"Was...wieso?"
Ich hob den Blick von der einladenden Frucht und suchte in seinen Augen nach einem Überbleibsel von dem Ausdruck vorhin.
Er hatte sich beinahe wie auf Knopfdruck verändert gehabt, ich kannte ihn erst zwei Tage aber dennoch hatte ich ihn noch nie so gesehen.
Er war bisher immer der ausgeglichene, gleichgültige Typ gewesen.
Er runzelte die Stirn, als könne er nicht einordnen wieso ich den Apfel nicht einfach von seiner Hand nahm.
Die Anderen waren mittlerweile bereits weiter vorne im Gedränge untergetaucht und ich konnte sie nur dank Kyles knallrotem Cap ausmachen.
"Du wolltest doch einen Apfel, hier hast du ihn."
Wieder komplett gleichgültig sah er mich mit undurchschaubaren Augen an, doch dieses mal wusste ich, dass es bloss Fassade war.
Eine gut eingeübte und über lange Zeit erhaltene Maske von Gleichgültigkeit.
"Aber du hast ihn gestohlen Dean."
Sagte ich langsam, so ausdrücklich dass er es aus meiner Stimme heraushören musste, dass es nicht richtig war.
„Ich will keine gestohlene Ware."
Normalerweise störte mich das Klauen nicht sonderlich, so pervers es auch klang. Ich selbst hatte früher auch oft Sonnenbrillen oder Lippenstifte mitgehen lassen. Deshalb waren es auch eher seine Beweggründe, die mir Sorgen bereiteten.
Bei ihm hatte es so richtig gekonnt ausgesehen. Nicht wie bei mir, die jedes mal mit zitternden Händen und pochendem Herzen aus dem Kaufhaus geschlichen war. Bei ihm sah es aus, als gehörte es zum Alltag.
Er schien den perfekten Moment gewählt zu haben, er hatte sich so positioniert dass es für den Standbesitzer keine Chance gab, ihn zu erwischen und er hatte den genauen Zeitpunkt gewählt.
Jemand der so etwas konnte musste sowas schon öfters gemacht haben.
"Woher kannst du das?"
Wieder wanderte mein Blick zwischen seinen Augen hin und her und prompt verschloss er sich wieder. Ein merkwürdiger junger Mann.
"Wenn du ihn nicht willst, dann eben nicht."
Er zuckte die Schultern und zog den grünen Apfel zurück.
Vielleicht war ich bloss hungrig.
Aber vielleicht wollte ich ihm auch näher kommen.
Mehr über ihn heraus finden, auch wenn es mich klar nichts an ging. Er hatte meine Neugierde geweckt.
Und ich war ein sehr, sehr neugieriger Mensch.
"Nein, nein."
Murmelte ich und lächelte leicht, schnappte mir den Apfel und biss genüsslich hinein. Okey, der war echt lecker und saftig.
Sein Blick haftete an mir und er schien jede Bewegung zu mustern, sodass ich noch heisser bekam als durch die Sonne, die bereits meine Kopfhaut in Flammen zu setzen schien.
"Weiter?"
Brachte ich zwischen zwei Bissen hervor und er legte den Kopf schief und grinste leicht.
Schon wieder dieses leere, oberflächliche Grinsen, er grenzte sich völlig ab, was mir erst jetzt bewusst geworden war. Vorhin hatte ich nur erkannt, das er dabei gut aussah. Er hatte gut gelernt es zu verstecken. Aber jetzt hatte er sich mir verraten und ich war mir sicher, dass er es wusste.
"Weiter."
Bestätigte er grinsend und kurz funkelten seine Augen, wie die eines jeden Jungens wenn er belustigt war.
Ganz kurz.
Dann drängte er sich durch die Masse, die Anderen hatten sich schon an der Gasse versammelt, wo keine Menschen mehr waren und wir uns aus der Hitze der Sonne in den Schatten retten konnten.
Als ich mich auch endlich zwischen dem letzten verschwitzten Tourist durch gequetscht hatte, stolperte ich von hinten gegen Eva, die gerade einem Schritt nach vorne machte und es so nicht wirklich bemerkte. Zum Glück.
"Gib die Karte mir Max, Leute wie du können das doch nicht mal."
Sie kaute laut auf ihrem Kaugummi und natürlich hatte sie bei Max genau ins Schwarze getroffen, der nun mit verkrampften Händen die Karte hielt, auf der die roten Kreuze zu sehen waren.
Als ob homosexuelle Menschen keine Karten lesen könnten. Eva besass wohl noch weniger Hirn als eine Eintagsfliege. Aber auch wenn mir ihr dummer Spruch auffiel, schien es sowohl sie als auch die Anderen gar nicht zu interessieren. Sie wollten so schnell wie möglich aus der Hitze und diese verdammten Kreuze in einer Stadt finden, in der wir uns nicht auskannten.
"Jetzt gib schon, meine Mascara ist nicht Wasserfest."
Argumentierte Eva mit ausgestreckter Hand weiter, obwohl ich bezweifelte, dass das ein handfestes Argument war.
Als dieser noch immer nicht reagierte, erstarrt wie eine Eidechse im Schock, riss sie die Karte aus seinen Händen und drehte sie einige Male im Kreis, während sie hoch konzentriert das Blatt ansah.
Dann ging es los, genau das, was ich gerade jetzt nicht gebrauchen konnte. Chaos.
Wie aus dem Nichts schien jeder irgendetwas besser zu wissen, als die Anderen und wollte uns damit beglücken.
"Ich weiss wo es durchgeht!"
Lora griff nach der Karte doch Kyle war schneller.
"Gebt sie mir, ihr reicht hier völlig aus, wenn ihr weiterhin die Püppchen spielt."
Was ein Arsch.
Anaconda reckte sich ebenfalls nach vorne und viele Hände griffen nach der Karte, ich starrte den Trubel bloss genervt an, so kamen wie niemals weiter. Aber ich hatte auch keine grosse Lust mich jetzt ins Getümmel zu stürzen.
"Die Karte wird kaputt gehen.
Sie wird kaputt gehen oder irgendwie abhanden kommen."
Stellte Lissa deprimiert fest, als würde sie gerade Dumbledores endgültigen Tod in tiefer Trauer bestätigen müssen.
Da ich keine Lust hatte, in ihr schwarzes Loch mitgerissen zu werden, machte ich einen vorsichtigen Schritt weg von der Menge, für die Karte hatte sowieso schon das letzte Stündchen geschlagen.
Und wir würden die beiden Punkte nicht finden und so auch in Zukunft nicht wissen, wo wir einkaufen konnten. Kein guter Start in diesen Monat, den ich eigentlich geniessen wollte.
Aber naja. Wir konnten ja noch immer Anaconda braten, der einzige Nachteil war, dass sie keine Schlange war und dass ich diesen Gedanken eigentlich gleich wieder hätte streichen sollte.
Die Sonne tat mir gar nicht gut.
Dean hatte auch nichts anderes getan als neben den Skatern an der Wand zu lehnen. So, als würde sie das Ganze nichts angehen.
Und als hätte Lissa es vorausgesagt, hob Eva die Hand um die Karte in Sicherheit zu bringen, auch wenn sie kleiner war als die Meisten hier.
Sie öffnete ihr Hand aus irgend einem Grund, wahrscheinlich Dummheit, und der Wind erfasste die leichte Karte.
Schön provokant hin und her schwebend, flog sie hoch über unseren Köpfen und wurde, verfolgt von allem Blicken, über die Hausdächer weg transportiert.
Es war kurz alles ruhig und ich sah noch immer in den grellen blauen Himmel.
"Ihr seid so dumm."
Lissa klatschte die Hand in die Stirn und sprach damit aus, was alle dachten, die sich nicht am Tumult beteiligt hatten.
Sofort erhoben sich Beschuldigungen, jeder befand sich selbst für unschuldig und jeden anderen als Missetäter. Und wieder war die Gasse erfüllt von Vorwürfen, während ich weiter in den Schatten trat um der Hitze wenigstens durch die Kühle Mauer an meinem Rücken zu entkommen.
"Wie sollen wir jetzt bitte noch einkaufen gehen und den anderen Punkt finden?"
Keifte Kyle und stiess Max an der Schulter an, als ob es seine Schuld gewesen wäre.
Dieser schien langsam genug davon zu haben, ständig von Kyle runter gemacht zu werden, presste jedoch nur die Lippen zusammen und sah mit funkelnden, blauen Augen an die Wand.
Er tat mir wirklich leid. Und trotzdem sagte ich nichts. Unterdessen waren auch die anderen ruhig geworden. Aber nicht, weil sie von Kyles Schroffheit betroffen waren, sondern eher, weil niemand eine andere Idee hatte, wie wir uns jetzt in der Stadt zurecht finden sollten.
Aber wofür hatten wir denn Alexander den Fünften, wenn nicht für solch einen Moment.
"Wenn die Herrschaften etwas mehr Gehirnmasse besitzen würden, dann wüsstet ihr, dass ich ein Fotographisches Gedächtnis mein Eigen nennen darf."
Alex sah hoch und schien in seinem schwarzen Anzug zu wachsen, wieso er noch keinen Hitzetod gestorben war, war mir unergründlich.
"Hat der uns gerade beleidigt?"
Anaconda sah fragend zu Lora deren Gesichtsausdruck so verwirrt war, dass sie zusammen wohl einen glatten IQ von 0 erreichen könnten.
Ich sah noch immer zu Max, der sich aber nun soweit verbarrikadiert hatte, dass seine Augen leer waren. Keine Regung mehr zeigten.
Es war furchtbar was Menschen mit anderen Menschen anstellen konnten, und das bloss mittels Worten.
Dann hörte ich wieder den Übrigen zu und freute mich, dass wir wenigstens diese beiden Punkte noch finden würden.
"Dann führ uns hin du Superhirn."
Motzte Kyle und sah ihn mit verschränkten Armen an.
Alexander schloss kurz die Augen und er schien sie unter den Liedern zu bewegen, dann nickte er. Wahrscheinlich hatte er sich innerlich gesammelt. Sollte ich auch mal versuchen.
"Hier entlang."
Ich dankte allen Möglichen Mächten dafür, dass diese Quälerei all dieser schrillen Stimmen in meinen Ohren ein Ende hatte und hoffte, dass die Götter oder wer auch immer, durch mein Einschleimen auch zukünftig etwas netter waren.
Ich setzte mich neben Maddy in Bewegung, die jedoch noch immer am Rockzipfel ihres Bruders hing und mich kaum ansah.
Kurz sah ich zurück zu Dean, der von seinen Skater Jungs versteckt wurde, doch kein Gesichtsausdruck der Welt hätte so wenig aussagen können wie seiner gerade.
Es war einfach das lässige Grinsen, die Grübchen waren nirgends zu sehen und seine gestylten Haare schimmerten in der Sonne etwas heller als sonst.
Ich sah langsam wieder nach vorne, noch immer ging mir der Vorfall mit dem Apfel durch den Kopf. Er musste das schonmal gemacht haben, und nicht bloss ein oder zweimal.
"Jane? Alles okay?"
Ich blickte zu Maddy die mich mit ihrem treuherzigen Hundeblick ansah, ihre dichten Haare waren bereits leicht verschwitzt und ihr dickes, gestreiftes Shirt zog die Wärme wahrscheinlich noch mehr an.
"Willst du das nicht ausziehen?"
Ich deutete auf die unpassende Strickjacke und sie sah mich leicht verletzt an.
"Wegen der Hitze."
Fügte ich schnell hinzu, eigentlich konnte es mir ja egal sein aber sie schien einfach zu stark von der Meinung anderen abhängig zu sein.
Und ich wollte ihr jetzt auch keinen Grund liefern, sich in Depressionen zu stürzen.
"Nein, geht schon."
Murmelte sie und schloss wieder zu Kyle auf, der sie kurz streng musterte und ihr dann gelassen den Rücken zu kehrte.
Wieder hatte ich das starke Verlangen dem selbsternannten Anführer sein Gesicht etwas zu verschönern.
Ungefähr so wie das von Deadpool, bloss ohne den spitzenmässigen Charakter.
Bei dem Gedanken an Kyle in einem hautengen roten Lederanzug prustete ich leise los, was Lilli, Amber und Aysha auf mich aufmerksam machte, die einzigen Mädchen die mir noch nicht negativ aufgefallen waren.
Lilli hatte sich besitzergreifend bei Amber eingehackt, die für mich ziemlich genau das verkörperte, was sich ein normales Mädchen nannte.
Nebendran lief Aysha und mich traf fast der Schlag als ich ihr schweissüberströmtes Gesicht sah.
Sie trug einen Rollkragenpulli und einen langen dunkeln Rock, der ihr bis zu den Knöcheln reichte.
Sie musste mein Starren bemerkt haben und sah mich auffordernd an.
"Ich mache das nicht aus zwang. Ich glaube an Allah und möchte es von mir aus tun."
Stellte sie klar, als könnte sie mein kritisches Denken erraten.
Ich war noch nie ein Fan von Religionen gewesen, zu oft waren sie der Auslöser für Krieg gewesen oder für Zwang. Zwang, sich an menschengemachte Normen halten zu müssen, um bei Gott in einem guten Licht dazustehen. Das war für mich kein Glaube sondern Kontrolle von Menschen über Menschen. Aber trotzdem fand ich es beeindruckend, wie sie sich in der Öffentlichkeit gab.
Egal ob ihre Überzeugung nun richtig oder falsch war, was zählte war, dass sie sich daran fest hielt und dass es ihr wichtig war, eine solche Konsequenz mit sich zu tragen. Sie musste wirklich einen starken Glauben haben, und es kam mir nicht eine Sekunde in den Sinn, sie dafür zu verurteilen.
Ich lief einfach neben ihr her und liess mich von Alexander durch die verworrenen Gassen mit den farbigen Mauern führen, während ich weiter darüber nachdachte und die Sonne meine Haut erhitzte und mein Mund trocken wurde.
Erst als die Jungs vor uns stehen blieben, hielt ich abrupt inne um nicht voll in Max's Rücken zu knallen.
Doch natürlich waren andere nicht so schnell und so ertönte hinter mir ein Fluchkonzert. Wir wurden gegen die Personen vor uns gedrängt, weil unsere Nachfolger es irgendwie schafften, am laufenden Band immer wieder in uns hinein zu krachen.
Als wir dann endlich alle wie normale Menschen zum stehen kamen, schaffte ich es, über die breit gebauten Schultern einen Blick auf das Gebäude vor uns zu werfen, vor dem nun Alex mit einem äusserst zufriedenen Gesichtsausdruck stand und seine Brille zurecht rückte.
"Meine Herrschaften, dürfte ich sie um ihre Aufmerksamkeit bitten, wir sind da."
"Sicher dass das nicht bloss eine Attrappe ist?"
Amber deutete auf das, fast schon luxuriöse Kaufhaus, das hier inmitten all der kleinen, zum Teil verwahrlosten Gassen prangte.
Die Gläsernen Scheiben reflektierten das Sonnenlicht und die Lettern prangten gross auf dem abgerundeten Dach des Hauses, das mir eher so gross wie alle Shops an meiner Strasse zusammen gerechnet vorkam.
Aber auf dem Weg hierhin hatte ich auch nicht viele Shops gesehen, was ausnahmsweise nicht ab meinen Gedanken lag. Vielleicht überlebten hier nur die ganz grossen Kaufhäuser und kleinere Läden nicht. Von solchen Entwicklungen in Touristenländern hatte ich schon oft gehört.
"Meine Dame, mein Hirn irrt sich niemals, hier ist der Erste der beiden Punkte."
Beharrte Alexander und schritt gehobenen und gegelten Hauptes auf die grosse Drehtür zu, durch die er gleich darauf ins Innere verschwand.
"Wissen wir überhaupt, was wir genau brauchen?"
Meldete sich Lissa kritisch zu Wort, es schien, als könnte sie zukünftigen Ärger riechen.
Langsam bekam ich wirklich Zweifel, ob sie nicht doch irgend einem Fantasy Buch entsprungen war.
"Alles kleine Punk Puppe, einfach Alles."
Kyle sah das Kaufhaus mit funkelnden Augen an und die Skater wurden ebenfalls unruhig, was nur ein sehr übles Vorzeichen dafür war, was nun passieren würde.
Die Zwillinge die genauso an Kyle hingen wie Maddy, gaben eine Art Freudenschrei von sich und stürmten los, es dauerte keine Sekunde bis die anderen folgten.
Sie stürmten los, zwischen den verstörten Menschen hindurch und quetschten sich an ihnen vorbei durch die Türen.
Kurz bevor auch Dean darin verschwand, zwinkerte er mir zu und dann war er weg.
Max, Aysha, Maddy und Lissa blieben ebenfalls kurz stehen, bevor sie sich langsam in Bewegung setzten und den anderen folgten.
"Ich schätze, das Einkaufen von Artikeln die wir auch wirklich brauchen, bleibt dann mal an uns hängen."
Lissa sah von einem zum anderen und wir alle nickten. Ich führte eine äusserst chaotische WG, ich wusste also genau, was für einen Haushalt unverzichtbar war.
"Alles klar."
Ich schnaubte und lief durch die Drehtür, ich konnte schon die Handabdrücke daran sehen, die ganz sicher von unseren Vorgängern stammten.
Danach lief ich weiter und sah mich um.
Vor mir lagen einige Brunnen mit künstlichen Palmen und Grünzeug, daneben irgendwelche Ständer mit der neueste Bademode.
Über uns erstreckte sich in einer Ovalen Form mehrere Stockwerke, die von beigen Schranken abgezäunt waren, verschiedene Rolltreppen verbanden alles kreuz und Quer.
Ich staunte nicht schlecht, und ohne die Hilfetafel neben mir wäre ich garantiert nicht zurecht gekommen. Vor allem war das meiste in Kroatisch, und nicht in Englisch angeschrieben.
Die anderen hatten sich längst verstreut und nur anhand der verschreckten Kunden, die aus verschiedensten Geschäften stürmten, konnte ich ausmachen, woher die Schreie und das laute Lachen stammte. Von meinen Mitbewohnern, die jetzt wohl beschlossen hatten, das Einkaufshaus zu kentern.
Ich beschloss, kurz mal für Ordnung zu sorgen, nicht dass wir noch Hausverbot bekamen.
Also rannte ich los und ignorierte meine lauten Geräusche auf dem gut geputzten Boden und die wütenden Blicke der übrigen Kunden hier.
Etwas genervt lief ich die Rolltreppe hoch, konnte ich etwas dafür? Ich war nicht ihre Mutter also sollten sie mich in Ruhe lassen.
Eine Kindische Seite in mir wollte auch nicht unbedingt das tun, was die jetzt von mir verlangten, aber ich verdrängte es.
Der Erste Stock war voller Mode und ich verdrehte die Augen, als ich weiter vorne Kleider durch die Luft fliegen sah.
Das waren definitiv unsere Mädchen, die sich hinter den hohen Regalen mit den Ausstellungspuppen vergnügten.
Als ich etwas näher ging, entdeckte ich auch Amber und Lilly, die gerade einer Puppe mit langen schwarzen Haaren einen Hut aufsetzten und sich mit ihr fotografierten.
Ich hob die Brauen und lief hin, die Kleidungsstücke waren verdammt schön und sommerlich, aber wir waren heute nicht zum shoppen hier, also versuchte ich sie einigermassen ordentlich zurück zu hängen.
Doch das weilte nicht lange, denn kurz darauf wurde ich von Lilly zurück gerissen und ehe ich es mich versah, landete ich in den Armen der Schauspielpuppe, und es klickte.
Ich blinzelte und war kurz geblendet, bevor ich wieder zu Amber sah, die mir einen Hut auf den Kopf drückte.
"Okey Mädels ist schon gut, jetzt sollten wir vielleicht..."
Begann ich und wollte mich von der Berührung der weissen Puppe lösen, doch Lilly gestikulierte wild mit ihrer Kamera.
"Das Model will hinschmeissen, haltet es auf!"
Lachend stürzte sich Lilly auf mich und Amber folgte.
In diesem Moment wurde mir warm ums Herz.
Ich konnte endlich einmal abschalten. Musste nicht die taffe Frau sein, die auch gut ohne Eltern klar kam und konnte irgendwie etwas nach holen, was ich nie hatte.
Dummheiten anstellen, Spass haben und einfach Lachen.
Also liess ich es zu, ganz kurz.
Ich schmunzelte und nickte dann.
"Na gut."
Kreischend klarschte Amber in die Hände und hob den Apparat, zudem klang durch die Lautsprecher passend ein aktiver Song und ich stellte mich zu der Puppe, Lilly dazu.
Es war lustig und wir lachten viel, nahmen verschiedene Posen ein und veränderten unsere Gesichtsausdrücke.
Heidi Klum wäre stolz auf uns gewesen.
Einmal liess Amber die Puppe nach meinen Po grapschen und danach lachten wir uns halb tot, bevor wir uns schliesslich wie James Bond neben ihr positionierten. Dabei zogen wir der Puppe allerlei modische Kombinationen von Kleidung an.
Beinahe atemlos und mit geröteten Wangen stolperte ich schlussendlich weg von ihnen, während sie mir winkend nach grinsten und sich einer neuen Reihe Fotos widmeten.
Ich spürte dieses Flattern in meinem Innern. Aufregung, Freude und Übermut, die mir unbedingt rausgelassen werden wollten.
Kyle und seine beiden Anhänger kamen aus den Umkleide Kabinen, mit den wahrscheinlich unmännlichsten Klamotten.
Das ging von Tanga bis zu einem Bikini, den natürlich Kyle bekam und sogar seine Lippen glänzten rötlich.
Ich konnte nicht anders, als laut aufzulachen und sie entdeckten mich.
Schnell lief ich zwischen den Kleider ständern los doch Kyle schwang mich zu sich zurück und es war das erste Mal, dass ich ihn auch ehrlich und überdreht lachen sah.
Er wirbelte mich zu den Zwillingen und diese fingen mich auf und drückten mir von beiden Seiten total weiblich ihre Wangen an meine Wangen. Als wären wir drei Busenfreundinnen.
Ich lachte und mittlerweile war mein Wunsch, hier Ordnung zu schaffen in den Hintergrund gerutscht.
Ich wurde einfach mitgerissen, mitgeschwemmt von meinen Mitmenschen die so gar nicht auf die Konsequenten oder ihr Handeln achteten.
Sie hatten einfach Spass und es juckte sie nicht, was die anderen Leute von ihnen dachten.
In meinem Leben ging es immer darum, was die Leute von mir hielten, ich musste immer einen doppelten guten Eindruck hinterlassen, denn mein Studium war hart und mein Leben war auch kein Ponyhof.
Und als ich sah, dass ich hier einfach mal alles raus lassen konnte, konnte ich nicht länger widerstehen.
Ich wusste, dass der Massendruck zu hoch war und auch dass ich mich beeinflussen liess, aber es war mir egal.
Es war ein grosser Einfluss und ich wollte einfach machen was ich wollte, nicht darauf achten, wie die Leute uns ansahen und so machte ich mit.
Kyle schwang mich auf eine weisse Auslage Fläche und ich drehte mich mit wehenden Haaren im Kreis, sodass ich die Unterwäsche um mich herum von Tisch stiess. Ich lachte hell und aus vollem Hals.
Die Frau, die gerade aus einer Umkleide kam sah mich geschockt an, doch die Missbilligung brachte in mir die kindliche Rebellion heraus, die sich schon so lange in mir fest gesessen hatte. Dann wanderte ihr Blick zu den Jungs in Tangas und Bikinis und sie wäre wohl beinahe ohnmächtig geworden. Doch das kümmerte mich nicht.
Stattdessen schmiss ich mit Unterhosen um mich und hörte die Zwillinge pfeifen, ihr ehrliches Lachen war schön zu hören, jeder schien hier kurz seine Maske nach aussen ab zu legen und einfach wieder Kind zu sein.
Als ich dann mit zerzausten Haaren von Kyle durch den Gang getragen wurde, lachte ich und lehnte den Kopf zurück, mittlerweile waren die meisten Leute bereits tuschelnd aus dem Stockwerk geflohen und so gehörte es ganz uns.
Eigentlich mochte ich den Jungen unter mir ja nicht, nicht so wie er andere behandelte, aber jetzt war er einfach so anders, viel freier und unbekümmert.
Als er mich wieder auf den Boden aufsetzte, hauchte er mir einen eleganten Kuss auf die Handfläche bevor er sich im Bikini und mitsamt Hüftschwung umdrehte und zu seinen Kumpels zurücklief, um sich wieder umzuziehen.
Kurz taumelt ich und grinste, strich mir die Haare aus dem Gesicht und war kurz davor, mich wieder zu beruhigen, als mich erneut eine Hand packte und eine kleine Anhöhe hinunter zog.
Erschrocken sah ich ihn an und Dean zwinkerte mir grinsend zu, während er mich in die Badeabteilung zog, die etwas getrennt von dem Rest lag.
Überall lagen kleine Pools mit etwas Wasser und Liegestühle vor weissen Stränden, die auf den Plakaten dahinter prangten und mit echtem Sand verziert wurden, genau wie die Liegen.
"Was.." Begann ich und er drehte mich so schnell dass ich direkt in die Mitte der Regale wirbelte, die voll bepackt mit tauch Utensilien waren.
"Attacke!"
Rief er und da sah ich mich erschrocken um, als ich die Skater Gang , bewaffnet mit Wasserpistolen sah, wie sie auf beiden Seiten standen und nun auf den Abzug drückten.
"Nein! Stop bitte nicht!"
Kreischte ich und sofort wurde ich von den ziemlich starken Strahlen getroffen und bis auf die Haut durchnässt. Zum Glück trug ich keine all zu hellen Sachen.
Als das Wasser schliesslich Alle war hielten sie an und sahen mich, schadenfroh grinsend an, während ich an mir hinab sah und meine Arme ausschüttelten.
Meine Haare hingen mir in Form von nassen Strähnen ins Gesicht und ich sah mit einem beinahe genervten Ausdruck auf dem Gesicht hoch.
"Euer Ernst?"
Ich deutete an mir hinunter und einige Klatschten sich ab, während Dean von hinten die Arme um meinen Bauch legte und mich herum wirbelte.
"Voller ernst, kleine Langweilerin."
Das reichte schon, mein Kampfgeist war geweckt, wenn ich nach vorhin etwas nicht sein wollte, dann die Langweilerin.
"Na warte!"
Fauchte ich und ein Grinsen huschte über mein Gesicht, was er natürlich sofort bemerkte und breit grinste.
"So kenne ich dich Prinzessin."
Lachend schnappte ich mir eine Pistole und richtete sie auf ihn.
"Und wie."
Der Strahl streifte bloss seine Haare und etwas von seinem Hemd, doch es reichte um ihn noch schärfer aussehen zu lassen, was mir kurz die Sprache verschlug.
Danach stürzte er sich mit funkelnden Augen auf mich und ich kreischte laut auf, als er mich packte, jede Stelle an meiner Haut begann zu kribbeln und seine vibrierende Brust liess mir heiss werden.
"So gefällst du mir besser Prinzessin."
Hauchte er mir ins Ohr und eine Gänsehaut durchfuhr mich, was im Moment zum Glück niemandem auffiel, da die anderen Jungs wieder damit beschäftigt waren sich gegenseitig ab zu schiessen und die Regale aus zu leeren.
Normalerweise hätte ich jetzt alles hinter ihnen auf geräumt aber jetzt war es mir egal, endlich hatte einmal etwas anderes in meinem Leben Priorität und das war auch gut so, denn ich fühlte mich so gut wie lange nicht mehr.
Dean zog mich mit und zog sein Handy hervor, während er es über uns richtete und wahrscheinlich filmte.
Keine Ahnung aber ich war so überdreht und fröhlich dass ich einfach glücklich hinein lachte, seine Grübchen bei dem ehrlichen Grinsen entgingen mir dabei aber auch nicht.
Dann stiess etwas hartes an meine Kniekehlen und erschrocken aufschreiend fiel ich nach hinten und riss Dean mit.
Wir landeten direkt auf einer der Liegen um die sich der Sand häufte und ich ziemlich sanft auf seiner Brust.
Kurz sahen wir uns verwirrt an, mein durchnässtes Shirt drückte an seines und meine Nassen Haare strichen über sein Gesicht.
Dann grinste er wieder.
"Du hast einen guten Geschmack was Plätze zum Kuscheln angeht Prinzessin."
Raunte er in mein Ohr und ich lachte leise, während ich seine Nähe genoss wofür ich normalerweise Jahre brauchte, um auch nur in de Nähe einer Person zu kommen.
Dann sah ich wieder hoch und lächelte in die Kamera.
"Ich will ja nichts sagen aber wir sind hier am Strand.."
Begann Dean völlig glaubhaft und mit einem Dauergrinsen im Gesicht in die Kamera zu reden und ich nickte bestätigend, konnte mir aber kein Kichern verkneifen.
Dann konnte ich nicht anders als ihm einen Kuss auf sie Wange zu drücken.
Sein Grinsen wurde noch breiter und er sag mich kurz aus glitzernden grünen Augen an.
"Und der Tag ist gerade besser geworden."
Prustend liess ich wieder von ihm ab.
"Und wieso?"
Ich legte den Kopf in den Nacken und er sah zu mir hinunter, dann wieder mit einem vielsagenden Grinsen in de Kamera.
"Weil...die Kaufhausbullen kommen."
Abrupt richtete er sich auf und steckte das Handy ein, während er mich schnell auf zog und ich ihm stolpernd folgte, während ich hinter uns Schritte hörte.
"Schnell raus hier!"
Rief er und schlängelte sich geschickt zwischen den Leuten durch, die sich angesammelt hatten, ich rannte ihm lachend hinterher.
In diesem Moment realisierte ich nicht, dass wir womöglich wirklich gerade Scheisse gebaut hatten. Die Anderen stiessen nun auch zu uns und nahmen die Beine in die Hand, um alle beiseite zu stossen und sich durch die Halle zu sausen, um danach durch die Drehtüre zu verschwinden.
Erst als wir alle etwas atemlos in einigen Gassen weiter anhielten, sah ich hoch zu den anderen, ihre Gesichter leuchteten als hätten sie gerade einen Weltmeistertitel geholt.
Ich richtete mich auf und dachte nochmals an den Moment vorhin, doch dann wurde mir wieder schlagartig bewusst, dass wir nur knapp an einer Busse oder einem Kaufhausverbot vorbei gekommen waren.
Wieso ich auf einen Schlag ausnüchterte?
Weil ich nun vor uns die wenigen anderen sah, die das mit dem Einkauf wirklich ernst genommen hatten. Sie waren voll bepackt mit Tüten und blitzten mich mit einem richtig wütenden Blick an.
Und nun: Was denkt ihr? Hat sie sich da zu sehr rein ziehen lassen oder war es ihr Recht einmal ab zu schalten?
Argumentiert in den Kommis
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Teen Fiction•Langsam fuhr er mit dem Daumen über meine zusammengepressten Lippen. "Das Einzige was ich tun werde, ist dein Herz zu brechen."• Um genug Erfahrungspunkte für das begehrteste Praktikum der Stadt zu bekommen, meldet sich Jane an einer psychologische...