Act 3 Gespräch

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Als ich aufwachte war es dunkel im Zimmer.
Ich spürte Dean, er hatte sich im Schlaf gedreht und einen Arm um meine Hüfte gelegt, seinen Kopf an meinem Rücken vergraben, zwischen meinen Schulterblättern war das Shirt runter gerutscht und sein heisser Atem strich regelmässig darüber, sodass ich schauderte.
Diese Nähe war unerwartet. Doch auf eine faszinierende Weise unschuldig und geborgen.
In seinen kräftigen Armen hatte ich das Gefühl dass mir nichts und Niemand je etwas anhaben konnte.
Verschlafen und halb benommen sah ich mich um.
Der Raum war dunkel, ich sah nur das schwache Licht des Mondes durch das grosse Fenster strahlen.
Die Äste der Bäume zeichneten sich an den Wänden ab, wie lange Finger die über die hellen Tapeten tanzten und sich im Takt hin und her wiegten.
Es hatte etwas beruhigendes. Diese Stille.
Es war als wäre die Welt um uns herum eingeschlafen, liess uns unsere Zeit und alle Probleme oder Gefühle standen still.
Ich war einfach. Ich war da und nichts mehr.
Und er war da. Mit mir. Es fühlte sich gut an, als er mich murmelnd näher an sich zog, ich spürte beinahe wie sein starker Körper sich an meinen drängte, beinahe als bräuchte er meine beruhigende Nähe um friedlich schlafen zu können. Wahrscheinlich war es Einbildung, aber ich fand den Gedanken dennoch schön.
Draussen prasselte der Regen ans Fenster wie kleine Sandkörner die auf den Boden fielen.
Das fahle Licht tanzte vor dem Fenster in der Luft, der feine Staub flirrte im Licht, und es beleuchtete die Schatten der Möbel.
Ich sah nur ihre Umrisse, während ich langsam und wohlig den Blick durch das Zimmer schweifen liess.
Den Kasten, der in der Dunkelheit aussah wie ein schwarzer Fleck, den Schreibtisch und das Ende des Bettes, das irgendwo bei meinen Füssen aufragte.
Dann erstarrte ich.
Da stand ein Mensch.
Am Fusse meines Bettes stand ein regloser Mensch, der mich anstarrte.
Sein Gesicht lag im Dunkeln, es war ein schwarzer Fleck der mich leer anstarrte.
Die Gestalt liess die Schultern hängen, sie trug einen gelben Mantel, er war nass, was es war was darauf glänzte wollte ich nicht wissen. Konnte ich mir nicht vorstellen.
Der gelbe Neon farbene Hut auf dem Kopf der Gestalt bog sich nach unten, sie tropfte und das Gelb vermische sich unheimlich mit dem tiefen Schwarz des Gesichtes.
Eine Sekunde lang rührte ich mich nicht.
Meine Glieder waren gelähmt und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, während ein Druck sich auf meine Schläfen legte.
Ich würde sterben. Elendig ermordet von einem gelben Mann.
Dann schrie ich auf. Wenigstens wachte dann Dean auf. Und er konnte mich fest halten wenn ich meinen letzten Atemzug tätigte.
Sofort schoss Dean neben mir hoch.
Kurz sah er verwirrt aus, als er mich so nahe bei sich, immer noch in einem seiner starken Arme sah, bevor er mein Angsterfülltes Gesicht entdeckte.
Sofort wurden seine Augen dunkler, und mit zitterndem Finger, ich konnte ihn wirklich nicht mehr still halten, wies ich auf die Gestalt.
Mit Schrecken musste ich feststellen dass sie näher genommen war.
An meine Seite, kurz vor mir, sodass er oder sie ohne Probleme meine Kehle hätte durchschneiden können.
Panisch sah ich die Gestalt an, während Dean sich drohend aufrichtete: wie eine Kobra deren Junge man bedrohte.
Er ragte über mir auf wie ein Racheengel, und dennoch konnte ich mir nicht vorstellen dass er schnell genug war, wenn das Messer des Killers auf mich nieder sauste.
Wenn das Blut spritzte und meine Gedärme auseinander gerissen wurden, wenn meine Schreie durch Blut erstickt wurden, wenn...
"Hallo Jane."
Oh.
Aus meinem dramatischen Fieber herausgerissen, starrte ich auf die Gestalt die nun ins Licht des Mondes trat.
Es war Dr.Winchester. Der Regenmantel triefte vom Regen und er stand einfach mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und seinem durchweichten Notizblock in der gehobenen Hand da und sah mich an.
Ja.
Gute Leistung.
Ich hatte gerade eben ein neues Niveau erreicht.
Welche Stufe an Dämlichkeit und Melodramatik wollte ich gar nicht mehr mitzählen.
Mittlerweile war ich nämlich wahrscheinlich bei unendlichtausend unaufhörlichen Hundert und nie endenden Zehnern angekommen.
Dean hinter mir liess sich völlig genervt und murrend ins Kissen zurück fallen, jedoch liess er nicht zu dass sein Arm von meiner Hüfte rutschte.
Dass er das nach meiner dummen Aktion noch wollte war ein Wunder, aber es schmeichelte mir dennoch.
"Dr...Winchester."
Stellte ich überflüssiger Weise fest:
Aber hey, man konnte ja nie wissen, vielleicht war es ja auch ein Double das arrangiert war um mich, den Mittelpunkt der Welt aus dem Weg zu räumen.
Weil ich ja auch so gefährlich war.
Nein. Definitiv nicht. Sogar ich selber musste innerlich darüber lachen dass mir sowas überhaupt in den Sinn kam.
"Sehr gut erkannt Jane."
Ernst nickte der ältere Mann worauf sich eine Wassermasse von seinem Hut löste und direkt auf mich drauf platschte.
Mein Gesicht wanderte unter den Nullpunkt.
Besser konnte es ja nicht werden.
Ich lag mit kaltem Wasser übergossen und einigen tropfenden Haarsträhnen in einem Bett das aussah als hätte ich in die Hose gemacht.
Neben dem Jungen den ich eigentlich ganz gerne noch auf andere Weise beeindruckt hätte als direkte Anspielungen über Nässe aufbieten zu können.
Und vergassen wir den Leiter hiervon nicht, der wie ein Serienmörder mitten in der Nacht vor meinem Bett stand und mich breit angrinste!
Nein, ich war wirklich fertig mit der Welt.
Stöhnend riss ich mir das Kissen unter dem Kopf hervor und drückte es mir aufs Gesicht.
Das missmutige Stöhnen durfte der werte Herr ruhig mitbekommen.
"Was zum Teufel machen sie hier!"
Schnauzte ich, zugegeben wenig freundlich, den gelben Mann an.
Aber was sollte er auch erwarten wenn er spät nachts in ein Zimmer einstieg? Dass man dachte er sei der Weihnachtsmann und ihm Milch und Kekse hinstellte? Es war gerade Mal Mai!
"Nun das könnte ich dich auch fragen."
Das breite Grinsen im Gesicht des Psychologen strahlte durch die Dunkelheit als könnte ihn Nichts und Niemand erschüttern.
Ich wurde sofort knallrot und Dean fuhr sich, immer noch den Kopf auf dem Kissen, durch die Haare.
Die Decke war etwas runter gerutscht und grosse Teile seines Bauches lagen frei.
Wenn ich nun noch die Nähe zu mir miteinbezog, war es kein Wunder das Dr.Winchester falsche Schlüsse zog.
Als ich nicht antwortete und Dean nur angespannt mit dem markanten Kiefer knackte, redete der Mann weiter, als hätte er gerade den Jackpot geknackt.
Ob es die völlig falsche Zeit war schien ihn nicht zu interessieren.
"Da ihr Beide nicht zum Gespräch erschienen seid, wollte ich eigentlich zuerst mit Dean sprechen, aber nun seid ihr beide bereits...hier. Das ist wirklich sehr interessant."
Er betrachtete uns als wären wir Zootiere die gerade eine ganz besondere Leistung vollbracht hatten.
"Ja, und das ist für sie Grund genug hier rein zu platzen? Es ist Nacht!"
Dean wies auf die Dunkelheit um uns herum, wofür er kurz den Arm von meiner Taille heben musste.
Ich unterdrückte ein leises Murren, das hätte den lieben Herrn Doktor nur noch mehr auf den falschen Gedanken gebracht.
"Nundenn, das nenne ich mal glück.
Beginnen wir doch gleich wenn es sie nicht stört."
Bevor ich den Mund aufmachen konnte um
Ihm mitzuteilen dass es mich sehr wohl störte, hatte er mir lauten Quietschen das mir die Haare auf den Armen aufstellte, einen Stuhl neben das Bett gestellt.
Schwungvoll hockte er sich drauf, sodass kleine Wassertröpfchen erneut auf mein Gesicht und die Lache am Boden klatschten.
Meine Stimmung war wirklich gefroren, ich dachte sogar noch kurz darüber nach ihn einfach aus dem Fenster zu schmeissen. Aber ohne den Regenschutz, damit er so richtig Erkältet wurde.
Und nicht mehr reden konnte im besten Fall.
"Also, wie hat euch das Päärchenthema so gefallen?"
Ich starrte ihn an als ob ich ihm jederzeit an die Kehle springen würde und Dean hinter mir hatte sich aufgerichtet.
Ich spürte es daran dass sein Kinn sich leicht auf meinem Kopf abstützte.
Seit wann waren wir so intim? Nicht das es mich störte, ganz und gar nicht, aber war das nicht eher die falsche Taktik um Dr. Winchester von seinem
Offensichtlichen Gedanken abzubringen?
Ich schlang die Arme mehr um die Decke die mir noch immer bis zur Brust reichte und schwieg beharrlich.
Wenn er nichts hörte musste er wieder gehen. Oder er sass die ganze Nacht hier und notierte unser nonverbales Verhalten.
Das war ihm wirklich zuzutrauen.
"Wir waren einander nicht zugeteilt.
Das reicht schon dass der Tag scheisse war."
Deans Blick konnte ich nicht sehen weil ich mich nicht getraute mich zu ihm umzusehen oder ihn überhaupt irgendwie anzusehen, in der Position in der wir uns gerade befanden.
Aber dass er das sagte trug nun wirklich noch dazu bei, dass der Professor falsche Gedanken bekam.
"Ah ja, sehr interessant."
Murmelte er und kritzelte irgendetwas auf seinen Notizblock. Dabei fluchte er und schüttelte den Stift.
War ja nicht so dass der Arme Stift nichts dafür konnte wenn der Block aufgeweicht und nass war.
Da fuel es mir wie Groschen von den Augen.
Bestimmt wollte mich Dean mit der Aussage in Schutz nehmen. So würde der gelbmantelige Mann vor uns nicht nachfragen wie es mit Kyle verlaufen war, da das wirklich nicht mein Lieblings Thema war:
Dafür war ich ihm wirklich dankbar, ich hoffte auch dass sah er, aber ein klein wenig war ich auch enttäuscht. Ein winziger Teil in mir wünschte sich, dass er es gesagt hatte weil er es ernst gemeint hatte.
Aber besser als nichts.
"Nun ich habe vom Vorfall zwischen Kyle und dir Dean gehört, wie äusserst du dich dazu?"
Ich stöhnte innerlich leise auf, der Mann hatte zwar begriffen dass ich nicht reden wollte aber dafür quetschte er jetzt Dean aus.
Dieser war ganz leicht verspannt.
Noch ein paar falsche Fragen und der liebe Mann flog wirklich hochgradig aus dem Zimmer.
"Er hat es verdient."
War alles was Dean dazu zu sagen hatte.
Zum Glück.
"Mh ja, stellen sie sich vor das hat Kyle von ihnen auch gesagt."
Notierend warf mir der Professor einen Blick zu.
Dean hob eine Braue, das konnte ich mir absolut vorstellen.
"Ja natürlich hat er das."
Merkte er trocken an und ich spürte wie er sich wieder hinlegte und sein Gewicht die Matratze etwas verformte.
"jane, wie denkst du davon, dass sich diese Gruppe gespalten hat? Und das du gewissermassen dran schuld bist? Suchst du deshalb Trost bei Dean?"
Mein Mund klappte auf und meine Finger verkrampften sich um das Kissen.
Hatte er das gerade wirklich gewagt zu sagen?
Aufgebracht fuhr ich hoch.
"Ich bin schuld daran wenn er mich betatschen wollte? er ist sowas von selbst schuld dass er dran kam! Und sie sollten das auch erleben dafür dass sie mir die Schuld in die Schuhe schieben sollen, sie..sie eingebildeter schnöseliger Sexist! Sie sollten sich schämen so zu reden ich habe nichts getan! Ich kann doch nichts dafür dass sich die Gruppe spaltet! Das ist jedem seine Eigene Entscheidung, wenn sie das nicht kapieren bin ja sogar ich eine bessere Psychologin als sie!"
Als ich tief Luft holte und meine Augen gross wurden weil ich das gerade wirklich zu unserem Leiter gesagt hatte, und ihn wirklich mehr als einmal zu unrecht beleidigt hatte, legte Dean vorsichtig einen Arm um mich.
"Ich glaube es ist genug Prinzessin..."
Murmelte er neben meinem Ohr, auch wenn ich heraushören konnte dass es ihm gefiel.
Dr.Winchester sass nur da, den Schreiber über dem Blatt und sah mich mit gespitzten Lippen verwundert an.
Jetzt würde er mich nach Hause schicken, ich würde den Job nicht bekommen und als Penner auf der Strasse enden. Ich sah es genauestens vor mir.
Wie anders konnte er nach dieser Rede denn schon reagieren?
Er senkte den Kopf und kritzelte gut gelaunt weiter.
Leise murmelte er, was er aufschrieb.
"Gefragte reagiert empfindlich darauf, ein Zeichen dass ihr mindestens einer der beiden etwas bedeutet."
Mein Ausdruck hätte dümmer nicht sein können als der ältere Mann wieder hoch sah und seine Lachfalten um seine Augen deutlich zeigten.
"Nun, haben sie zwei auch Geschlechtsverkehr gehabt? Und was waren Gründe dafür?"
Als ob wir ihm jetzt darauf eine Antwort geben würdenD
Selbst wenn das passiert war, würden wir doch soweit noch Privatsphäre haben dürfen.
"Raus hier."
Knurrte Dean und richtete sich erneut drohend auf.
Der Doktor hob den Finger um erneut zum Sprechen anzusetzen doch mein Kissen flog ihm um die Ohren.
Nicht hart, aber sehr effektiv.
Ich glaubte jetzt dass er es kapiert hatte, denn er nickte eilig und verliess, den Blick auf den Block gerichtete schnellstens das Zimmer.
Bevor sich die Türe hinter ihm schloss und ich mich kaputt wieder etwas peinlich berührt ins Kissen fallen liess, hörte ich noch wie er das Aufgeschriebene Fazit laut aussprach.
"Verleugnung von intimer Nähe, man kann nicht von einem Paar sprechen, aber ich sehe deutliche Anzeichen eines Dilemmas.
Herrlich, endlich etwas Aktion."

Ja das war Mal ein ganz spezielles Gespräch hihi, damit habt ihr wohl nicht gerechnet meine
Sternchen xD ich hoffe das Kapitel hat euch ebenfalls gefallen und vor allem im nächsten Akt solltet ihr eine Menge zu lachen und mit zu fiebern haben^^
Wartete gespannt
Love
Tala

Experiment Love *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt