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Sport ist zwar mittlerweile schon einige Stunden her, die Jungs beschweren sich aber trotzdem noch darüber.

"Vor allem das Dehnen war ja mal so übertrieben. Der wollte nur sehen wer gelenkig genug ist, um sein nächstes Betthäschen zu werden", regt sich Vincent, der jetzt öfter bei uns ist, auf.

"Es gehört nun mal dazu, dass man sich vorm Sport aufwärmt. Übertreib doch mal nicht so", erwidert June genervt.

"Aber wie der gestarrt hat. Das hat den doch voll aufgegeilt. Der ist bestimmt so einer der dann was mit 'ner Schülerin anfängt."

"Weißt du, es ist normal, dass Lehrer auf ihre Schüler achten und sie anschauen. Und nur weil er ein junger männlicher Sportlehrer ist, heißt das nicht, dass er auf die Mädchen, die er unterrichtet, steht."

"Also ich habe jetzt echt keine Lust mehr auf das Thema. Können wir los Zeki?", frage ich genervt.

Wir sind nämlich schon längst beim Parkplatz angekommen, aber keiner hat Anstalten gemacht sich weg zu bewegen.

Zu meinem Glück nickt mein Bruder nur und schon ist meine Laune besser.

Am Donnerstag schreibt Noah mir, dass ihm langweilig ist. Genauso wie die letzten drei Tage.
Dieses Mal lässt er aber nicht locker, bis ich nachgebe und verspreche, dass ich zu ihm komme, um ihn zu bespaßen.

Als ich Bescheid sage, dass ich zu ihm gehe, strahlt Mama. Nur Zeki ist davon nicht so begeistert.

"Was willst du denn bei dem?"

"Er hat doch Hausarrest und weil er mich die ganze Zeit mit seiner Unterbeschäftigung volltextet, besuche ich ihn."

Für eine Antwort lasse ich ihm erst gar keine Zeit, sondern gehe einfach.

Nachdem ich noch bei meinem Lieblingsbäcker Donuts geholt habe, stehe ich mit leichter Verspätung bei Noah auf der Matte.
Seine Mutter macht auf und sieht mich etwas verwundert an.

"Eh hey. Ich bin Leyla. Ich wollte zu Noah."

"Oh okay. Ich bin Sarah, seine Mutter." Sie streicht sich die schulterlangen schwarzen Haare aus dem Gesicht und tritt einen Schritt zur Seite, um mich reinzulassen.
Ich ziehe mir die Schuhe aus, während sie immer noch neben mir steht. Sie ist ein bisschen kleiner als ich und sieht echt nett aus.

"Noah! Besuch für dich!", brüllt sie und keine zwei Sekunden später kommt er um die Ecke.

"Hi. Da du ja von der Außenwelt abgeschnitten bist, habe ich Donuts dabei", lächle ich und halte die Tüte in die Höhe.

Freudestrahlend begrüßt er mich und führt mich in sein Zimmer.
Es ist die letzte Tür im Gang um die Ecke und ich bin schon fast ein bisschen aufgeregt, weil ich gleich seine Privatsphäre zu sehen bekomme. Und Zimmer können eine Menge über den Menschen, der darin wohnt, aussagen.

Als ich das Zimmer betrete, sieht es einfach nur schlicht aus. Weiße Wände, dunkle Möbel und kaum Deko.
Alles was sich in diesem Zimmer befindet, ist ein großes Bett, ein Schreibtisch und ein paar Schränke.

Ich trete einen Schritt weiter in das Zimmer und drehe mich, um auch die letzte Wand zu sehen.

Und jetzt bin ich geflasht.
Die Wand wird nämlich komplett eingenommen von einem riesigen Regal.
Es ist von oben bis unten vollgestopft mit Büchern, Platten, Souvenirs und Krimskrams.

"Wow", hauche ich beeindruckt.

"Ehe.... ja ich dachte wenn ich das alles nur an einer Wand verteile, schreckt es andere weniger ab, aber irgendwie... sieht es so noch schlimmer aus."

"Das ist cool. Wo hast du das ganze Zeug her?"

"Naja aus Urlauben, Antiquariaten oder vom Flohmarkt. Ich sammel eigentlich schon immer Souvenirs und das alles."

Ich bin echt begeistert, überall ist etwas Neues zu entdecken.
Meinen Blick kann ich erst abwenden, als ich höre, wie Noah sich mit der Tüte mit den Donuts, die ich auf seinem Schreibtisch abgelegt habe, beschäftigt.

"Ich hab die von meinem Lieblingsbäcker. Das sind die vier besten Sorten."

Ich mache es mir neben ihm auf seinem Bett gemütlich, während er eine Platte auflegt.

"Und das ist meine Lieblingsplatte. Sorry dass wir jetzt nur sowas langweiliges machen können, aber ich komm hier nicht raus."

"Ach was. Donuts passen perfekt zu Uncle Kracker. Komm her." Dabei klopfe ich auf die Decke neben mir, was Noah sich natürlich nicht zweimal sagen lässt und gleich zu mir unter die Decke schlüpft.

Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und packe meinen Proviant aus.

Und ganz ehrlich, an Noah gekuschelt, mit guter Musik und meinem geliebten Gebäck, so lässt es sich leben.
Gerade fühle ich mich hier echt extrem wohl.

Wird aus Freundschaft Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt