NIALL
So sehr ich mich am Wald unwohl fühlte, die angenehme Atmosphäre des Teichs machte nicht einmal vor mir Halt, sodass wir wenig später nebeneinander auf einem Baumstamm am Wasser saßen und den sich darin spiegelnden Mond betrachteten.
Das Schweigen zwischen uns war angenehm, und keiner von uns wollte das rhythmische Plätschern des Wassers mit unnötigen Worten unterbrechen. Nach einer Weile legte Liam zögerlich den Arm um meine Schultern und zog mich näher an sich heran. „Wie kommt es dazu, dass du noch nie hier warst?" Er hielt seine Stimme in Flüsterlautstärke.
Ich zuckte die Schultern. „Der Wald war eigentlich noch nie mein Lieblingsort. Aber hier ist es wirklich schön", fügte ich schuldbewusst hinzu, als Liam ein langes Gesicht machte.
„Ziemlich kalt, nicht wahr?", wechselte er unvermittelt das Thema. „Ich hole schnell unsere Jacken aus dem Auto."
Ich nickte und sah zu, wie er den kleinen Hang zum Feldweg hinaufkletterte, auf dem wir weiter hinten das Fahrzeug geparkt hatte, dann wandte ich den Blick wieder zum Wasser, das im Mondlicht geheimnisvoll funkelte. Ich wünschte, dieser Ort wäre nicht so unmittelbar am Wald, dann könnte ich auch alleine ab und an herkommen ohne mich vor Bäumen fürchten zu müssen. Oder vor dem, was sich dahinter verbarg. Zayn nutzte die ja ständig als Schutzschild, wie ich mittlerweile festgestellt hatte; da brauchte ich nur an die Begegnung neulich denken. Um seine Fähigkeiten nicht als ganz toll dastehen zu lassen: Ich hatte damals schon seit geraumer Zeit gemerkt, dass mir jemand folgte und mich beobachtete, ich spürte sowas einfach – genauso wie ich jemandes Blicke auf mir gespürt hatte, als Liam im Restaurant für ein paar Minuten nicht da gewesen war.
„Dauert noch ein wenig", drang Liams Stimme gedämpft zu mir herunter. „Meine ist unterm Sitz eingeklemmt. Außerdem steht das Auto etwas zu nahe ab Abhang, ich werde es um ein paar Meter nach vorne fahren."
Ich gab eine kurze Bestätigung zurück und stand ächzend auf. Liam hatte recht, was die Temperatur anbelangte: Allmählich sickerte die Kälte doch durch meine dünne Kleidung und ließ mich frösteln. Etwas unsicher hangelte ich mich am Ufer entlang, das sich direkt am Fuße des Abhangs befand, und trat nach einigem ungeschickten Hin und Her auf den bemoosten Boden. Die Hände in den Hosentaschen vergraben warf ich einen nervösen Blick auf die nur wenige Meter entfernt stehenden ersten Bäume des angrenzenden Waldes, während ich langsam am Wasser entlangzugehen begann. Der Boden war leicht sumpfig und gab mit jedem Schritt, den ich tat, unter meinen Schuhen ein nasses Geräusch von sich. So wenig ich darauf epicht war, auszurutschen und ein unfreiwilliges Bad bei den Karpfen zu nehmen, wollte ich so viel Abstand zum Wald wie nur möglich war, was darauf hinauslief, dass ich am äußersten Ende des Ufers dahinbalancierte.
Was ich eigentlich tat?
Keine Ahnung. Wie nannte es meine Mutter immer? Ich hatte eben Hummeln unterm Hintern, ich musste immer in Bewegung sein und herumlaufen, stundenlanges Sitzen war da nicht drin. Demnach war es in der Grundschule auch immer ich gewesen, der mit den Lehrern auf Kriegsfuß war, da ich einfach die Klappe nicht halten konnte. Naja, egal.
Oben erklang nun das Geräusch von Liams Auto, dessen Scheinwerfer die Dunkelheit durchbrachen. Unwillkürlich atmete ich erleichtert auf und machte mich auf den Rückweg. Da mit dem Bewusstsein, dass Liam nun gleich wieder da sein würde, auch meine Nervosität abzunehmen begann, wurde ich zunehmend unvorsichtiger. Dafür bekam ich allerdings gleich wieder die Rechnung, denn als ich einmal etwas zu nahe an die Bäume herankam, knackte es so laut in den Zweigen, dass ich beinahe einen Rückwärtssalto vollführt hätte.
Gebannt starrte ich auf die dunklen Baumstämme und wartete auf eine Bewegung, doch nichts rührte sich. Kopfschüttelnd lief ich weiter. Ich durfte mich nicht so anstellen. Zum Glück schien Liam noch dabei zu sein, im Auto mit den verhedderten Jacken zu kämpfen, sodass er mein kindisches Erschrecken nicht mitbekommen hatte. Wenn er wüsste, welches Weichei er hier zu einem Date eingeladen hatte ... Himmel.
Ich hatte den Fuß des Hangs schon fast erreicht, als wieder ein Rascheln erklang, diesmal viel näher als vorhin – genau genommen in der Buschansammlung direkt hinter mir. Siedend heißte Angst überfiel mich und veranlasste mich dazu, die letzten paar Meter zu sprinten, doch bevor ich beim Baumstumpf angekommen war, knallte ich mit jemandem zusammen.
Entsetzt schrie ich auf und taumelte rückwärts.
Millionen von Flüchen schossen mir durch den Kopf, als ich zu Boden ging und mir dabei fein säuberlichst Handflächen und Arme an den sich dort befindenden Steinen aufriss.
„Oh shit, tut mir leid!" Jemand ergriff meine Arme und zog mich wieder in eine stehende Position. „Sorry, ich wusste nicht, dass du hier Abendsport betreibst." Liam schenkte mir ein herzerwärmendes Lächeln. „Hast du dir wehgetan?"
Grummelnd wischte ich mir die Hände an der Hose ab und ignorierte die Schürfwunden. „Alles gut."
Er musterte mich besorgt. „Bist du sicher? Ich ..."
„Du kannst doch gar nichts dafür." Trotz allem musste ich lachen und vergaß für einen Moment die Furcht, die mir noch immer tief in den Gliedern saß. „Ich hab schließlich dich über den Haufen gerannt und nicht umgekehrt."
Liam schien wenig überzeugt zu sein, ließ aber weitere Argumentationen sein und meinte: „Möchtest du noch hierbleiben? Wegen mir können wir auch wieder fahren."
Fast hätte ich vor Erleichterung gejubelt und wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. „Klar, fahren wir gleich heim."
Während Liam beim Hochklettern also wie üblich fröhlich redete und mir immer wieder seine Hilfe anbot, warf ich noch einen letzten Blick über die Schulter – und sofort kehrte die Panik zurück, als ich das Paar roter Augen sah, das weiter hinten zwischen den Zweigen hervorglühte.
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Das nächste Kapitel ist wieder aus Zayns Sicht :)
Ich würde mich sehr über Votes und Kommis freueeeeen! <3
Die nächste Woche wird mit Updates ziemlich rar aussehen, weil ich nämlich schon wieder auf Klassenfahrt bin. Ich verstehe auch nicht, was zur Zeit los ist, ständig fahren wir irgendwo hin. Und irgendwie hab ich keinen Bock xD
Ok. Bis zum nächsten Kapitel! Love you all! <3
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Vampire (Ziall)
FanfictionNach einer nächtlichen Begegnung im Wald schwört Yaser Malik, der Anführer der Vampire, den Vampirjägern Maura und Bobby Horan bittere Rache - und will dafür ausgerechnet ihren Sohn Niall als Mittel zum Zweck benutzen. Auch vierzehn Jahre später hat...