»13. Kapitel

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Zwei paar Augen lagen auf dem Jungen, der Zayns unüberlegtes Vorgehen im rechtzeitigen Moment unterbrochen. Meine Gestik brachte die Dankbarkeit zum Vorschein, doch im Stillen fragte ich mich wieso genau er uns gestört hatte.

„Niall?“

Zayn hob seine Augenbrauen an. Der kleine Ire sah seinen Kumpel vorwurfsvoll an. Ohne mich wirklich zu beachten zog er ihn zu sich und murmelte ihm ein paar Worte ins Ohr. Der rote Plastikbecher in seiner Hand knüllte wurde zwischen seinen Fingern zusammen gedrückt. Verwirrt musterte ich die beiden.

Was sagte er ihm denn, das sich seine Wangen rot verfärbten?

Natürlich war mit nicht entgangen, dass  seine Wangen langsam aber sicher rot zu schimmern begannen. Niall redete ununterbrochen auf ihn ein. Um etwas mitzubekommen, was es so wichtiges zu bereden gab, trat ich möglichst unauffällig ein Stück näher an die beiden heran. Dass ich eigentlich wieder zu Liam musste, störte mich momentan nicht.

Natürlich hatten die beiden etwas miteinander zu tun, doch wieso ausgerechnet Niall wie aus dem nichts auftauchte und ihm irgendetwas Geheimnisvolles ins Ohr tuschelte, war mir ein Rätsel. Mit angehobenen Augenbrauen rutschte ich ein weiteres Stück näher an die beiden heran.

Niall bemerkte mein Lauschangriff jedoch zu schnell. Abrupt presste er seine Lippen so fest aufeinander, dass sie einen schmalen Strich bildeten. Auch Zayn trat nun einen Schritt zurück und fokussierte mich. Verwirrt sah ich von einem zum anderen.

„Hi.“

Der Blonde schien wohl ein lockeres Gespräch aufbauen zu wollen. Um gelassen herüber zu kommen, vergrub er seine Hände tief in den Hosentaschen und hob einen Mundwinkel an. Was war denn bloß mit den beiden los?

„Hey.“

rief ich zurück und erwiderte es höflich. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Zayn mich nur anstarrte. Es fühlte sich an, als würde er mich mit seinem Blick geradezu durchbohren zu wollen. Als ich zu ihm hinschielte, wandte er verlegen den Blick ab. War er etwa so betrunken oder hatte seine merkwürdige Reaktion etwas mit Nialls Worten zu tun?

„Wie geht’s dir so?“

„Ganz gut und dir?“

„Auch.“

„Schön.“

Und wieder entstand eine peinliche Stille zwischen uns dreien. Man konnte nicht sagen, dass eine Stille herrschte, aber das einzige, das wir taten, war uns gegenseitig verlegene Blicke zuzuwerfen. Ohrenbetäubende Musik dröhnte in meinen Ohren. Versuche am besten irgendwie aus dieser Situation heraus und zu Liam zu kommen, riet ich mir selbst und leckte mir kurz über die Unterlippe. Automatisch schlug ich mir mit der Hand gegen die Stirn, als ich an den Jungen dachte, der darauf wartete, weiterhin von mir befriedigt zu werden.

„Sorry, aber ich muss mal kurz…für kleine Mädchen.“

rief ich den beiden zu. Niall nickte kurz und nahm dann einen kurzen Schluck von seinem Getränk, während Zayns Augen nur größer wurden. Das merkwürdige Bewegen seines Kopfes deutete ich als ein Ja. So unauffällig wie möglich huschte ich zwischen den anderen hindurch.

Was war das gewesen? Ich wurde aus dem merkwürdigen Handeln von Niall einfach nicht schlauHatte er uns absichtlich unterbrochen oder war es Zufall gewesen? Und wieso hatte er mich anschließend wie Luft behandelt, als er Zayn etwas zugemurmelt hatte? Jungs konnten schon eine Welt für sich sein.

Kopfschüttelnd steuerte ich auf die weißgestrichene Zimmertür zu. Bevor ich weiter über die zwei nachdachte, musste ich erst einmal zusehen, das Liam das bekam, was ich ihm versprochen hatte. Ich musste eindeutig verhindern, dass er das Zimmer verließ. Bei meinem Glück würden sie die zwei über den Weg laufen. Dann würde es wieder Stress geben und ich würde auffliegen.

Leise öffnete ich die Tür und trat ein. Damit wir nicht ein zweites Mal gestört wurden, riegelte ich sie vorsichtshalber ab.

„Whoooooo, da bist du jaaaaaaa!“

Die tiefe Stimme mich anscheinend sehnsüchtig erwartet hatte, ertönte hinter mir. Alles wird gut Rachel. Mache einfach deinen Job. Winken und Lächeln, winken und lächeln.

Wie bei den Pinguinen aus Madagaskar, drehte ich mich mit einem Lächeln auf dem Gesicht um. Liam saß auf dem Bett, in der Hand hielt er eine Zigarette. Die Beule in seiner Hose war immer noch da, jedoch war sie etwas zurück gegangen. Langsam trat ich auf ihn zu und setzte mich auf die Bettkante.

Seit wann rauchte er denn?

„W-Weißt du eigentlich wie lange ich auf dich warten musste? Ic-Ich war schon kurz davor es selbst zu Ende zu bringen.“

Liam nahm die Zigarette in die andere Hand. Mit der nun freien holte er aus und griff um meine Hüfte. Ohne dass ich es wollte zog er mich an seine Brust heran. Reflexartig rutschte ich wieder ein Stück weg, doch er behielt den festen Griff. Widerwillig verharrte ich an seiner Position. Bitte sei jetzt bloß nicht auch noch betrunken, hoffte ich und versuchte weiter mich aus seinem Griff zu lösen.

„Zieh mal.“

Liam raunte verführerisch in mein Ohr. Kurz darauf wurde mir der Glimmstängel vor den Mund gehalten. Komisch riechender Rauch erfüllte meine Geruchsknospen. Hustend schlug ich seine Hand weg. Das roch eindeutig nicht nach einer Zigarette.

„Willst du nicht, dass ich weitermache?“

Um Blickkontakt mit ihm aufzubauen, versuchte ich meinen Oberkörper zu ihm zu gucken. Als unsere Blicke sich trafen, fielen mir die geweiteten Pupillen sofort auf. Liam grinste mich wieder spitzbübisch an. Ehe ich auch noch etwas sagen konnte, hatte er mir die ‚Zigarette‘ in den Mund gesteckt. Reflexartig atmete ich tief ein.

„Oh Gott, Liam!“

Schockiert spuckte ich sie wieder aus. Ekeliger Geschmack füllte meine Lungen und hinderte mich somit am Sprechen. Der Junge vor mir begann sich vor Lachen auf dem Bett zu kugeln. Bevor das Bettlaken noch anfangen konnte zu brennen, hob ich die Zigarette schnell auf.

Mit angehobener Augenbraue betrachtete ich es genauer. Sie war länger als eine normale Zigarette, das wusste ich von Zayn. Außerdem war das Papier dünner und es hatte keinen Filter. So langsam aber sicher war mir klar, was das war.

Liam hatte mich doch ernsthaft dazu gebracht einen Joint zu rauchen.

Das erklärte auch seine extreme Reaktion. Aber woher hatte er ihn so plötzlich? Verwundert drehte ich mich zu Liam um, der nun ausgebreitet auf dem Bett lag. Sein Blick war starr an die Decke gerichtet.

„Hey Babe, guck mal da oben. Überall sind Einhörner.“

Kichernd zog Liam mich erneut zu sich herunter. Grummelnd legte ich mich neben ihn. Mein Vater hatte mir früher beigebracht, dass jeder Mensch anders auf diese Droge reagierte. Manche sahen merkwürdige Sachen, andere lagen einfach nur da und lachten. Außerdem wurde mir damals gepredigt, das Kiffen auf leeren Magen nicht gerade sehr von Vorteil war.

Langsam aber sicher begann sich die Decke zu drehen. Während Liam neben mir permanent kicherte, wurde mir plötzlich schlecht. Ich war überrascht, dass dieses Zeug so schnell wirken konnte.

„Ich glaube, ich muss mich übergeben.“

murmelte ich und erhob mich. Liam schien das überhaupt nicht zu merken und flüsterte sich selbst Sachen zu. Mit wackeligen Schritten stand ich auf und tapste zur Tür. Oh Gott, jetzt bitte nicht übergeben, sagte ich mir selbst, ehe ich die Tür entriegelte und nach draußen trat. Was auch immer Liam mir gegeben hatte, ich reagierte eindeutig nicht sonderlich gut drauf.

Stolpernd lief ich in die Richtung, in der ich Zayn und Niall das letzte Mal gesehen hatte. Suchend quetschte ich mich zwischen den schwitzenden Körpern hindurch. War es plötzlich so heiß hier oder kam mir das nur so vor? Schwankend wischte ich mir mit dem Handrücken über die Stirn. Sie war schweißnass. Der Raum begann zu beben.

„Komm schon, halt durch.“

flüsterte ich mir selbst zu. Doch es war zu spät; Ehe ich mich versehen konnte, verlor ich das Gleichgewicht und klappte zusammen.

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt