Kapitel 27

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Die letzten 20 Kilometer waren dann die Schlimmsten, denn es war nun schon wieder Nachmittag und ich war müde und ziemlich fertig. Dem Hengst ging es da auch nicht viel besser und er schwitzte auf den letzten Kilometern relativ viel, aber trotzdem lief er die ganze Zeit locker sein Tempo. Auf der Schluss Geraden merkte ich allerdings, wie er die Ohren spitzte und etwas gegen den Zügel drückte. Ich gab ihm die Zügel frei und so legte er einen Jagdgalopp zum Ziel hin und schaffte es so noch zwei Reiter zu überholen. Als ich dann durch das Ziel gekommen war, stieg ich ab und konnte gar nicht so schnell gucken, wie der Hengst auch schon seinen Sattel los geworden war und mit Wasser abgekühlt wurde. Nun wartete noch der spannendste Teil auf uns. Die letzte, abschließende Tierarztkontrolle. Zu dieser gingen die Pfleger mit dem Hengst, während ich mit Ben wartete.
"Wie viele Reiter sind eigentlich schon angekommen?", fragte ich nun.
"Vor dir gar keiner. Wenn Bonfire durch die Tierarztkontrolle kommt habt ihr gewonnen.", sagte er stolz.
"Jetzt echt? Das kam mir gar nicht so schnell vor."
"Ja. Du warst die ganze Zeit über Dritte, aber dadurch, dass ihr auf der Schluss Geraden nochmal so ein Tempo vor gelegt habt, habt ihr die zwei vor euch überholt und seid somit die Ersten."
"Wow! Mein erster 160 Kilometer Ritt nach mehr als zehn Jahren und direkt als Erste ins Ziel gekommen."
"Du bist eben ein Champion in allen Disziplinen."
"Nein. Ich hab nur das beste Pferd mit dem besten Trainer."
"Jetzt muss er nur noch durch kommen."
Für die nächsten 20 Minuten herrschte nun eine angespannte Stille, bis Jenny mit Bonfire am Zügel wieder kam. Sie strahlte uns an und berichtete glücklich: "Er hat die Tierarztkontrolle mit Bravour bestanden und somit habt ihr gewonnen!"
Ich sprang nun auf und fiel dem Hengst glücklich um den Hals. Dieser schien auch verstanden zu haben, dass er es geschafft hatte, denn seine Augen strahlten und er ließ den Hals entspannt hängen.

Wir mussten nun noch eine Stunde warten, bis dann auch die anderen Reiter alle zurück waren und ritten dann zur Siegerehrung. Unter lautem Applaus führten wir die Ehrenrunde an und der Hengst hob stolz seinen Kopf in die Höhe. Nun wusste auch er, dass er gewonnen hatte und genoss den Applaus.
Nachdem ich dann wieder bei den anderen angekommen war versorgten wir den Hengst und packten alles wieder ein, um zurück zum Gestüt zu fahren. Dort angekommen luden wir alles wieder aus und luden andere Sachen wieder ein, da wir nun mit Keschen direkt wieder zum nächsten Ritt fuhren, der am nächsten Tag war.
Als wir dort dann ankamen bauten wir alles wieder auf und versorgten Keschen, um dann in die Zelte zu gehen und etwas zu Schlafen. Viel Schlaf blieb uns allerdings nicht, da wir direkt um 6 Uhr wieder starten mussten und daher schon um 4 Uhr aufstanden, um uns die Route noch einmal an zu schauen und alles zu packen. Dann saß ich auch schon wieder auf dem Pferd und ritt mit Keschen einen 100 Kilometer Ritt, den ich, genau, wie den letzten Ritt, gewann.
Am Ende des Tages war ich dafür dann aber endgültig am Ende und völlig fertig. Während die anderen alles packten saß ich so mit Ben im Gras und schaute in den Sonnenuntergang. So langsam wurde es dann allerdings auch ziemlich kalt und ich begann zu frieren. Ben merkte das und brachte mir eine Decke in die ich mich einwickelte. Nun hob er mich vorsichtig auf seinen Schoß. Ich kuschelte mich eng an ihn und er schlang seine Arme um mich.
So musste ich dann wohl eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwachte fand ich mich in meinem Bett wieder. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es bereits Mittag war und so stand ich auf und ging runter. Dort saß meine Mutter in der Küche und bemerkte: "Unser Champion ist ja auch mal wieder wach! Herzlichen Glückwunsch für zwei so tolle Siege!"
"Danke!", sagte ich glücklich und ging dann raus, um nach Devil zu sehen und dann etwas mit ihm zu trainieren.

In den nächsten Tagen trainierte ich nur noch mit Devil und Keschen, da die Planungen für unsere Hochzeit nun auf Hochtouren liefen. Ben und ich setzten uns zuerst einmal zusammen, um die Leute auf zu schreiben, die überhaupt kommen sollten.
"Was ist mit deinem Vater? Laden wir ihn ein oder nicht?", fragte ich.
"Muss er kommen?", fragte er.
"Nicht unbedingt."
"Ich glaube dann laden wir ihn lieber nicht ein. Er verdirbt uns nur den Tag."
"Bist du sicher? Findest du nicht, dass es an der Zeit ist sich wieder mit ihm zu vertragen?"
"Vielleicht, aber nicht an unserer Hochzeit. Er hat doch wohl mehr als deutlich gesagt, dass er was dagegen hat."
"Wir können ihn ja einfach mal für dieses Wochenende einladen. Dann kannst du in Ruhe mit ihm reden und vielleicht hat er seine Ansichten ja geändert."
"Muss das sein?"
"Ja. Irgendwann musst du mal wieder mit ihm reden und wenn du das jetzt machst hast du es hinter dir."
"Okay, aber wie laden wir ihn ein? Wir haben doch nichtmal eine Telefonnummer von ihm."
"Ich sprech mit meinem Vater. Der hat bestimmt irgendwie seine Handynummer oder so."
"Okay. Ich geh mit Hatuscha trainieren."
Ich ging nun zu dem Büro meines Vaters, klopfte kurz an und ging dann rein.
"Ach Lisa. Was gibt's?", fragte er. Ich setzte mich zu ihm an den Tisch und fragte: "Hast du eine aktuelle Telefonnummer von Stuart?"
"Ja. Wieso?"
"Könntest du mir die vielleicht aufschreiben?"
"Ja. Wieso?"
"Wir wollen ihn für das Wochenende einladen, damit Ben mal in Ruhe mit ihm sprechen kann."
"Das ist eine gute Idee!"
"Krieg ich dann die Telefonnummer?"
"Nein. Ich ruf ihn an. Das ist glaube ich besser."
"Okay. Wenn du meinst."
So ging ich nun raus und schaute Ben zu, der gerade mit Hatuscha an der Gelände Strecke Galopp Training machte.
Die restlichen Tage bis zum Wochenende verbrachten wir damit einiges zu planen und vor zu bereiten.

Der letzte Sprung - #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt