Kapitel 3

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Ariana POV

Als ich Zuhause angekommen war, versicherte ich mich eilig, dass niemand im Wohnzimmer oder in näherer Umgebung war. Ich schloss die Türen und lies einen letzten Prüfenden Blick durch den Raum schweifen. Unsicher setzte ich mich ans Klavier. Ich wusste, wenn mein Dad mich erwischen würde, gäbe es Ärger. Er mochte es nicht, wenn Lexi oder ich musizierten. Er verbot uns zu singen oder irgendwelche Instrumente zu spielen. Das alles hatte mit dem Tot unserer Mutter begonnen. Unsere Mutter liebte es Musik zu machen. Sie hatte die schönste Stimme, die man sich vorstellen konnte. Schon als ich ein Baby war hatte sie mir immer vorgesungen. Später hatte sie mich auf ihren Schoß genommen und mir Gitarre und Klavier spielen beigebracht. Als Dad sie kennenlernte, war sie eine unbekannte Sängerin in einer Bar. Doch mit seiner Hilfe wurde sie schlagartig berühmt. Bei ihrer dritten Tour, hatte ihr Bus einen Unfall. Alle Insassen kamen dabei ums Leben. Auch unsere geliebte Mutter. Das stürzte Dad in ein absolutes Tief. Er verbot alles was auch nur ansatzweise mit Musik zu tun hatte. Was eine Ironie für sich ist, weil er Chef einer Plattenfirma ist. Nicht einmal das Radio durfte laufen. Mit der Zeit wurde es zwar etwas besser, doch wir durften noch immer nicht musizieren. Das Klavier von meiner Mutter und ihre Gitarre standen noch immer im Wohnzimmer. Benutzt wurden sie aber schon lange nicht mehr. Sie galten wohl eher zur Dekoration. Aus meiner Tasche kramte ich das Notizbuch von Bradley, welches er in dem Kaffee liegen gelassen hatte. Langsam blätterte ich durch die Seiten. Überall standen Texte gekritzelt oder Noten. Ich schlug die letzte beschriebene Seite auf. Mir war sofort aufgefallen, dass die Noten für die Gitarre gedacht waren. Schnell schrieb ich sie mir in Klaviernoten um. Nach einiger Zeit war ich mir relativ sicher alles richtig umgeschrieben zu haben. Dann begann ich auch schon die ersten Töne zu spielen. Irgendwie war es ungewöhnlich zu spielen. Es war schon lange her, dass meine Finger auch nur ein Instrument berührt hatten. Doch aus irgendeinem Grund zwangen mich meine Finger förmlich dazu, dieses Lied zu spielen. Es war als würden meine Finger die Tasten wie von selbst finden. So als wüssten sie schon längst welcher Ton folgen würde. Ich bemerkte, dass das Lied in den Refrain überging. Doch dann endete es plötzlich. Überrascht suchte ich in dem Notizbuch nach, das ich neben mich auf den Hocker gelegt hatte. Doch ich hatte nichts vergessen. Alle Noten die dort standen, hatte ich umgeschrieben. Das bedeutete, dass das Lied noch nicht fertig war. Nachdenklich spielte ich die Melodie erneut. Hier und da fügte ich ein paar Noten hinzu. Als ich soweit zufrieden war, wagte ich mich an den Schluss. Es dauerte lange, bis ich wirklich zufrieden mit dem Ergebnis war. Doch als ich es ein letztes Mal durch spielte, war ich sehr zufrieden. Unter den Noten hatte ich ein paar bereits geschriebene Textzeilen gequetscht. Doch es fehlte noch irgendetwas. Und der Refrain fehlte noch komplett. Es vergingen Stunden, während ich den Song schrieb. Doch es fühlte sich an wie nur wenige Minuten. Schließlich schrieb ich das letzte Wort auf. Ich grinste. Es war ein unbeschreibliches Gefühl einen Song zu schreiben. Das hatte ich zuvor noch nie getan und Mitsicherheit gab es noch einiges an Überarbeitungsbedarf. Aber so wie es jetzt hier stand, war ich zufrieden. Es wunderte mich, dass mich noch keiner im Wohnzimmer gestört hatte. Wahrscheinlich hatte Dad noch ein wichtiges Meeting oder irgendetwas anderes furchtbar wichtiges auf der Arbeit zu erledigen. Das bedeutete er würde wahrscheinlich erst spät abends nach Hause kommen. Die Hexe war mit Sicherheit bei einem ihrer Hexenbesen-läster-Treffen. Blieb nur noch die Frage wo Lexi steckte. Ich beschloss alles erneut durchzugehen. Zaghaft begann ich die ersten Töne zu spielen. Leise begann ich den Text zu singen. Mit jedem Ton wurde meine Stimme etwas sicherer. Plötzlich schwang die Wohnzimmertür auf. Sofort unterbrach ich mein spielen. Atmete aber erleichtert aus, als ich feststellte, dass es sich bloß um Lexi handelte, die die Tür aufgerissen hatte. Ihre Augen waren weit aufgerissen. „ Du hast gespielt." entfuhr es ihr. Ich nickte leicht. „ Du weißt was passiert, wenn Dad dich erwischt?" Ich nickte erneut. „ Spielst du es mir vor?" grinste sie. Ich wusste doch gleich, dass Lexi nicht widerstehen konnte ein Verbot zu brechen. Sie setzte sich zu mir auf den Hocker und lauschte gespannt. Vor Lexi hatte ich auch keine Probleme zu singen. Ich forderte sie mit einem sanften Stoß in die Rippen auf, mit zu singen. Worauf sie sich tatsächlich einließ. Als wir das Lied beendet hatten, funkelten ihre Augen. „ Wie bist du auf diese Idee gekommen? Das ist das schönste Liebeslied, das ich jemals gehört habe." Ich dachte an Brad. Schon komisch das seine Zeilen mich zu einem solchen Text inspiriert hatten. Ich zögerte kurz. Entschied mich dann aber ihr erst Mal nicht die Wahrheit zu sagen. Nicht bis ich ihr ein Autogramm besorgt hatte. Das Glück schien momentan auf meiner Seite zu sein, denn wir hörten, wie ein Auto in die Auffahrt fuhr. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass dies wohl unser Dad sein musste. Schnell sammelte ich alle Blätter zusammen, klappte das Klavier zu und sprang auf. In null Komma nichts hatten Lexi und ich jegliche Spuren auf musikalische Aktivitäten beseitigt. Wie Unschuldslämmer saßen wir auf dem Sofa, als Dad mit der Hexe den Raum betraten. Diese trug ein sehr schickes Kleid und war aufgedonnert bis zum Umfallen. „ Wo wart ihr denn?" rutschte es mir heraus. Dad lächelte das Stiefmonster verliebt an. „ Wir haben uns einen Abend für zwei gegönnt. Ihr kamt doch zurecht oder?" Lexi und ich nickten synchron. „ Also ich geh dann auch Mal ins Bett." entgegnete ich. Dabei war ich überhaupt nicht müde. Ich wollte lediglich nicht länger die gleiche Luft einatmen wie dieses seltsame Wesen, das sich als unsere Stiefmutter ausgab. Ohne ein weiteres Wort verließ ich das Wohnzimmer und ging hinauf in mein Zimmer. Dabei schnappte ich mir unauffällig, den Notizblock, den ich zuvor unter einem Kissen auf dem Sofa versteckt hatte. „ Gute Nacht mein Schatz!" rief Dad mir noch hinter her, als ich bereits oben war. Ohne zu antworten schloss ich die Zimmertür hinter mir. Ich legte den Block auf meinen Nachttisch und lies mich aufs Bett fallen. Aus dem Augenwinkel merkte ich, wie mein Handy aufblinkte.

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