„Guten Morgen, mein kleiner Sonnenschein.“
Ein überaus gut gelaunter Zayn breitete seine Arme aus und wartete darauf, dass ich ihm in die Arme springen würde. Anstatt wie immer auf ihn zu hüpfen und ihn fast umzuwerfen, schlenderte ich auf ihn zu und fiel ihm unmotiviert in die Arme. Zayn lachte als er meine Motivation sah und drückte mich fest an sich. Als er sich wieder von mir löste, drückte er mir einen kurzen Kuss auf mein frisch gewaschenes Haar.
„Hast du ein neues Shampoo?“
fragte er und nahm eine noch etwas feuchte Haarsträhne in seine Finger und schnupperte kurz dran. Ich nickte und gähnte einmal herzhaft. Kurz fuhr ich mir mit meinen Händen über meine Augen und rieb sie lange, damit sie nicht mehr so brannten. Ich hatte mir gerade beim Duschen mein Haarshampoo unabsichtlich in die Augen geschmiert.
„Erdbeere.“
flüsterte ich und lächelte ihn leicht an. Wie konnte man morgens schon so gut gelaunt sein? Mein bester Freund war so ziemlich der einzige den ich kannte, der um halb acht morgens so aussah, als hätte er gerade erfahren, dass er im Lotto gewonnen hatte.Zayn wuschelte mir kurz durch meine Haare und nahm dann meine Schultasche. Locker schwang er sich meinen uralten Rucksack über die Schulter und nahm mit seiner freien Hand meine. Seit dem Tag wo wir eingeschult worden waren, hatte er es sich angewöhnt mir meinen Rucksack abzunehmen. Ich hatte ihm zwar schon tausend Mal gesagt, dass ich meine Tasche auch selber tragen konnte, aber er weigerte sich strikt dieses Ritual zu brechen. Langsam liefen wir Hand in Hand los und schlenderten die Straße entlang.
„Es riecht auf jeden Fall gut. Und was hast du gestern noch so gemacht?“
fragte er und blieb kurz stehen, um etwas aus seinem Rucksack zu kramen. Als ich kurz an den vorherigen Abend dachte, wusste ich nicht ob ich mich schütteln oder grinsen sollte. Ich entschied mich dazu eine gleichgültige Miene aufzusetzen. Eine nächste Frage erschien in meinen Gedanken. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen oder ihn anlügen? Schließlich war er mein bester Freund und wusste alles über mich. Selbst meine intimsten und peinlichsten Geheimnisse kannte er, aber er liebte mich trotz all dem. Und ich liebte ihn auch, aber natürlich nur wie ein Bruder.Zayn hasste Liam mehr als alles andere auf der Welt und wenn ich ihm jetzt offenbaren würde, dass ich gestern mit ihm geschlafen hatte, würde er bestimmt sauer reagieren. Ich traute ihm sogar zu, dass er unsere Freundschaft kündigen würde. Wenn ich ihn aber anlügen würde und er es dann herausfinden würde, dann wäre es ein großer Vertrauensbruch für unsere Freundschaft.
Der braunhaarige neben mir hielt mir eine Tüte hin, während er den Reißverschluss wieder zuzog und mich dann erwartungsvoll ansah. Ich nahm die zerknitterte Papiertüte an und öffnete sie. Ich warf kurz einen Blick herein und stellte gerührt fest, dass er mir Brezel gekauft hatte. Es gab für mich kein besseres Frühstück als Brezel. Lächelnd umarmte ich ihn und drückte ihm einen fetten Kuss auf die Wange. Zayn lachte und nahm wieder meine Hand. Wir gingen wieder langsam weiter, während ich begann schon einmal an einen Brezel zu mümmeln.
„Und was hast du jetzt gestern Abend gemacht?“
hakte er nach und drückte ohne wirklichen Grund meine Hand im Sekundentakt. Und ich hatte doch ernsthaft gedacht, dass er es wieder vergessen hatte. Ich hatte noch nie eine beste Freundin oder Geschwister gebraucht, denn Zayn reichte mir vollkommen. Er beschützte mich wie ein Bruder, lästerte mit mir bei Übernachtungen über andere und konnte mir sogar die Haare machen wie eine beste Freundin. Er war einfach der perfekte Freund. Als ich ihm nicht antwortete, schlug er mir mit seinen Handrücken gegen meinen Oberarm.
„Autsch!“
quietschte ich und fuhr kurz mit meiner Hand über die Stelle, wo er mich getroffen hatte. Von dem Verursacher meiner Schmerzen kam nur ein kleines Lachen, dann sah er mich wieder erwartungsvoll an.
„Jetzt sag doch, Rachel.“
befahl er mir und zog seine Augenbraue etwas in die Höhe. Und er konnte manchmal nerven wie ein kleiner Bruder. Ich seufzte leicht auf und sah dann in seine Augen. Sie hatten meiner Meinung nach so eine schöne Farbe, aber irgendwie erinnerten sie mich an Liams Augen.Sofort fiel mir gestern Abend wieder ein, als er mir für diesen einen Moment in die Augen gesehen hatte. Diese Lust und Suche nach Befriedigung … Es war wirklich unglaublich gewesen. Zögernd sah ich ihn an, bevor ich ihm eine wahre Antwort gab.
„Nun ja, ich habe 'How I Met Your Mother' geguckt und plötzlich hat es geklingelt. Ich habe die Tür geöffnet und da stand Liam. Er hat mich vollkommen überrumpelt, hat mich hochgehoben und mich in mein Zimmer getragen, wo wir dann Sex hatten.“
Ich warf ihm einen ernsten Blick zu und atmete dann erleichtert aus. Jetzt konnte er nicht mehr sagen, dass ich ihn angelogen hätte. Wir liefen immer noch langsam weiter und während ich in mein Brezel bis, sah ich schon den schwachen Umriss unserer Schule vor uns.
„Du hast einen echt merkwürdigen Humor, weißt du das? Aber ist ja auch egal jetzt.“
Jetzt glaubte er mir nicht einmal. Zayn ließ kurz meine Hand los und kramte kopfschüttelnd in seiner Jackentasche herum. Schnell zog er eine lose Zigarette hervor und zündete sie sich an. Ich öffnete meinen Mund ein wenig um meine Aussage zu noch einmal zu verstärken, jedoch entschied ich mich dagegen und schloss ihn wieder. Wenn er mir nicht glaubte war es seine Schuld.Schweigend liefen wir nebeneinander und sahen auf den Gehweg vor uns. Mein angeblicher Witz war wohl ein wahrer Stimmungskiller gewesen. Zayn pustete neben mir die Lust aus und blies mir den Rauch mitten ins Gesicht. Ich nahm unbemerkt einen tiefen Zug und merkte, wie der ekelige Rauchgeschmack meine Lungen und Mund erfüllten. Ich hustete los und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Sofort warf er seine Zigarette weg und klopfte mir auf den Rücken.
„Tut mir leid.“
Ich bedeutete ihm mit einer kurzen Handbewegung, dass es in Ordnung war. Wir hielten vor dem Eingang der Schule an und ich setzte mich wieder auf meine heißgeliebte Mauer. Zayn stellte unsere Rucksäcke ab und stellte sich zwischen meine Beine. Er schlang seine Arme um meine Hüfte und sah kurz nach rechts. Ich folgte seinen Blick und sah, dass sich Abigail, ein Mädchen aus unserem Englischkurs in unsere Richtung lief. Anscheinend wollte sie zu uns. Oder eher zu ihm.
„Hast du gestern mit ihr geschlafen und willst sie nun loswerden?“
Ich sah ihn tadelnd an, als ich sein unmerkliches Nicken sah. Ich seufzte auf und nickte dann unauffällig. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und sah zu ihm hoch. Zayn sah mich dankbar an, bevor er sich zu mir herunterbeugte und seine Lippen auf meine legte. Ich schloss meine Augen und fuhr mit meiner Hand durch sein dichtes schwarzes Haar. Um alles so echt wie möglich darzustellen, zog er mich noch näher zu sich heran und vergrub seine Hand in meinem Haar. Was ich nicht alles für ihn tat.Ich öffnete mein Auge ein wenig um zu sehen was Abigail machte. Sie sah uns mit weit aufgerissenen Augen an und steuerte dann an uns vorbei, nicht ohne mir vorher einen giftigen Blick zugeworfen zu haben. Ich wollte mich von ihm lösen als ich sah, dass sie im Schulgebäude verschwunden war, doch Zayn schien es nicht bemerkt zu haben. Mit geschlossenen Augen küsste er mich immer leidenschaftlicher und fuhr mit seiner Hand immer wieder durch meine Haare.
Ich schielte wieder zur Seite um zu gucken ob uns andere Schüler beobachteten. Alle die an uns vorbeiliefen hatten ihren Blick von uns abgewandt. Ich schielte nach links und blickte in zwei braune Augen. Liam stand etwas weiter entfernt von uns und sah uns mit schief gelegtem Kopf zu. Etwas verwirrt warf er mir einen Blick zu und hob dann seine Schultasche vom Boden. Die Röte stieg in meine Wangen, als ich daran dachte, dass er mich nackt gesehen hatte. Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab und bedeutete Zayn, das er mich wieder freigeben sollte.Ich schlug ihm leicht gegen die Brust und entfernte meine Lippen dann von seinen. Atemlos und sichtlich überwältigt sah er mich an und ließ sich dann neben mich auf die Mauer fallen. Ich warf einen Blick zurück zu der Stelle wo Liam gestanden hatte. Er war weg.
„Danke.“
keuchte Zayn neben mir und lächelte mich schüchtern an. Ich lächelte leicht zurück und sah ihn anschließend missmutig an. Ich wusste, dass er eine ernsthafte Beziehung mit einem Mädchen wollte, warum er sich dann nicht auf die Suche machte und stattdessen mit anderen unwichtigen Mädchen schlief, war mir unklar.
„Wieso schläfst du mit Abigail, wenn du eine ernsthafte Beziehung willst?“
fing ich an zu meckern und sah ihn streng an. Zayn begann leicht zu grinsen und stand auf um unsere Taschen aufzuheben. Er ging einfach rein, da er genau wusste, dass ich ihm wieder eine Standpauke halten würde. Ich sprang von der Mauer und eilte hinter ihm her.
„Bleibst du stehen Malik, ich bin noch lange nicht fertig mit dir junger Mann!“
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Rock me
FanfictionLiebe ist unberechenbar. Liebe kann einen guten Menschen schlecht werden lassen und sie kann genauso einen schlechten Menschen gut werden lassen. Liebe kann verändern. Liebe kann täuschen. Liebe kann alles. Doch auch wenn das Gefühl von Liebe etwas...