Wunden lecken

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Die Kobolde traten den Rückzug an, doch die meisten kamen erst gar nicht aus dem Dorf. Von drei Seiten wurden sie attackiert. Kell und Krum mähten sich durch die Mengen und zerschlugen alles was in ihre unmittelbare Nähe kam, Adelis und Herane rannten über die Dächer und stießen immer wieder mit verherrender Wirkung ruckartig zu und Sirena und Herud waren schon jeder für sich tötlich!
Letz endlich trafen sie fast zeitgleich auf dem kleinen Platz in der Dorfmitte an und fanden dort, welch Überraschung, Vis. Der sah übel mitgenommen aus: die Linsen seines Epimokels waren gesplittert, die Tasche, in der seine Bomben gewesen waren, hing nun leer und zerschlissen an ihm, sein Schwert war Blut verschmiert und er hielt es nur noch mit zwei Fingern und dem Daumen, der Ringfinger und der kleine Finger standen in einer grotesk verdrehten weise von seiner Hand ab, mit dem anderen Arm hielt er sich das linke Bein, sein freies Auge war von einem dünnen Blutfilm bedeckt, den er immer wieder weg blinzeln musste und aus einer tiefen, unprofessionell schrägen Schnitt wunde an seiner Hüfte lief langsam Eiter. (Heilige Sch****, was für ein langer Satz!) Vis schaute auf, als sich der Rest der Krieger näherte, oder besser gesagt: er blickte hinab, denn er stand auf einem etwa vier Meter Haufen toter Kobolde. Sie waren aufgeschnitten oder verbrannt, manchen fehlten bestimmte Körperteile, manchen alles außer bestimmten Körperteilen.
Ganz oben lag ein aufgespießter Alb, mit dem Gesicht nach unten, aber seine glatte, fast weiße Haut lies keine Zweifel, dass es ein Alb war.
"Respekt!" Krum zog anerkennend die Augenbrauen hoch.
"Hast du die alle..." fragte Herane.
"Nein, nicht ganz." Vis stolperte vom Leichenhügel zu ihnen runter. "Nach den ersten 30 Kobolden und dem Scheisalben war ich so fertig, dass die mich fast überrumpelt haben!" Sirena rannte auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf das Gesicht und die andere auf die andere auf die zerschnittene Hüfte. "Beweg dich nicht! Bis wir einen Arzt finden, halt ich dich mit meinem Zauber am Stück!"
"Wieso lebst du denn noch?" Kam Herane auf Vis' Bericht zurück.
"Das hab ich den beiden zu verdanken!" Er wies mit der gesunden Hand über den Dorfplatz. Als die anderen der Geste folgten, erkannten sie, dass ein Pferdekarren nicht, wie die anderen, umgeworfen und zerschmettert war. Die Pferde fehlten zwar, aber auf dem Kutschbock saß ein ziemlich alter, ziemlich kleiner Mann und rauchte Pfeife. Er musste wohl ein fahrender Händler oder Pilger sein, seine Kleidung war komplett braun und fleckig, seine grauen Haare und waren auf eine so obskure Weise mit seinem Bart verfilzt und verwachsen, dass man den Eindruck hatte, sein Kopf wäre in ein Schaf gesteckt worden. Am hinteren Teil des Wagens stand ein weiter...Mann und verlud Holzkisten. Er war fast so groß wie Herund und sogar noch kräftiger. Allerdings wirkte alles an seiner Anatomie falsch. Seine Bachmuskeln ragten weit über seine Hüften, seine Brustmuskulatur saß viel zu weit unten und er trug nur einen Lendenschurz, was daran zu liegen schien, dass ihm nichts anderes, was je genäht wurde zu passen schien!
Denn über seinen gewaltigen Armen lag ein Buckel, der derart gigantisch war, dass er seine eigenen gigantischen Arme besaß. Sirena stockte der Atem. Das, was da den Wagen befüllte, war tatsächlich ein Vierarmiger Troll! Sie wusste, dass sowas möglich war, aber es war dennoch erschreckend. Trolle gehörten zu den Wesen, die entstanden, wenn Bemannte miteinander Nachwuchs zeugten. Das war der Grund warum sie es so gut wie nie taten und lieber Menschen stahlen, um ihre Population zu sichern.
"Ein beeindruckender Anblick, wie?"
Der alte Mann hatte bemerkt, das sie seinen Gefährten anstarrten. Der Troll schaute auf, grunzte etwas, das man mit viel Fantasie mit einem Gruß verwechseln konnte und setzt dann seine Arbeit fort. "Ist der nicht gefährlich?" Fragte Adelis,
"Määäähhhhh!" Machte der alte Mann und Adelis brauchte fast eine Minute um zu begreifen, dass er lachte.
"Gefäääähhrdet trifft es wohl er! Du musst keine Angst haben! Probnack ist ein friedliches, intelligentes Ding!
Mein Name ist übrigens Schäfler, dein Freund da schuldet mir und Probnack ganz schön was!"
"Bist du ein Pilger?" Fragte Kell.
"Nein, ein Hääähhndler!" Antworte Schäfler. Adelis fragte sich, ob er den Namen vielleicht nicht ohne Grund trug.
"Ach übrigens, Kell!" Sirena hatte immernoch einen Arm um Vis geschlungen und hiel Kell mit der anderen etwas hin."Das hat mir und Herud vorhin echt den Spaß verdorben!"
"Mein Messer!!" Quiekte Kell, wie ei Kind, das seinen Teddy nach Tagen wieder gefunden hat. "Das war also die spontane Eingebung!"
"Hey ihr!" Alle drehten sich um, sogar Probnack und Schäfler.
Auf der Straße zum Dorfplatz stand ein Bauer, ein großer, übelgelaunter Mann, und schrie sie an: "Zum Quatschen habt ihr auch noch später Zeit! Das Dorf liegt in Schutt und Asche und euch fällt nichts besseres ein als Teekränzchen zu halten?"!
"Hey!" Schrie Krum zurück. "Wir haben euch alle euren undankbaren Arsch gerettet, also mach den Kopf zu, du Penner!"
"Was denkt ihr euch?! Guckt mal wie es hier aussieht! Das nennt ihr Schweine gerettet?!"
Bevor der Bauer weiterschreien konnte traten zwei weiter seinesgleichen aus einem Haus, in dem sie wohl grad nach Verletzten gesucht hatten, und hielten den Schreihals zurück.
"Wir danken euch für euer zeitnahes Eingreifen!" Begann der eine und presste seinen hitzköpfigen Kollegen mit alles Kraft ein Hand auf den Mund. "Ihr seid natürlich eingeladen, euch für diese Nacht hier bewirtschaften zu lassen!"
"Na also!" Krum verschränkte die Arme. "Geht doch!"

Nach dem GanzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt