»50. Kapitel

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Ich konnte nicht sagen, wie lange ich in dieser Starre verweilte. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was mein Blick aussagte, wie ich aussah oder wie ich auf Zayn wirkte. Was mir allerdings bewusst war, war der Fakt, dass mir unglaublich schlecht war. Glücklicherweise war es mein bester Freund, der sich schneller fing und versuchte, die Situation zu retten. Mit einem unlesbaren Ausdruck auf den markanten Gesichtszügen, schluckte er einmal schwer und fuhr sich mit einer Hand durch die verwirrten Haare. Unsere Blicke hafteten aneinander.

„H-Hi."

brachte er nach einer langen Pause hervor und blieb unschlüssig im Türrahmen stehen. Ohne, das ich es ernsthaft realisierte, zog ich meine Finger zwischen Liams hervor. Allerdings wurde aus meinem Vorhaben nichts, als ich spürte, wie sich seine Hand um meine klammerte. Als ich den Kopf zu ihm drehte, entgegnete er mir mit einem bittenden Blick. So wie es aussah, musste er sich noch ein wenig erholen, bevor er wieder die Kraft finden würde, zu sprechen. Mit einem beruhigendem Lächeln versicherte ich ihm, dass ich ihn nicht alleine lassen würde, und wandte mich wieder zu dem unerwarteten Besuch.

„Hey."

Nervös beobachtete ich, wie Zayn ein paar kleine Schritte in den Raum machte und die leise die Tür hinter sich schloss. Dann biss er sich auf die Unterlippe, die braunen Augen klebten förmlich an dem Strauß von Rosen, welche ordentlich zusammengeschnürt in seinen Händen lagen. Ich konnte nicht verhindern mich selbst zu fragen, wie viel er von meinem eher einseitigen Gespräch mit Liam gehört hatte.

„Wa-Was machst du hier?"

Zögernd wagte ich einen Versuch Blickkontakt mit ihm aufzunehmen. Zu meiner Überraschung erhielt ich ihn sogar bereits schon nach ein paar Sekunden. Als er meine Frage hörte, legte er nachdenklich die Stirn in Falten. Für ungefähr eine Minute dachte er angestrengt nach. Dann gab er mir eine Antwort, die so leise war, das ich sie um ein Haar überhört hätte.

„Ich, uhm...wollte eigentlich zu dir, aber du warst nicht in deinem Zimmer, weswegen ich nachgefragt habe. Auf dem Weg dahin habe ich Liams Mutter getroffen und sie hat mir gesagt, das du...bei ihm bist."

„Oh."

Unsicher, was ich nun tun sollte, strich ich mir mit der freien Hand kurz über das Kinn, während die andere Liams Hand beruhigend tätschelte. Auf einer merkwürdigen Weise hatte ich das Gefühl als einzige zu wissen, wie schwach er zu diesem Zeitpunkt war. Und das nicht nur körperlich. In der vergangenen Zeit hatte er, sowie ich, viel Strapazen auf uns nehmen müssen - und das nur, weil sich keiner von uns hatte eingestehen wollen, was er für den jeweils anderen fühlte. Missverständnisse hatten uns den Weg erschwert, doch ich wusste einfach, dass sich ab jetzt alles zum gutem wenden würde. Das einzige und letzte Hindernis, was mir nur noch den Weg zu einer unbeschwerten Zeit mit Liam versperrte, war Zayn, doch das würde ich klären. Alles, das ich wollte, war, das er mein bester Freund blieb und für immer sein würde. Denn ohne ihn fühlte ich mich, als würde ich nur die Hälfte meines Herzens in mir tragen.

„Würdest du...könnten wir vielleicht kurz reden? Alleine."

Ich wusste sofort, dass der letzte Teil seines Satzes nicht an mich gerichtet worden war. Mit einem unergründlichen Blick lugte Zayn zu dem Jungen herüber, welcher ihn ebenfalls mit zusammengekniffenen Augen feindselig anstarrte.

„Klar."

Mit einer Unmenge von Fragen und Vermutungen in mir, erhob ich mich aus meiner ziemlich ungemütlichen Lage und ließ meine Finger aus Liams herausgleiten. Sein unmerkliches Seufzen löste ein ungewohntes Magenkribbeln und gleichzeitig auch Verwunderung in mir aus. Mit dem Ansatz eines Lächelns sah ich zu ihm herunter.

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt