NIALL
Die Zeit bis Freitag verging schnell, war aber dafür sterbenslangweilig. Louis hatte seltsamerweise immer irgendetwas zu tun (ich vermutete, dass er einen heimlichen Freund hatte, aber das würde ich schon noch herausfinden), Liam wurde die ganze Zeit von seiner Tante eingespannt und Zayn ließ sich kein einziges Mal blicken. Meine Gefühle gegenüber Letzteren hatten sich ohnehin von Angst zu Ärger gewandelt. Dieser Typ hatte mir eine Todesangst eingejagt, nur um mir hinterher zu sagen, dass er mir sowieso nichts tun wollte. Schon seltsam, wie verhältnismäßig ruhig ich eigentlich darauf reagierte, dass Vampire existierten, und das auch noch in meinem Stadtteil. Gab es vielleicht auch noch Werwölfe, Hexen, Trolle, Medusen, weiß der Geier was sonst noch?
Ach, egal. Wahrscheinlich wurde ich jetzt schon genauso seltsam wie meine Eltern ... Zeit, dass ich endlich zu einem richtigen Date kam. Apropos Date. Da die Uhr schon sieben Uhr zeigte, sollte ich mich vielleicht mal fertigmachen, wenn Liam mich um acht abholen wollte.
Summend suchte ich passende Klamotten heraus und gab mir mit meinem Quiff etwas mehr Mühe als sonst, damit ich nicht aussah, als hätte ich gerade mit einer Schere in der Steckdose herumgebohrt.
Als Mum mich so die Treppe herunterkommen sah, war sie ganz aus dem Häuschen, klatschte begeistert die Hände zusammen und zupfte ein paar imaginäre Fussel von meinem T-Shirt. „Oh mein Gott, sag bloß, du hast endlich ein Date?"
Ich zuckte grinsend die Schultern, aber das reichte ihr, um einen beinahe-Luftsprung zu vollführen. „Wer ist es? Ist es dieser entzückende Liam-Junge?" Sie wartete meine Antwort gar nicht ab, sondern reckte den Zeigefinger in die Höhe, als von draußen Motorengeräusche hereindrangen. „Das muss er sein." Sie gab mir einen schnellen Kuss auf die Stirn, als wäre ich kein Student, sondern immer noch ein Grundschulkind. „Viel Glück, Niall! Und ..." Sie senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Tonfall. „Macht ja nichts vorschnell, okay?"
„Mum!" Himmelherrgott! Meine Mutter und ihre Anspielungen! Zum Glück war ich kein Mädchen, sonst würde sie mir wahrscheinlich davon abraten, jetzt schwanger zu werden oder sonst was. „Bis nachher!" Bevor sie mir womöglich noch einen Vortrag halten konnte, schlüpfte ich zur Tür hinaus und lief die Treppe hinunter.
Liam, der gerade dabei war, die Einfahrt herauf zu kommen, zog eine Schnute. „Mann. Ich wollte eigentlich wie ein Gentleman vor der Tür stehen."
Ich grinste. „Tja."
Bevor ich die Autotür selbst aufmachen konnte, machte Liam einen Hechtsprung und öffnete sie für mich, während er mir zuzwinkerte. „Tadaa, das schaff ich noch."
„Wo fahren wir hin?", fragte ich, während ich den Gurt einschnappen ließ.
„Ich hätte an das Restaurant einen Block weiter gedacht. Und dann ..." Er legte eine kunstvolle Pause ein. „ ... habe ich am Wald bei einer Fahrradtour einen großen Teich entdeckt, der ziemlich idyllisch ist. Wir könnten es uns da ein wenig gemütlich machen."
So romantisch das auch klang (ich meine, am plätschernden Wasser sitzen bei Mondschein hatte schon etwas für sich!) – Liam schien noch nichts davon gehört zu haben, sich vom Wald fernzuhalten. Wobei ich hinzufügen musste, dass es wahrscheinlich nur ich war, dem dies von den paranoiden Eltern eingetrichtert worden war.
Trotzdem zwang ich mich zu einem Lächeln. „Klar!" Innerlich hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mir schon einen Plan zurechtlegte, wie ich die Fahrt zum Wald am besten verhindern konnte. Toll. Jetzt ruinierte ich auch noch das Date. Wirklich toll.
Irgendwie hatte ich jetzt Angst davor. Ich spürte die Hoffnungen, die Liam hegte, dass wir ein Paar werden könnten, aber irgendwie war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das auch wirklich wollte.
Am Parkplatz des Restaurants angekommen wartete ich Liam zuliebe, bis er das Auto umrundet und mir die Tür geöffnet hatte, um mir herauszuhelfen – er wollte diesen Abend wirklich perfekt machen.
Aber ich spürte schon, dass irgendetwas schrecklich schief laufen würde.
Wir entschieden uns für einen kleinen Tisch, der ziemlich versteckt war und nahe am Fenster stand, durch das man zur beleuchteten Straße hinausschauen konnte.
Nachdem der Kellner unsere Getränkte gebracht und unsere Bestellungen aufgenommen hatte, stützte Liam seinen Kopf auf die gefalteten Hände und lächelte mich an. „Warst du hier schon mal?"
Ich ließ meinen Blick umherschweifen. „Ehrlich gesagt nicht." Okay, das war leicht peinlich, immerhin hatte ich schon mein ganzes Leben in diesem Stadtteil verbracht, aber Liam schien sich darüber zu freuen, dass er einen Ort gewählt hatte, an dem ich noch nie gewesen war.
„Ich finde es echt toll von deinem Boss, dass er dir heute einfach so freigegeben hat", meinte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Louis hat aber auch sehr große Freude daran, dich zu vertreten."
Ich musste lachen. „Ja, das hat er ... hätte ich ihm gar nicht zu getraut. Ich habe sowieso den Verdacht, dass er irgendetwas am Laufen hat. So verträumt wie der in letzter Zeit herumstakst ... das ist ja nicht mehr normal."
Und so ging das Gespräch weiter. Wir unterhielten uns über dieses und jenes, lachten über die skurrilsten Dinge, aber es war auf keinen Fall angespannt oder gar bedrückend, sondern es machte wirklich Spaß. Allerdings keimte in mir langsam leise der Gedanke auf, dass ich für Liam womöglich nicht mehr als Freundschaft empfinden könnte. Ich genoss jeden Moment mit ihm und war glücklich darüber, mit ihm befreudet zu sein, aber als festen Freund konnte ich ihn mir nicht vorstellen.
Ich hatte es ja angekündigt. Ein wirklich tolles Date.
Als Liam sich nach einer Weile auf die Toilette entschuldigte, nahm ich die anderen Leute im Restaurant unter die Lupe. Die meisten schienen, wie ich, mit ihrem Date hier zu sein, nur an zwei Tischen saßen Familien oder ältere Ehepaare. Wer mich allerdings wirklich irritierte, war der Typ mit den dunkelbraunen Haaren, der alleine an einem kleinen Tisch gleich rechts neben dem Eingang saß und eine Zeitung studierte.
War das sein Ernst? Freitagabend im Restaurant Zeitung lesen? Na gut, wenn er meinte ... war schließlich nicht mein Problem. Ich wandte mich dem Fenster zu, drehte mich aber sofort wieder zurück, als ich jemandes Blick auf mir spürte.
Stirnrunzelnd musterte ich den Typen mit der Zeitung. War er es, der mich anstarrte, sobald ich nicht mehr hinschaute?
Wahrscheinlich war ich nach der Sache mit Zayn einfach zu schreckhaft.
Plötzlich kam mir der eigentlich große Raum seltsam winzig vor, als würden mich die Wände allesamt erdrücken und mir die Luft abschnüren wollen. Sehnsüchtig betrachtete ich die Straße. Frischluft wäre jetzt optimal.
Zum Glück kam in diesem Moment Liam zurück, gleichzeitig mit dem Kellner, der unsere Teller abräumte.
„Liam, ich bin mal für eine Minute draußen, frische Luft schnappen ...", teilte ich ihm mit, woraufhin er mir lächelnd auf die Schulter klopfte. „Ich wollte ohnehin gerade vorschlagen, dann zum Wald aufzubrechen, sonst lohnt es sich nicht mehr. Ich komme dann raus."
Ich erwiderte das Lächeln und machte mich auf den Weg zum Ausgang, wobei mich der Zeitungstyp nicht eines Blickes würdigte, woraus ich schloss, dass ich mich wirklich getäuscht hatte. Ich sollte meinen persönlichen Vampir wohl mal dafür zusammenstauchen, dass er mir einen Verfolgungswahn verpasst hatte.
Kaum war ich jedoch am Parkplatz für eine Minute um die Autos herumgepilgert, lief jemand an mir vorbei, den ich einwandfrei als den Zeitungstypen identifizieren konnte. Verwundert beobachtete ich ihn, wie er an mir vorbei zu einem der Autos lief und sich in den Fahrersitz fallen ließ. Nur wenige Augenblicke später stieß Liam zu mir und vertrieb mit seinem strahlenden Lächeln alle unheimlichen Gedanken.
„Dann mal los."
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Sorry für die lange Wartezeit, ich bin gerade nicht so angetan von Wattpad :)
Umso mehr freue ich mich über Feedback und Votes <3
Dankeschön an alle, die sich immer die Zeit nehmen, Kommis dazulassen und zu voten (das offenbar Unmengen an wertvoller Zeit zu beanspruchen scheint ... *Ironie* xD), ich bin euch ver*dammt dankbar dafür! <3
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Vampire (Ziall)
FanfictionNach einer nächtlichen Begegnung im Wald schwört Yaser Malik, der Anführer der Vampire, den Vampirjägern Maura und Bobby Horan bittere Rache - und will dafür ausgerechnet ihren Sohn Niall als Mittel zum Zweck benutzen. Auch vierzehn Jahre später hat...