14 JAHRE SPÄTER
NIALL
Seit ich denken konnte, besaßen meine Eltern einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt, waren über alle Maße paranoid und behandelten mich von Zeit zu Zeit wie ein unartiges Kleinkind. Als ich nach Abschluss der Schule aufs College gekommen war, wollten sie mich zuerst gar nicht ins Studentenheim ziehen lassen, aus Angst, mir könnte etwas zustoßen. Wobei diese Angst eigentlich ziemlich unbegründet war. Okay, nachts trieben sich in den Straßen allerlei zwielichte Gestalten herum, die nur darauf warteten, wehrlose Leute zu überfallen und auszurauben, aber da ich in einer Stadt dieser Art aufgewachsen war, wusste ich mittlerweile, an welchen Orten man sich zu welchen Zeitpunkten besser nicht aufhalten sollte. Unser Haus war ohnehin am Rande der Stadt, sodass unmittelbar vor unserer Haustür normalerweise keine Gefahren lauerten – sofern man den angrenzenden Wald nicht in die Überlegungen miteinbezog. Dieser fungierte sozusagen als Brenn- und Baustofflieferant für die Stadt, weshalb er auch eine demensprechende Fläche einnahm und so dicht bepflanzt war, dass man von einem Baum kaum zum anderen sehen konnte, aber ehrlich gesagt konnte ich darüber nicht unbedingt viel Auskunft geben, da meine Eltern mich tunlichst davon abgehalten hatten, mich hineinzubegeben. Von klein auf hatten sie mir eingebläut, mich von dem Gehölz fernzuhalten, was ich zu meiner eigenen Überraschung auch weitgehend befolgt hatte, bis auf eine meiner Kurzschlussentscheidungen, nach der ich aus Trotz schnurstracks hineinmarschiert war, mich rettungslos verirrte und Stunden später von meinen ziemlich aufgelösten Eltern aufgesammelt werden musste. Das alles war schon so lange her, dass ich mich nur noch vage daran erinnerte, aber Erfreuliches hatte ich wohl nicht erlebt, da ich bis zu meinem jetztigen neunzehnten Lebensjahr keinen Schritt mehr hineingemacht hatte. Naja egal. Jedenfalls begannen nun die heiß ersehnten Semesterferien, in denen ich nach Hause zurückkehren und abends in einer Bar arbeiten würde, um mir Geld dazuzuverdienen. Meine Eltern hatten zwar Geld, und das nicht zu knapp, aber mir widerstrebte es, alles von ihnen finanzieren zu lassen, sodass es mir lieber war, selbst ein paar Scheine in der Tasche zu haben.
„Niall, bist du fertig?", rief mein Raumgenosse Liam Payne von der Tür her, während er versuchte, zwei Koffer und eine riesige Sporttasche auf einmal durch den Türrahmen zu stopfen, wobei er kläglich scheiterte, was er mit einem verärgerten Knurren quittierte und mit einem Tritt alles einzeln auf den Gang beförderte. Ich musste mir ein breites Grinsen verkneifen. Dafür, dass wir beide die Volljährigkeit schon erreicht hatten, waren wir einfach viel zu albern und unreif, um als waschechte Erwachsene durchgehen zu können. Liam sah ja wenigstens noch aus wie zwanzig, mit seinen breiten Schultern, dem leichten Bartansatz und den hochgekämmten Haaren – lediglich seine braunen Teddy-Augen, wie ich sie zu nennen pflegte, mochten so gar nicht zum Rest seines Aussehens passen, aber wenn man ihn persönlich kannte, wusste man, dass sie das einzige waren, was sich wirklich zu seinem Charakter ergänzte. Der war nämlich sanftmütig, verantwortungsvoll und freundlich, nur wenn ihn etwas nervte (wie im Moment eben das Gepäck), wurde er sauer.
„Liam, lass die Mauern bitte stehen. Wir müssen genau da in ein paar Wochen wieder einziehen und ich wohne ungerne in einer Bruchbude", zog ich ihn auf, wohl wissend, dass man ihn mit unlustigen Bemerkungen schnell besänftigen und seine gute Laune zurückkehren lassen konnte. Dieses Mal war keine Ausnahme, denn er musste sofort lachen und stellte einen der Koffer gerader hin, als wolle er sich bei ihm für das grobe Umgehen entschuldigen.
„Tut mir leid. Wenn es eines gibt, das ich hasse, dann ist es Chaos." Schwer atmend fuhr er sich mit der Handfläche übers Gesicht.
„Ich frag mich wirklich, wie du es mit mir so lange ausgehalten hast, immerhin bin ich das Chaos in Person." Ich manövrierte mein eigenes Gepäck auf die Tür zu, den Schlüssel dazu zwischen die Lippen geklemmt. Als ich mich bückte, fiel irgendetwas von meiner Schulter, was Liam dank seiner schnellen Reflexe im letzten Moment noch retten konnte und mit einem Tsss-Laut den Kopf schüttelte. „Manchmal frage ich mich das auch. Aber mal im Ernst, Nialler, wer könnte er mit dir schon nicht aushalten? Ich würde dich nicht gegen einen anderen Mitbewohner austauschen wollen."
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Vampire (Ziall)
FanfictionNach einer nächtlichen Begegnung im Wald schwört Yaser Malik, der Anführer der Vampire, den Vampirjägern Maura und Bobby Horan bittere Rache - und will dafür ausgerechnet ihren Sohn Niall als Mittel zum Zweck benutzen. Auch vierzehn Jahre später hat...