Es war unglaublich schwer zwischen den Massen von Schülern durchzukommen. Und trotzdem gab Liam sein Bestes und kämpfte sich mitten durch ihre Mitte. Zu seinem Glück schien es niemanden zu interessieren, weshalb er haargenau in die Richtung rannte, aus der die Gefahr zu kommen schien. Mühevoll erreichte er die Männertoiletten. Mit einem schnellen Seitensprung huschte er hinein und quetschte sich in eine der Kabinen. Es war kein Wunder, dass sie alle leer waren.
Damit ihn keiner entdecken konnte, lehnte er die Tür an - schloss sie allerdings nicht ab, damit keinem auffiel, das er sich darin befand - und hockte sich auf den Klodeckel, damit niemand seine Füße sah. Erst, wenn alle Schüler und Lehrer das Gebäude geräumt hatten, würde er sich weiter auf die Suche machen. Schließlich wollte er das Risiko erwischt zu werden nicht eingehen.
Mit wild klopfendem Herzen hörte Liam angestrengt zu, wie die unzähligen Schritte immer mehr verklangen. Mit abgeflachtem Atem biss er sich kräftig auf die Unterlippe, um keinen Ton von sich zu geben, als er die Stimme eines Lehrers hörte, der hektisch in den Raum geeilt kam und laut und deutlich fragte, ob sich jemand noch in den Kabinen aufhielt. Nachdem er keine Antwort erhalten hatte, gab er ein geflüstertes „Gott sei Dank" von sich und verschwand wieder im Gang.
Erleichtert drückte Liam die Tür auf und kletterte schnell von der Toilette herunter. Wenn er mit seinen Gedankengängen richtig lag, dann musste das gesamte Schulgebäude inzwischen komplett geräumt worden sein. Innerlich hoffte er weiterhin, dass es sich nur um einen Probealarm handeln würde und Rachel in Sicherheit war.
Vielleicht ist sie auch schon draußen bei den anderen, überlegte er, während er vorsichtig auf den menschenleeren Gang lugte um zu prüfen, ob die Luft wirklich rein war. Doch im Unterbewusstsein wusste er einfach, das er sich selbst anlog. Er redete es sich selbst ein, mit dem Zweck, sich selbst zu beruhigen.
„Bitte sei draußen, Rachel.“
flüsterte sich der braunhaarige immer wieder selbst zu, als er den Gang entlang schritt, der bis vor nicht einmal fünf Minuten noch rappelvoll gewesen war.
„Bitte sei in Sicherheit.“
Wenn ihr etwas passieren würde, würde Liam es sich nie verzeihen. Ihm war bewusst, dass er sich vieles bei ihr verscherzt hatte, doch allein schon der Gedanke, dass wenn sie wegen ihm sich etwas antun würde, brach ihm beinahe das Herz. Obwohl sich sein Verstand dagegen sträubte, musste er sich eingestehen, dass er sie lieber mochte, als ihm überhaupt lieb war. Und das war etwas, was Angst und gleichzeitig Glück in ihm freisetzte.
Nervös huschte Liam um eine Ecke. Nun hatte er genau die Stelle erreicht, an der er sie das letzte Mal gesehen hatte. Mit in Falten gelegter Stirn rief er sich wieder ins Gedächtnis, wohin genau er das Mädchen, das ihm ganz schön den Kopf verdrehte, verschwunden war. Geradeaus.
So schnell er konnte, rannte er den Gang entlang. Eigentlich wäre er innerhalb von Sekunden am anderen Ende angekommen, wäre er nicht auf der glitschigen Spur am Boden ausgerutscht. Ein erschreckter Laut entwich seiner Kehle, als er erst ein paar Meter rutschte, bevor er letztendlich nach hinten knallte und hart mit dem Kopf aufschlug.
„Scheiße.“
Sofort sprang er wieder auf. Er durfte keine Zeit verlieren. Wenn eine ernsthafte Gefahr bestand, zählte jede einzige Sekunde. Mit zusammengebissenen Zähnen rieb sich Liam kurz über die schmerzende Stelle am Hinterkopf. Zu seinem Glück handelte es sich nicht um Blut. Dafür erkannte er die durchsichtige Flüssigkeit, die auf der Haut etwas brannte, sofort. Übervorsichtig führte Liam zwei Finger zu seiner Nase und roch leicht daran. Sofort drang der unerkennbare Geruch von Benzin in seine Atemwege. Mit weit aufgerissenen Augen wischte er sie an seiner Hose ab, die - so wie der Rest seiner Kleidung - nur ein wenig mit der ätzenden Flüssigkeit vollgesogen war, ab. Dann folgte er blindlings der Spur, allerdings mit einem unguten Gefühl in der Magengegend; es handelte sich um einen Ernstfall. Und es war alles seine Schuld.
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Rock me
Fiksi PenggemarLiebe ist unberechenbar. Liebe kann einen guten Menschen schlecht werden lassen und sie kann genauso einen schlechten Menschen gut werden lassen. Liebe kann verändern. Liebe kann täuschen. Liebe kann alles. Doch auch wenn das Gefühl von Liebe etwas...