehte sich wieder von mir weg. Mit schief gelegtem Kopf beobachtete ich ihn besorgt und fragte mich ernsthaft, was da mal zwischen Liam und ihm passiert war, das die beiden so gereizt aufeinander wirkten.

„Zayn, komm mal her.“

sagte ich und bedeutete mit einer kurzen Bewegung, dass er zu mir kommen sollte. Grummelnd kam er zu mir herüber und sah mich ausdruckslos an. Ich zog ihn zu mir heran und schlang meine Arme um seinen Oberkörper. Obwohl er stand und ich saß war er immer noch um einiges größer als ich, sodass ich zu ihm aufsehen musste. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und drückte ihn feste an mich.

„Ich weiß zwar nicht warum du und Liam immer so Stress habt, aber wenn du es mir nicht erzählen willst, verstehe ich das.“

sagte ich und konnte seinen Herzschlag leise an meinem Ohr hören. Liebevoll sah ich zu ihm hoch und stellte zufrieden fest, dass er mich mit denselben Blick ansah. Wenn ich ihn nicht hätte.

„Du bist süß.“

raunte er und nahm seine Zigarette wieder aus seinen Mundwinkel um mir einen Kuss auf mein Haar zu drücken. Ich lächelte ihn sanft an und lehnte meinen Kopf wieder an seine Brust. Schweigend verharrten wir in dieser Position, bis uns ein Geräusch aufmerksam werden ließ. Zayn drehte sich um und machte mir gleichzeitig Platz, damit ich auch etwas sehen konnte. Liam schlenderte langsam an uns vorbei und warf Zayn einen ausdruckslosen Blick zu. Ich ging davon aus, dass er die letzten Stunden schwänzte. Ich hatte noch nie verstanden wieso er so gute Noten hatte, obwohl er oft fehlte.

Zayn erwiderte seinen Blick und atmete dann abfällig aus. Liams Blick wanderte zu mir und auf seinen Lippen erschien ein kleines Grinsen. Er zwinkerte mir zu, dann lief er gelassen an uns vorbei und verschwand um die Ecke.

Zayn warf seine Zigarette auf den Boden und zertrat sie kurz. Dann nahm er meine Hand und schweigend gingen wir wieder ins Schulgebäude.

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt