Rosalie Johannah Poulston

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Einen Monat war es jetzt her. Einen Monat war es her, dass mir gesagt wurde, dass ich adoptiert bin, und dass meine Eltern starben. Durch die harten Regeln hier im Heim hatte ich jedoch kaum Zeit darüber nachzudenken.

Gerade war es 5 Uhr morgens und ich kümmerte mich um das Frühstück. Wer Frühstücksdienst hatte, traf es am härtesten. Man musste mitten in der Nacht aufstehen, wenn man pünktlich fertig sein wollte. Danach ging es wie für jedes andere Kind oder Teenager in die Schule.

Wie jeden Morgen traf ich mich mit Susan vor dem Schulgebäude. Ich hatte ihr Alles erzählt. Angefangen mit dem Streit meiner Eltern.

"Hey Rose!", rief sie. Trotz der Müdigkeit musste ich lächeln. "Hi Sue!" Ich spürte ihren durchdringenden Blick auf mir. "Sag mal, ist alles ok?" Ich seufzte. Ihr blieb ja auch nichts verborgen.

"Ich musste mich ums Frühstück kümmern. Dafür muss man um halb fünf aufstehen", erklärte ich ihr genervt. Mit großen Augen sah sie mich an. "Echt, das is so ne Sklaventreiberin!" Da konnte ich Susan nur zustimmen.

Ich wurde wach, als mir meine beste Freundin gegen das Schienbein trat. Verwirrt sah ich sie an. "Man, ich würd dich ja gern schlafen lassen, aber wenn das der Brown mitbekommt, biste tot!", zischte Susan. Ich war wohl wegen diesem scheiß Frühstücksdiens mitten im Matheunterricht eingeschlafen.

"Du musst irgendwas machen, Rose! Bevor dich die Sklaventreiberin noch umbringt!" Augenverdrehend antwortete ich ihr: "Jetzt übertreibst du's aber, Sue!"

"Ich übertreibe gar nicht!", schrie sie nun. Sämtliche Schüler in der Nähe drehten sich zu uns um. "Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?!"

Susan überlegte einen Moment, dann konnte ich förmlich sehen, wie es in ihrem Kopf 'Klick' machte. "Natürlich! Das ist doch total naheliegend!" Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch um sie zum Weiterreden zu bringen.

"Was haben deine Eltern denn nochmal zu dir gesagt, Rose?"

"Sie sagten, ich sei... adoptiert!"

"Genau, adoptiert! Rose, das heißt, dass du wohl einen Ausweg aus diesem Heim hast!" Lange konnte ich jedoch nicht dieses Hochgefühl mit ihr teilen.

"Du vergisst da einen wichtigen Punkt, Susan. Erstens habe ich keine Informationen über meine leiblichen Eltern und zweitens, nun, diese Leuten haben mich damals weggegeben. Wieso sollten sie jetzt ihre Meinung ändern?"

Sofort hatte sie eine Antwort parat: "Was die Informationen angeht, bin ich mir sicher, dass es die in deiner Akte im Heim gibt. Und tja, wegen deinem anderen Punkt kann ich dir natürlich nichts versprechen. Aber das könnte dein Ausweg sein!"

Als ich später wieder in meinem Zimmer war, musste ich wieder an Susans Worte denken. Sie hatte Recht. Ich musste es wenigstens versuchen. Doch um meine leiblichen Eltern überhaupt zu treffen, brauchte ich meine Akte. Und die befand sich in Mrs. Millers Büro.

Ich dachte darüber nach, wie ich daran kommen konnte, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Natürlich! Morgen hatte ich Putzdienst! Das hieß, dass ich mich nichteinmal rechtfertigen musste, falls mich jemand in das Büro gehen sehen sollte.

Mein Hochgefühl verschwand jedoch schnell, als es Zeit fürs Abendessen war. Während ich das Esszimmer betrat, sah ich eine wütende Mrs. Miller auf mich zueilen.

"Rose Jackson! Für dich gibt es heute kein Abendessen!", schrie sie, als sie mich erreicht hatte. Damit packte mich die Heimleiterin so fest am Arm, dass es wehtat, und zerrte mich auf den Flur.

"Wieso, was hab ich denn getan?", fragte ich verwirrt. "Es ist ehr das, was du nicht getan hast!" Danach stolzierte sie zurück in das Esszimmer und knallte die Tür zu.

Ich war mir keiner Schuld bewusst, doch sicherheitshalber schaute ich auf dem Arbeitsplan nach. Und tatsächlich: Ich wäre heute mit Vorlesen für die jüngeren Kinder dran gewesen. Das war eigentlich meine Lieblingsaufgabe, doch da ich so früh aufstehen musste, hatte ich es vergessen.

Und das hieß: kein Abendessen für mich. Seufzend ging ich zurück zu meinem Zimmer. Ich wurde mit Essensentzug schon oft bestraft, während ich hier war. Mittlerweile sah man mir das auch schon an.

Auf dem Weg zu den Schlafzimmern, kam ich an Mrs. Millers Büro vorbei. Ich blieb stehen. Sollte ich es jetzt wagen oder doch lieber bis morgen warten?

Schließlich atmete ich tief durch und drückte die Klinke herunter.

Leise schloss ich die Tür hinter mir und sah mich um. Wo nur bewahrte sie die Akten auf? Schnell lief ich um den großen hölzernen Schreibtisch herum und wurde auch in einem der unteren Fächer fündig.

Da Mrs. Miller Ordnung liebte, fand ich meine Akte sofort. Jackson, Rose. Ich zog sie aus der Schublade und blätterte hindurch. Als ich meine Geburtsurkunde erreichte, stoppte ich schließlich.


Vorname(n) des Kindes: Rosalie Johannah

Familienname des Kindes: Poulston

Geschlecht: weiblich

Geburtsdatum: 21. 6. 2000

Geburtsort: Doncaster


Vorname der Mutter: Johannah

Familienname der Mutter: Poulston


Vorname des Vaters: Troy

Familienname des Vater: Austin


Hier hatte ich also, was ich brauchte.







Brother? |Louis TomlinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt