Konfrontation (I)

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"In der Tat, Principal Gordon, das geht nicht! ... Nein, wir werden mit Philip reden ... Es wird nicht wieder vorkommen! ... Gut, ich danke Ihnen... Ja, auf Wiederhören."
Ich legte auf und ließ mich in den Sessel fallen. Meine Befürchtungen schienen also berechtigt. Mein Sohn entwickelte sich langsam aber sicher zu einem Monster. Doch warum? Ich hatte ihn doch immer davon fernhalten können, oder nicht? Was war bloß los mit Philip? Konnte es sein, dass...? Nein, ich hatte es ihm verboten und an Verbote hielt er sich immer! Oder hatte ich mich vielleicht so sehr in ihm getäuscht?
Loreen kam nach Hause: "Hey, wo ist..." Weiter kam sie nicht. Sie sah mich verwirrt an: "Was ist denn mit dir los? Ist was passiert? Wo ist Philip?!" Ich seufzte: "Setz' dich... Philip geht es gut. Das glaube ich zumindest." Die neigte fragend den Kopf, ich holte tief Luft und berichtete: "Der Schulleiter hat mich gerade angerufen. Es gab eine Schlägerei - Philip war involviert." Sie hob die Augenbrauen: "Philip und eine Schlägerei? Philip prügelt sich doch nicht, das ist unter seinem Niveau!" "Scheinbar nicht. Dennis, ein Schläger, soll ihn angeblich gepackt haben. Dann hat Philip ihn in die Schulter gebissen..." Loreen wurde blass: "... Gebissen?" Ich nickte langsam. Es blieb einfach unverständlich. Loreen fragte leise: "... Warum tut er so etwas? Er hatte doch keinen Kontakt zu... Oder etwa doch?" Ich zuckte mit den Schultern: "Das muss ja sein! Philip hat sich immer nur verbal zur Wehr gesetzt, so wie ich es ihm beigebracht habe." In diesem Moment ging die Eingangstür auf und Philips Stimme erklang: "Ich bin wieder da..." Ich hörte, wie er schnell die Treppe nach oben lief. Wahrscheinlich brachte er seine Sachen in sein Zimmer, so wie er es jeden Tag machte. Ich rief: "Philip, würdest du gleich mal bitte ins Wohnzimmer kommen?" Plötzlich erschien er direkt vor mir: "Warum schreist du so, Dad?" "Ich dachte, du wärst in deinem Zimmer." "Da war ich auch gerade. Was ist los?" Ich wies auf den leeren Sessel vor mir: "Setz' dich, bitte. Wir müssen etwas klären..." Philip sah mich ernst an und wie so häufig erinnerte er mich stark an seine Mutter. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken, doch ich fasste mich schnell wieder: "Principal Gordon hat angerufen, Philip - Du hast dich geprügelt?" Jeder, den ich kannte, hätte nun schuldbewusst zur Seite gesehen, den Blick abgewendet. Doch Philip zeigte keine Regung, im Gegenteil: "Er hat mich beleidigt und war sehr unhöflich. Ich habe ihm lediglich gezeigt, was ich mit solcher Unhöflichkeit anstelle." Ich schnappte nach Luft. Er redete exakt wie Lena: "Philip, was redest du da? Du darfst doch jemanden nicht einfach schlagen oder sogar beißen, nur weil er sich vielleicht verbal falsch ausgedrückt hat." Philip lachte auf: "Verbal falsch ausgedrückt?! Er hat unsere Familie beleidigt! Allen voran Lena!" Ich presste die Zähne aufeinander: "Lena gehört nicht mehr zur Familie. Das habe ich dir doch erklärt. Ihre Verbrechen waren einfach..." "Gerechtfertigt? War das das Wort, das du suchst? Ich habe mal recherchiert. Lena hat sich nur an unhöflichen vergangen! An denen, die es verdient hatten!" Seine Stimme ging eine Nuance höher. Ich starrte ihn an: "Findest du das etwa gut?" "Möglich wäre es. Auf solchen Abschaum kann die Menschheit sehr gut verzichten, denke ich." Nun wurde ich wütend: "Wie redest du denn? Rede ich mit Philip oder mit Lena?" Er sah mich verwirrt an. Ich fragte unverblümt: "Warst du bei Lena? Hast du sie besucht, obwohl ich es dir verboten habe?" Loreen war inzwischen aufgestanden und aus dem Raum gegangen. Sie konnte die Situation nicht ertragen. Philip zuckte mit den Schultern: "Ich wollte eben wissen, ob Dennis mich zu Recht als "Psycho" bezeichnet, so wie es angeblich Lena ist." "Und du glaubst allen ernstes, dass sie keiner ist?" Er schüttelte den Kopf: "Nein. Wenn, dann ist sie ein Soziopath. Zumindest sagt das Dr. Chilton. Außerdem hat Lena mir gesagt, dass sie alle ihre Handlungen
nachvollziehen und klar denken kann." Nun lachte ich auf: "Philip, Lena manipuliert dich! Merkst du das nicht? Sie lügt, wenn sie den Mund aufmacht! Vor allem, was dich betrifft..." Er starrte mich an: "Was soll denn das jetzt heißen?" Ich bemerkte meinen Fehler. Dann machte ich einen weiteren, in dem ich schwieg. Er neigte den Kopf und starrte mich an, schien mich zu analysieren: "Du verheimlichst mir doch etwas!" Ich ließ mich darauf nicht ein: "Du hast mir nicht gehorcht! Ich dachte, das müsste ich nie sagen, aber du hast Hausarrest! Du wirst Lena nie wieder sehen, das sage ich dir jetzt zum letzten Mal! Hast du mich verstanden, Philip Anthony Kandinsky?!" Er runzelte die Stirn und zum ersten Mal widersprach er mir: "Nächste Woche bin ich Achtzehn! Dann kannst du mir gar nichts mehr vorschreiben! Und nur damit du es weißt: Lena gehört für mich sehr wohl zur Familie! Ob du das willst oder nicht!" Damit drehte er sich um und ging in sein Zimmer. Mit offenem Mund starrte ich ihm hinterher: "Wie redest du eigentlich mit mir?!", brüllte ich voller Wut. Doch er war bereits weg. Schnaubend setzte ich mich und Loreen kam wieder hinein: "Seit ihr fertig?", fragte sie. Ich sah aus dem Fenster. Was war bloß mit Philip los? Was hatte Lena aus meinem Jungen gemacht?
Loreen nahm meine Hand: "Jason, wir wussten, dass das passieren würde." "Aber er... Lena hat ihn manipuliert! Sie hat seine gute Erziehung zunichte gemacht!" Ich richtete mich wutentbrannt auf: "Ich fahre noch einmal in die Anstalt und rede mit ihr. Es kann nicht sein, dass sie aus diesem lieben Jungen ein solches Monster macht!" Ich rauschte an Loreen vorbei, die nur den Kopf schüttelte: "Das ist keine gute Idee...", murmelte sie, doch ich hörte nicht hin. Dieses mal ließ ich Lena nicht damit davonkommen! Ich würde sie zur Rede stellen müssen...

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