Kapitel 25

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Am nächsten Morgen löste ich mich dann langsam von Ben und zog mich leise um, um dann raus zu gehen. Ben schlief tief und fest und bekam von all dem nichts mit. In der Küche schnappte ich mir nur ein paar Äpfel und rief meiner Mutter ein kurzes: "Guten Morgen!", zu, um dann auf direktem Weg in den Stall zu gehen. Dort begrüßte ich erst einmal Devil, dem ich einen der Äpfel hin hielt. Er verschlang ihn sofort und ich aß den zweiten Apfel. Den dritten steckte ich fürs Erste noch im meiner Tasche und verbrachte dann, wie jeden Morgen, eine halbe Stunde bei Devil. Allerdings kamen nicht wie immer die Stallburschen zuerst, sondern meine Mutter, die fragte: "Hast du deinen Vater irgendwo gesehen?"
"Nein. Ist der nicht zurück gekommen?", fragte ich verwundert.
"Keine Ahnung. Sein Auto steht, aber er ist nirgends zu finden."
"Ist er vielleicht bei den Stallburschen im Reiterstübchen?"
"Ich hab den ganzen Hof abgesucht. Da ist er nicht."
"Ist er vielleicht mit einem der Pferde unterwegs?", fragte ich und schaute die Stallgass hinauf. Da fiel mir auf, dass Bonfire nicht in seiner Box stand.
"Bonfire ist nicht da. Er ist bestimmt mit dem unterwegs.", sagte ich und schaute auf den Plan. Dort stand,dass Bonfire demnächst einen 160 Kilometer Ritt gehen sollte, der schon ziemlich früh anfängt und daher daran gewöhnt werden sollte in der Dunkelheit zu laufen.
"Alles gut. Er müsste bald wieder kommen.", sagte ich und da konnte man auch schon Hufgeklapper hören. Meine Mutter ging nun erleichtert auf meinen Vater zu, während ich in die Sattelkammer ging und Devils Putzzeug holte. Damit putzte ich ihn erst einmal gründlich und sattelte ihn dann.
Als er dann fertig war, führte ich ihn raus und stieg auf, um mit ihm zur Lichtung zu reiten und dort zu trainieren. Danach machte ich noch einen langen Ausritt mit ihm, sodass ich erst am Mittag wieder am Gestüt ankam, wo ich zuerst Devil versorgte und dann mit Janina trainierte. Als ich dann etwa eine Stunde mit ihr trainiert hatte, ging ich rein, um nach Ben zu sehen. Da dieser allerdings nicht da war, ging ich gleich wieder raus, wo ich ihn im Stall fand. Er war total blass und sah aus wie ein Häufchen Elend. Ich legte sanft einen Arm um ihn und fragte besorgt: "Was ist denn mit dir los?"
"Nichts. Alles gut.", sagte Ben schnell.
"Es ist nicht alles gut! Was ist los?"
"Ich hab nur immer noch höllische Kopfschmerzen."
"Du siehst auch echt nicht gut aus."
"Arbeiten muss ich trotzdem."
"Nein. Ich bring dich jetzt rein und du bleibst für heute mal schön im Bett."
"Und was ist mit meiner Arbeit?"
"Ich rede mit meinem Vater. Wir kriegen das schon irgendwie hin."
"Das geht nicht!"
"Und wie das geht! Ein paar Tage kommen wir hier auch mal alleine klar. Werd du mal erstmal gesund."
"Aber..."
"Nichts aber! Du arbeitest jetzt erstmal nicht!", sagte ich und schob ihn nun vor mir her rein in unser Zimmer. Dort setzte ich ihn auf das Bett und setzte mich selbst daneben. Ich gab ihm noch einen Kuss und sagte: "Leg dich schlafen. Ich schau später nochmal nach dir."
Nun verließ ich das Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Dann ging ich raus und machte Keschen fertig, um mit ihr zu trainieren.
Als ich sie warm geritten hatte und sie etwa eine Stunde lang galoppieren lassen hatte joggte ich mit ihr noch etwa eine Stunde lang und versorgte sie dann, um noch einmal nach Ben zu schauen. Da er tief und fest schlief ließ ich ihn einfach schlafen und machte mich dann daran auch die Pferde zu trainieren, die er eigentlich hätte reiten müssen.
Als ich dann auch mit denen durch war, war es schon recht spät und ich ging rein, um zu duschen, mir was frisches an zu ziehen und dann noch einmal nach Ben zu schauen. Da er noch immer schlief setzte ich mich nun neben ihn auf die Bettkante und strich ihm sanft über das Haar. Davon wurde er wach und schaute mich groß an.
"Wie geht's dir?", fragte ich.
"Naja.", kam es von ihm.
"Willst du was essen?"
"Nein, aber trotzdem danke!"
"Ich würd's dir auch bringen."
"Das ist echt nett von dir, aber ich hab keinen Hunger."
"Okay.", sagte ich und wollte ihm erneut über das Haar streichen. Dabei verharrte meine Hand auf seiner Stirn, die regelrecht glühte vor Wärme.
"Du glühst ja regelrecht.", bemerkte ich. Ben sagte nichts, sondern schaute mich nur groß an.
"Schlaf weiter. Morgen sehen wir dann weiter.", sagte ich, gab ihm noch einen Kuss und ging dann runter, um etwas zu essen. Dort saß nur noch meine Mutter und sagte: "Schön, dass wenigstens du mit mir zusammen isst."
"Wieso? Wo ist denn Papa?", fragte ich verwundert.
"Der hat keinen Hunger und muss ganz dringend mit seinen Pferdchen nachts trainieren, weil er ja nicht genug Bereiter hat, die das für ihn machen können!"
"Bonfire ist nunmal sein größter Schatz. Den darf niemand anderes als er, Ben und ich reiten."
"Und warum muss er ausgerechnet nachts mit ihm trainieren?"
"Weil er demnächst einen Ritt laufen soll, der schon zuemlich früh anfängt und er sich dran gewöhnen muss auch bei Dunkelheit zu laufen."
"Meine Güte!"
"Der Hengst ist ihm nunmal sehr wichtig und er ist auch echt ein Juwel."
"Wo ist eigentlich Ben? Will der nichts essen?"
"Nein. Der ist krank."
"Also doch mehr als nur zu viel Alkohol?"
"Ja. Dem geht's echt nicht gut."
"Und dann arbeitet er trotzdem?"
"Wollte er erst. Ich hab ihn dann aber ins Bett geschickt."
"Was hat er denn?"
"Er sagt er hätte nur Kopfschmerzen. So wie ich das sehe hat er einfach eine Erkältung."
"Bis zum Wochenende ist er bestimmt wieder fit."
"Hoffentlich. Da soll er nämlich Bonfire auf 160 Kilometer reiten."
Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis ich dann hoch ging und mich zu Ben ins Bett legte. Dieser schlief noch immer tief und fest, aber legte instinktiv einen Arm um mich.

Am nächsten Morgen löste ich mich dann vorsichtig aus seiner Umarmung und stand auf, um zu Devil in den Stall zu gehen. An diesem Morgen hatte ich allerdings nicht sehr viel Zeit und so machte ich mich direkt daran ihn fertig zu machen und ritt zur Lichtung, wo ich etwa eine Stunde mit ihm trainierte und dann mit Jenny tauschte. Diese hatte mir Keschen schon fertig gemacht und übernahm Devil nun, um ihn zu versorgen. Ich stieg auf Keschen auf und machte mich dann direkt daran mit ihr zu trainieren. Da ich allerdings nicht sehr viel Zeit hatte nahm ich nur die 40 km Strecke. Diese allerdings im vollen Galopp. Jenny hatte in der Zeit schon Shalima fertig gemacht und so tauschten wir nur wieder die Pferde.
So ging es den ganzen Tag, bis ich dann alle Pferde durch hatte, die ich reiten musste oder für Ben ritt. Nun holte ich Keschen und joggte mit ihr am Strick noch etwas länger als eine Stunde lang um die Gelände Strecke, damit auch ich fit bleib.

Der letzte Sprung - #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt