Kapitel 44: Vergangenheit in der Luft

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Freiheit - Was ist das eigentlich? Ist es der kühle Wind, der durch mein Haar bläst? Ist es die Unbeschwertheit, die mich nur für den Moment fühlen und denken lässt? Ist es die Unabhängigkeit, die mir das Gefühl der unendlichen Möglichkeiten und der Macht verleiht?

Freiheit kann für jeden etwas anderes bedeuten. Für manche bedeutet es, sein Leben so zu leben, wie man es für richtig hält. Für andere bedeutet es, auf niemanden angewiesen zu sein.

Für mich, ist schlicht weg, dass ich mich für niemanden verrenken, mich für nichts und niemanden ändern muss. Etwas zu riskieren, ohne an die Konsequenzen zu denken, ganz ohne Regeln und Gewissen.

"Da seit ihr ja endlich! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Ich dachte nicht, ihr würdet erst am Abend zurückkommen!", ruft George erleichtert und umarmt seine Verlobte heftig, bevor er uns an der Tür vorbei lässt.

"Ach du meine Güte! Wie seht denn ihr aus?", schrillt er und starrt und entgeistert an.

"Es geht uns gut, Schatz.", sagt Fiona beschwichtigend und versucht angestrengt sich das Lachen zu verkneifen.

Ich selbst würde vermutlich in johlendes Gelächter ausbrechen, wenn mir zwei griesgrämig dreinblickende Teenager gegenüberstehen stehen würden, breitbeinig gehend und deren knallrote Haut unter den dicken Schichten aus Schlamm, Dreck und Wasser praktisch hindurch leuchten würde.

"Nate ist vom Pferd geflogen, in eine Art Sumpf gefallen, während das Pony davon galoppiert ist, ist Fiona ihm hinterher, um es einzufangen, ich bin abgestiegen, habe versucht mit einer Hand, mit der anderen habe ich mein Pferd gehalten, Nate wieder raus zu ziehen, bin dabei selbst reingeflogen und mein Pferd ist auch gleich mit baden gegangen. Wort wörtlich.", brumme ich genervt und sehe Nate dabei böse an.

"Wir mussten nachher noch die Pferde und das Sattelzeug einigermaßen sauber machen. Deswegen hat es auch so ewig gedauert", sagt Fiona schlicht und ich sehe wie sie und George Blicke austauschen. Beide versuchen nach wie vor eine ernste und mitfühlende Miene zu bewahren, scheitern daran jedoch kläglich.

"Ich nehme dann mal eine Dusche.", murmle ich verlegen und verschwinde in Richtung der Treppe.

Nachdem ich im oberen Stockwerk angekommen bin, betrete ich das Badezimmer, das mit Nate's Zimmer verbunden ist und lasse meine Hüllen fallen nachdem ich die Türe hinter mir geschlossen habe.

Ich bin komplett erschöpft, meine Schenkelinnenseiten fühlen sich an wie Stahl und Schmerzen höllisch bei jedem Schritt, den ich mache, ganz davon abgesehen, dass ich nach Schweiß und Dreck stinke.

Ich sehe in den Spiegel und begutachte meine verbrannte Haut, die eher an künstliches Erdbeer- neben viel zu weißem Vanilleeis erinnert.

Ich seufze, schlüpfe schließlich auch aus meinem BH und Slip und stelle mich unter die moderne, glasumrandete Dusche. Ich quieke auf, als ein Strahl eiskaltes Wasser auf meine heiße Haut trifft und ändere schnell die Temperatur.

Als die Wärme angenehm ist, entspanne ich mich langsam und lasse das Wasser auf mich herunter prasseln. Ich schließe erleichtert die Augen, während ich einfach reglos dastehe, an nichts denke und mich einfach nur der puren Erschöpfung hingebe.

Ich zucke zusammen, nein bekomme beinahe einen Herzinfarkt, als sich plötzlich eine große, raue Hand auf meine Schulter legt. Ich mache einen Satz nach Hinten und bedecke so gut es geht meinen Körper, während ich versuche durch den Anblick, der sich mir bietet, nicht den Verstand zu verlieren.

"Hast du den Verstand verloren?? Wie kannst du es wagen, dich einfach so an mich ran zuschleichen, besonders wenn ich nackt bin?!", brülle ich Nate, der nur mit einer engen, schwarzen Boxershorts bekleidet ist, an.

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