Es war nun bereits eine Woche her, seit ich mit Johannah zurück zum Kinderheim gefahren war. Ich hatte mich relativ gut eingelebt. Doch heute sollte mein erster Schultag sein, und das machte mich ziemlich nervös. Ich war noch nie wirklich jemand gewesen, der schnell Freunde fand. Dafür war ich einfach zu schüchtern.
"Rose?", rief mich Johannah von unten. "Ich komme!", Schnell griff ich nach meiner Schultasche und rannte die Treppe herunter. Im Flur wartete sie bereits auf mich und reichte mir meine Jacke. Johannah würde mich heute noch zur Schule fahren, so wie wir es abgesprochen hatten. Doch ab morgen sollte ich wie alle anderen auch den Bus nehmen.
"Viel Spaß!", rief mir Johannah hinterher, als ich aus dem Auto stieg. Ich drehte mich noch mal zu ihr um und winkte. Dann richtete ich meinen Blick auf das Schulgebäude, vor dem einige Schüler herumstanden.
Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich mich in Bewegung setzte. Ich hatte das Gefühl, dass mich jeder anstarrte, während ich durch die Gänge lief und schließlich am Sekretäriat ankam.
"Hallo, mein Name ist Rosalie Jackson! Ich bin neu hier." Die ältere Frau nickte und reichte mir meinen Stundenplan. Jetzt würde ich sofort zwei Stunden Mathe haben. Schlimmer hätte es mich wohl nicht mehr treffen können.
Der Unterricht hatte bereits angefangen, als ich endlich mein Klassenzimmer gefunden hatte. Meine Hände zitterten, als ich sie hob und klopfte. Kurz darauf ertönte ein 'Herein!' und ich öffnete die Tür.
Das Gefühl, von dreißig Augenpaaren angestarrt zu werden, war nicht gerade angenehm, kann ich euch sagen.
"Oh, du musst bestimmt Rosalie sein! Setzt dich doch dort neben Penny." Dabei deutete der Lehrer auf ein rothaariges Mädchen, das allein in der letzten Reihe saß. Sie hatte ihren Kopf gesenkt und schien nicht mitbekommen zu haben, was er gesagt hatte.
Als ich den Stuhl neben ihr zurückschob und mich setzte, wanderte ihr Blick dann doch zu mir. "Hi!", sagte ich leise zu ihr, da der Lehrer mit seinem Unterricht vortgefahren war. Sie lächelte mir nur kurz zu, dann schaute sie schnell wieder zur Tafel.
Als es endlich zur großen Pause klingelte, war ich ehrlich froh, die Mathestunde heil überstanden zu haben. Penny war die erste, die das Klassenzimmer verließ. Mit gerunzelter Stinr starrte ich ihr hinerher. Was hatte sie denn?
Ich wurde plötzlich aus meinen Gedanken gerissen, als jemand nach meinem Arm griff und sich einfach einhakte. "Hallöchen, ich bin Jolene!", grinste mich ein blondes Mädchen fröhlich an. Ich wollte gerade etwas sagen, doch sie ließ mir keine Gelegenheit dazu. "Du hast also schon unsere Penny kennengelernt! Und mich jetzt auch! Ich sag dir, du wirst es hier lieben! Der Sommerball, und....", ich schaltete ab. Wie konnte ein Mensch nur so schnell so viel reden?
Müde klingelte ich schließlich bei Johannah. Ich weigerte mich, es als mein zu Hause zu bezeichnen. Denn das war es bestimmt nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht.
Als Johannah mir endlich öffnete, drückte ich mich an ihr vorbei und ging sofort in die Küche, nachdem ich meine Schuhe und die Jacke ausgezogen hatte. Das Essen in der Mensa schmeckte einfach grauenhaft. Ich hatte versucht, etwas herunterzuwürgen, doch trotzdem hatte ich nicht mehr als die Hälfe der ohnehin schon kleinen Portion geschafft.
"Ich hab Spaghetti gemacht!", sagte Johannah, als sie hinter mir die Küche betrat. "Ich dachte, dass ich damit sicher nichts falsch machen kann!" Ich nickte nur und ließ mich auf den Stuhl fallen.
Wie immer, wenn ich länger mit Johannah in einem Raum war, entstand wieder diese unangenehme Stille. Unbehaglich rutschte ich auf dem Stuhl hin und her. Schließlich räusperte sie sich. "Und, wie war die Schule? Hast du schon wen nettes kennengelernt?" Ich nickte. "Ja, Jolene und Penny." Damit schwiegen wir wieder.
Ich war schließlich froh, als ich endlich aufgegessen hatte und wieder in mein Zimmer konnte.
Meine Einstellung zu Johannah hatte sich in der Zeit, in der ich schon hier war, nicht wirklich verändert. Natürlich, sie war meine leibliche Mutter, doch ich hatte ziemliche Schwierigkeiten damit, das zu akzeptieren. Ich konnte sie einfach nicht an mich heranlassen. Mit meiner Mum konnte ich immer über alles reden und lachen. Doch ich wurde mit Johannah einfach nicht war. Auch wenn sie sich so darum bemühte, unser Verhältnis zu verbessern, gelang ihr das einfach nicht. Ich konnte einfach nicht.
Immer, wenn ich auch nur etwas Nähe zuließ, überkam mich ein seltsames Gefühl. Es war mir unangenehm, von ihr in den Arm genommen zu werden. Und natürlich hatte Johannah das bemerkt und es tat ihr weh, was mir wiederum auch leidtat. Immerhin war es nicht ihre Schuld, dass ich zur Adoption freigegeben wurde und ich somit in einer anderen Familie, mit anderen Eltern groß geworden war.
Als es an meiner Zimmertür klopfte, schreckte ich auf. Ich musste wohl eingeschlafen sein. Johanna streckte ihren Kopf herein und hielt mir das Telefon entgegen. "Louis ist dran!" Sofort war ich wieder wach und sprang aus dem Bett. Egal, wie mein Verhältnis zu Johannah war, ich hatte Louis bereits sehr liebgewonnen.
"Hallöchen, kleine Schwester!", wurde ich lautstark von ihm begrüßt, was mich sofort zum Lachen brachte. "Was haben denn heute alle mit diesem 'hallöchen'?", fragte ich ihn grinsend. Darauf bekam ich nur ein verwirrtes 'Häh?'.
"Ich hatte doch heute meinen ersten Schultag.... Und da war dieses Mädchen, Jolene. Sie hat das auch gesagt und um ehrlich zu sein, hat sie mich beinahe zu Tode geredet!"
Ich erzählte Louis noch mehr über meinen Tag, bevor ich mich von ihm verabschiedete. Langsam lief ich die Treppe herunter und stellte das Telefon wieder auf die Ladestation. Ich setzte mich neben Johannah, die gerade irgendeinen Film anschaute, auf das Sofa. Ich bemerkt, wie mir immer wieder die Augen zufielen und schließlich schlief ich ein. Das letzte, das ich noch merkte, war, wie mich Johannah näher zu sich zog. Und mit einem Lächeln driftete ich in den Schlaf.
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Brother? |Louis Tomlinson
FanfictionAls Rose erfährt, dass sie adoptiert wurde, bricht für sie eine Welt zusammen. Und nicht dass das schon schlimm genung wäre. Nach einem tragischen Unfall steht sie plötzlich alleine da. Kurzerhand wird sie in ein Kinderheim gebracht. Dort kommt sie...