Unantastbare Liebe

Part 1

Es ist tief in der Nacht. Ich irre durch die Straßen von Los Angeles. Allein. Nur der sternenklare Himmel, die kühle klare Luft und ich. Das Licht der Straßenlaternen scheint auf die Gehwege. Die Straßen sind ruhig. Kein einziges Auto fährt. Ich trinke noch einen großen Schluck aus meiner Wodkaflasche und schlendere weiter - besser gesagt schwanke, da ich schon sturzbetrunken bin. Ich biege in meine Straße ein. Vor der Tür trinke ich noch den letzten Schluck, stelle die Flasche auf einem der Blumenkübel aus Marmor vor der Tür ab, gehe ins Haus und auf direktem Weg in mein Zimmer. Die Treppe des großen Eingangsbereiches der Villa meiner Eltern scheint so weit entfernt. Umgezogen und gewaschen lege ich mich ins Bett. Der Kopf schwirrt. Eine ausgiebige Party war nach dem Schulstress genau das Richtige. Augenblicke später schlafe ich ein.

"Cleo aufwachen!" Höre ich meinen Vater rufen.

Ich drehe mich einfach wieder auf die Seite.

"Cleo!" Ruft er erneut. Ich schlage mir das Kissen über den Kopf und versuche weiter zu schlafen, doch mein Vater lässt mich nicht.

"Cleo, wann bist du nach Hause gekommen?" zischt er mich an, als er in mein Zimmer stürmt.

"Weiß nicht. Ist auch egal oder nicht? Es interessiert euch doch eh nicht." sage ich und halte weiterhin mit dem Kissen meinen Kopf bedeckt.

"Du weißt, dass das nicht stimmt" höre ich meine Mutter sagen, die sich auf meine Bettkante setzt. "Geh runter Bill. Ich kläre das." Die Matratze hebt sich, als Dad aufsteht und aus dem Zimmer geht. "Cleo Spatz, was ist denn los?" Sie zieht mir das Kissen vom Kopf und sieht mich bestürzt an.

"Hast du wieder getrunken?"

"Ich bin alt genug, um zu entscheiden, wie viel ich trinke und ob ich mich besaufe, bis ich im Koma liege oder nicht." fauche ich sie an.

Als Tochter aus höherem Haus', wie mein Vater immer zusagen pflegt, ist es nicht leicht zu leben. Meine Eltern sind immer auf Geschäftsreisen. Meine Freundin, Rina, war mein einziger Halt. Doch als sie vor drei Monaten mit ihren Eltern mit nach New York gezogen ist, war ich allein. Jetzt ist der Alkohol mein Freund. 

"Mum, lass mich doch einfach in Ruhe. Ich bin 19 Jahre alt. Jetzt braucht ihr auch nicht anfangen euch um mich zu kümmern." zische ich sie verkatert an und drehe mich auf die andere Seite.

Sie steht auf und geht wortlos aus dem Zimmer. Ich nicke wieder ein. Ein paar Stunden später wache ich, immer noch total verkatert, auf und sehe auf die Uhr. Es ist fast neun Uhr Abends. Ich rappel mich auf und nehme drei Schmerztabletten. Klar, ich habe jegliches Zeitgefühl verloren.

Ich sehe mich im Spiegel an und fahre vor Schreck zusammen. Ich bin blass wie eine Wasserleiche und habe das Gefühl nichts auf die Kette zu bekommen. Frisch geduscht und fertig gemacht mache ich mich auf den Weg nach unten. Wohl wissend, dass Mum und Dad bereits im Bett liegen und schlafen, als ich das Haus verlasse. Eine Weitere Nacht irre ich draußen rum. Unbeholfen und in Gedanken versunken. Ich laufe herum, dieses mal ohne Alkohol, da ich mich sonst von meinem Mageninhalt verabschieden konnte, auch wenn es nur die drei Schmerztabletten sind. 

Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich nicht mal ausweiche, als mich ein Mann anrempelt und ich auf dem begrasten Hügel neben dem Gehweg falle.

"Sorry, das wollte ich nicht. Ist alles ok?" fragt er und hält mir die Hand hin um mir aufzuhelfen. "Pass doch auf wo du hin läufst verdammt!" fauche ich ihn voller mieser Laune an, dass er zusammen zuckt. Offenbar verblüfft von meiner Reaktion.

"Ganz ruhig. War ja keine Absicht." sagt er, als ich seine Hand greife und er mich hoch zieht. Erst jetzt sehe ich in sein Gesicht. Das Erste, was mir ins Auge sticht, ist sein breites Lächeln, das seine strahlend weißen Zähne entblößt. Er hat zerzaustes kurzes braunes Haar, wo er sich gerade mit der Hand durchfährt und wunderschöne Augen. Ein kleiner Mix aus grün und braun. Als wir uns in die Augen sehen erkenne ich ein kleines Funkeln darin.