Prinzessin

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Als wir wieder bei Louis zu Hause angekommen waren, brachte ich die Einkaufstaschen hoch in das Gästezimmer. Und keine zwei Minuten später stand er auch schon wieder mit einem Grinsen, das er irgendwie nie abschalten konnte, auf der Matte.
"Na, was machst du?", fragte mich da Louis. Mit der Stimme eines hyperaktiven Kleinkindes. "Wir sind grad erst aus der Stadt zurück. Ich hab die Sachen hochgetragen!"
"Und was machst du jetzt?" Genervt ließ ich das neue T- Shirt, das ich in den Schrank legen wollte, wieder zurück in die Tasche fallen. Ohne zu fragen war Louis in das Zimmer gekommen und machte sich nun mit einem Ächzen auf dem Bett bequem. "Sag mal, hast du keine Hobbys?!" Louis nickte. "Doch, aber ich möchte was mit dir machen!"

Und wieder klang seine Stimme verdächtig nach der eines Kindes. Dass er bereits vierundzwanzig sein sollte, konnte ich ihm in diesem Moment nicht wirklich abnehmen.
Endlich hatte ich alle neuen Klamotten verstaut und ließ mich nun neben Louis fallen. Ich würde ihn gerne besser kennenlernen. Früher, als alles noch gut war, als meine Eltern noch lebten, hatte ich mir immer vorgestellt wie es wohl wäre, Geschwister zu haben. Und jetzt hatte ich genau das, was ich mir immer gewünscht hatte. Doch dafür war der Preis sehr hoch gewesen.

Verstohlen wischte ich mir übers Gesicht, in der Hoffnung, dass Louis meine Tränen nicht sehen würde. Aber wieder hatte  ich kein Glück. Er griff nach meinem Kinn und drehte meinen Kopf in seine Richtung, sodass ich ihn ansehen musste. Plötzlich war Louis' freches Ginsen hinter einer ernsten Miene verschwunden. "Was ist denn los, Prinzessin?", fragte er mich einfühlsam.

Doch durch dieses Kosewort begann ich erneut zu weinen. Sanft zog er mich in seine Arme und tätschelte mir unbeholfen den Rücken. "So hat mich... mein Dad immer ge.. genannt!", brachte ich schließlich zwischen den Schluchzern heraus.

"Was meinst du?" Ein erneuter Weinkrampf durchfuhr mich. "Prinzessin. Dad, er hat m... m... mich immer so genannt!" Ich spürte wie er mich fester an sich zog. "Pscht."


Durch ein sanftes Rütteln wurde ich geweckt. "Rose?" Ich blinzelte un sah in Louis' Gesicht. "Tut mir leid, dass ich dich jetzt wecken muss!" Langsam setzte ich mich auf, nur um mich sofort wieder nach hinten fallen zu lassen. Mich hatte ein Schwindelgefühl überkommen. "Rose? Alles okay?", fragte er mit einem besorgten Unterton, während er sich neben mich setzte. Ich spürte wie er mir die Hand auf die Wange legte. "Mir is nur ein bischen schwindelig!", nuschelte ich.

"Das ist ja auch kein Wunder! Du bist viel zu dünn!" Langsam wurde der Schwindel weniger. Ich setzte mich neben Louis an die Bettkante. "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zu dünn bist?", setzte er seine Fragerunde fort. Ich schüttelte nur den Kopf. Dass das ganze durch diese dummen Regeln im Heim so war, musste er ja nicht unbedingt wissen.

Beim Abendessen herrschte wieder diese unangenehme Stille. Ich saß schweigend Johannah und Louis gegenüber. "Hast du es deiner Schwester schon erzählt?", durchbrach sie da unerwartet das Schweigen. Verwirrt blickte ich zweischne den Beiden hin und her. Was meinte Johannah denn?
Louis lieferte mir jedoch nicht gleich die Antwort auf diese Frage. Erst kaute er langsam sein Essen zu ende und schluckte herunter. Wie in Zeitlupe legte er sein Besteck zur Seite.

"Ich hab dir ja erzählt, was mein Beruf ist", ich nickte, "Naja, wir hatten eben zwischendurch zwei Wochen frei. Doch ich muss morgen wieder zurück nach London!" Erstarrt, ohne zu blinzeln, schaute ich ihn an. War das sein Ernst? War das sein verdammter Ernst? Louis konnte doch nicht sofort wieder verschwinden, nachdem ich ihn gerade erst kennengelernt hatte!

"Ach übrigens", riss mich da Johannahs Stimme aus meiner Gedankenwelt, "Wie lange hast du mit dem Heim ausgemacht, dass du bleiben kannst?" Unruhig rutschte ich auf dem Stuhl hin und her.

Sollte ich lügen oder doch die Wahrheit sagen?

Brother? |Louis TomlinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt