Kapitel 18

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Wochen vergingen, Tage, an denen wir gezittert und gebangt hatten, waren vorbei. Heute ist endlich der Tag aller Tage. Heute ist der Gerichtstermin von Kyle. Emma und Felix hatten wir auch schon von Violettas Geschehnissen mit Kyle erklärt. Sie haben es natürlich sofort verstanden und auch nicht durch die wahren Worte. Ihnen hat es nicht gefallen, Violetta so leiden zu sehen und sind eines Tages auf uns zu gekommen und haben gefragt, was los sei.

Nun saßen Violetta und ich mit Unterstützung von unserem Anwalt im Gerichtssaal und warteten bis das Ende naht. Violettas Hand lag die ganze Zeit über in meiner, unsere Finger verschränkt. Man konnte ihr die Angst ansehen und auch ich spürte es, wie die Angst mir den Rücken runterlief. Kyle saß uns gegenüber, in Handschellen, grinste er dauerhaft. Sein Anwalt meinte wohl, er würde ihn aus dieser derben Szene herausbekommen. Da hat er wohl sich geschnitten, denn unser Anwalt hat noch weitere Opfer von Kyle aufgespürt. Da wir wussten, dass Kyle gebürtig aus den USA kommt, hat sich unser Anwalt mit seiner Partnerkanzlei in Verbindung gesetzt und hat recherchiert bis zum geht nicht mehr. Der Richter hörte sich schon die verschiedensten Frauen an, die ebenfalls Opfer wurden. Kyles Gesicht in dem Moment, als wir dem Richter weitere Opfer angaben, war feierlich. Er hätte wohl nicht gedacht, dass auch wir so raffiniert sein können. Ich würde dann einmal sagen: Pech gehabt, Kyle!

"Violetta Vargas", ertönte die Stimme des Richters. Einen leichten Druck gegen meine Handfläche ließ mich wieder ins hier und jetzt bringen. Violettas Name wurde aufgerufen, dass soweit ich weiß heißt, dass sie in den Zeugenstand muss, ihre Aussage bestätigen und weitere Fragen zu beantworten. Ich sah zu meiner Frau, schenkte ihr ein Lächeln und schickte ihr somit mental Kraft zu. Sie wird es schaffen, hundert prozentig.

*ViolettaPOV*    

Zittrig und auf wackligen Beinen schritt ich auf den Stuhl zu. Meine Hände schwitzten, Angst brach innerlich bei mir aus und weitere tausend Gefühlsexplosionen bombardierten mein Inneres. (Alles, was jetzt hier im Gericht passiert, ist von mir erfunden. Also das, was der Richter sagt.) "Ihr Vor- und Nachname ist Violetta Vargas?", fragte mich der Richter. "Ja, das ist richtig." "Sie sind 22 Jahre alt und sind verheiratet mit León Vargas?" Wieder einmal nickte ich und bestätigte ihm, dass es richtig sei. "Nun wie Sie heute auch die anderen Hörungen mit verfolgt haben, wissen Sie, was auf Sie zukommt?" Ich nickte zur Bestätigung. "Gut. Dann lassen Sie uns anfangen: Wie stehen Sie zu Herrn Porth?" Der Richter saß vor mir auf seinen beiden Ellenbogen gestützt und wartete auf meine Antwort. "Kyle ist mein Arbeitskollege und nichts weiter." Der Protokollant tippte jedes einzelne Wort mit. "Seit wann hatte er sich Ihnen, wollen wir einmal sagen, angenähert?" "Das war, als meine Tochter im Krankenhaus lag. Er meinte, ob es mir gut ginge und hat mich auch durch Zärtlichkeiten trösten wollen. Danach wurde es mit der Zeit intensiver. Ich habe auch schon immer gesagt, er solle dieses lassen, da ich verheiratet bin und kein Interesse an ihm habe. Er hat diese Antwort aber nicht gut aufgenommen. Er hat mir dann gesagt, ich solle mit ihm zu einem Patienten kommen und ihm seine Diagnose sagen, doch dazu kam es noch nicht einmal, da er mich in irgendeine wahllose Abstellkammer gezerrt hatte. " Ich blickte kurz nach hinten zu León. Ich brauchte seinen mitfühlenden Blick. Er ist der einzige Mann, der mich glücklich machen kann. "Und was ist nachdem ganzen passiert? Wie ist es weitergegangen?", fragte der Richter. "Ich habe versucht alles möglich zu machen und meine Schichten mit ihm gemeinsam zu tauschen und ihn komplett zu meiden. Die ersten paar Tage bin ich auch nicht aus dem Haus gegangen, notfalls mit meinem Mann an der Seite." Weitere Fragen folgten, bis es nun zum Urteil kam. Der Richter und sein "Gefolge" kamen aus dem Raum hinter dem Gericht und wir alle standen. Meine Hand verschränkte ich mit der von León. Halt, Kraft, Mitgefühl und Liebe schenkte er mir in diesem Moment durch den Händedrück. All das, was ich im Moment am besten gebrauchen konnte. Ich dankte ihm in meinen Gedanken. "Nun kommen wir zum Urteil: Der hier angeklagte Kyle Porth wird zu vier Jahren Haft und einem Schadensgeld aller Opfer verurteilt. Das Schadensgeld beträgt die Höhe von jeweils 1000 Euro. Hiermit ist diese Verhandlung geschlossen und beendet." Ich schaute freudestrahlend zu León, küsste ihn überstürzt.

Gemeinsam gingen wir nach Hause, feierten den kleinen Triumph und ließen den Rest des Tages an uns vorbeiziehen.



Leónetta - Ist das erlaubt? 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt