Kapitel 16

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*LeónPOV*

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein sanftes Kreisen auf meiner Brust geweckt. Ich blinzelte leicht mit meinen müden Augen und sah, wie meine Frau halb auf mir lag und ihre Finger kreative Zeichnungen auf meine Brust hinterließen. "Guten Morgen", grummelte ich in meiner Morgenstimme, die einen relativen Bass in der Stimme hatte. "Guten Morgen, Baby." Violetta schenkte mir einen Kuss und führte dann wieder ihre eigentliche Tätigkeit fort. So lagen wir dort noch eine Stunde. Hin und wieder küssten wir uns, mal lang, mal kurz oder nicht intensiv und intensiv. Als ich später einen Blick auf die Uhr an der Wand gegenüber von unserem Bett wagte, traf mich der Schlag. Es war schon nach elf und wir hatten den Kindern heute Nacht gesagt, dass wir gegen halb zehn oder zehn auftauchen würden. "Sonnenschein wir müssen die Kinder holen. Hast du schon einmal auf die Uhr gesehen?", fragte ich meine Frau, die immer noch eng umschlungen neben mir lag. Ihr Kopf streckte sich in Richtung Wanduhr. Ein Seufzen und ein "Ups" erklang aus ihrem Mund und im nächsten Moment schlug sie die Decke weg, zog mich mit sich aus dem Bett ins Badezimmer.

"Papi können wir vielleicht frühstücken fahren?", fragte Em mich, als Violetta und ich die Kinder bei Gérman abholten und jetzt gerade ins Auto verfrachteten. "Au ja, Papi bitte.", schloss sich nun auch Felix seiner Schwester an. Ich schaute fragend zu Violetta, die neben mir auf dem Beifahrersitz saß. "Habt ihr nicht schon bei Opa gefrühstückt?", fragte sie. Ein Blick in den Rückspiegel verriet mir, dass die beiden nickten. "Und warum wollt ihr dann noch einmal frühstücken?" "Na, weil es mit euch mehr Spaß macht als mit Opa. Der achtet viel zu sehr, wie wir uns verhalten und korrigiert uns ständig.", jammerte Em uns die Ohren voll. Violetta fing an, zu lachen. "Ich kann euch so gut verstehen. Papa hatte mich früher auch korrigiert und schimpfte immer mit mir." Emma und Felix lachten mit ihr. Wobei ich mich ja eher auf das Autofahren konzentrieren musste, um nicht von der Fahrbahn abzukommen. "Also? Können wir noch einmal frühstücken fahren?", fragte Em noch einmal nach ungefähr fünf Minuten. "Ich kenn' da auch schon eine sehr leckere Bäckerei. Die ist ganz in der Nähe.", informierte uns Violetta. "Und der Name lautet?", fragte ich nach. "Le Pain Quotidien." Ein deutlich lautes Geräusch nahm ich von hinten, der Rückbank, war. Emma und Felix stimmten ihrer freudestrahlend zu. Da hatte ich keine Chance, sie umzustimmen. Also fuhren wir zu dieser Bäckerei. Ich konnte es nicht verneinen, die Bäckerei war wirklich gut. Es gab eine Anzahl von Brötchen, heimische Spezialitäten und noch vieles mehr. Die Kinder aßen viel, Violetta aß viel und natürlich konnte ich diese Familie nicht in Stich lassen und wenig essen.

Als wir nach wenigen Stunden später zu Hause eintrudelten, splitteten wir uns. Emma und Felix sind in ihre Zimmer verschwunden und Violetta in unserem Keller, wobei ich daran denke, wie es ihr geht. Ich habe sie noch nicht nach gestern und dessen Ereignisse gefragt. Ich habe es ihr auch nicht gerade gut ansehen können, ob es ihr schlecht oder gut ging. Deshalb machte ich mich nun auf den Weg nach unten und versuchte den Raum, wo Violetta sich aufhielt, ausfindig zu machen. Gesagt, getan. Kurze Zeit später stand ich in dem Türrahmen unseres Fitnessraumes. Violetta hatte sich ihre Sportkleidung angezogen, Ohrstöpsel mit ihrem Handy verbunden und hörte lautstark Musik. Spanische Musik, das hieß in manchen Situationen nichts Gutes. Sie hörte, wenn sie wütend, aufbrausend oder traurig ist, spanische Musik. Das sollte sie beruhigen, hatte sie mir damals erzählt. Leise schlich ich mich an sie. Mit dem Rücken zu mir gewandt, saß sie auf dem Boden und machte irgendwelche Aufwärmübungen. Sie dehnte gerade ihre kleinen, dünnen Beine. Meine Finger griffen automatisch nach ihren Ohrstöpseln, zogen sie mit wenig Kraft aus ihren Ohren. "Sonnenschein?", fragte ich vorsichtig. Als meine Frau sich zu mir drehte, erblickte ich ein verheultes Gesicht. Sie hatte wegen diesem Arsch wieder einmal geweint. Ich mache Kyle dafür noch ordentlich Probleme. Keiner darf meiner Frau etwas antun. Nicht einmal ich. "Sch.... Komm her." ich breitete meine Arme aus. Schnell ließ sie sich dort hineinfallen und weinte in mein T-Shirt. "Es wird alles gut. Ich werde diesem Typ schon noch zeigen, wo es lang geht. Er wird dir nicht mehr nahe kommen." Noch enger als vorhin kuschelte sie sich an mich. Ich konnte ihre Angst körperlich und auch seelisch spüren. Es war nicht nur für sie eine Qual, sondern auch für mich. Ich kann meine Frau nicht so leiden sehen. Wenn einer von uns etwas Schlimmes durchmachen muss, dann auch gemeinsam. Denn wir sind ein Team.

Leónetta - Ist das erlaubt? 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt