Kapitel 8

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Ich würd mich über Meinungen zu dieser Geschichte bisher freuen ;)

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Am nächsten Morgen warteten wir, bis zweimal das Geräusch der schließenden Haustür erklungen war, bevor wir es wagten, uns aus dem Zimmer zu begeben und etwas Essbares aus der Küche zu plündern. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, was genau die beiden eigentlich arbeiteten. Noch nie hatten sie mich irgendwie mit zur Arbeit genommen oder mir Kollegen vorgestellt, sie sprachen immer nur von einer Agentur und Papierkram. Das war immer leicht peinlich, wenn jemand nach dem Job meiner Eltern fragte, und ich nur vage Auskunft geben konnte, aber es war wirklich nicht so, dass ich mich nicht dafür interessierte, sie erzählten mir schlichtweg nichts. Irgendwann hatte ich die Fragerei aufgegeben und akzeptiert, dass sie wohl irgendetwas nicht Nenneswertes machten.

Noch während wir unsere Toasts verdrückten, gab Louis' Handy einen kleinen Piepston von sich. Seufzend streckte er sich danach und warf einen Blick auf das Display. „Was zum ..." Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist meine Schwester, die kurz zu Besuch kommen wollte. Sie steht allen Ernstes zu Hause vor der Tür und hat keinen Schlüssel. Tut mir echt leid, Nialler, ich muss los, sonst erzählt sie das brühwarm meinen Eltern und die killen mich, weil ich sie in der Kälte draußen stehen gelassen habe."

Ich winkte ab. „Schon okay. Ich treibe mich irgendwo draußen herum und genieße den Freiraum, den ich habe, wenn meine Eltern nicht da sind."

„Mach das." Louis klopfte mir kameradschaftlich auf die Schulter und erhob sich, nachdem er sich den letzten Toast als Ganzes in den Mund gestopft hatte. „Bis dann. Ich sehe zu, dass ich heute Abend wieder helfen kann."

„Lou, du musst das nicht machen, ich komme echt alleine klar."

„Hör auf, im Gegensatz zu dir hat es mir wenigstens Spaß gemacht. Außerdem muss dich ja irgendwer vor so sabbernden Killertypen beschützen."

„LOUIS!" Ich schlug mit dem Geschirrtuch nach ihm, aber er wich lachend aus und floh zur Tür, bevor ich ihm eine Ladung Marmelade ins Gesicht schmieren konnte. „Ciao, Ni!"

Unfassbar. Wie hatte ich ihn gestern beschrieben? Erstaunlich ehrlich? Pff, wohl manchmal etwas ZU ehrlich, würde ich sagen.

Ich ließ mir Zeit mit dem Essen und überlegte, was ich den ganzen Tag anstellen könnte. Nun, mir würde eine ganze Reihe verbotener Dinge einfallen, die ich machen könnte, zum Beispiel Picknick im Wald machen, rauchen, zum Club runtergehen ...

Bei Letzterem fiel mir ein, dass Tristan ja gesagt hatte, er würde heute den ganzen Laden mal wieder komplett aufräumen und putzen, vielleicht könnte ich mich da ja nützlich machen ... Sofort hob sich meine Laune wieder vom Nullpunkt. Ich hatte zwar keine Ahnung, wann genau er unten sein würde, aber ich konnte ja zuerst eine kleine Runde in der Stadt drehen.

Ich schnappte mir meine Nikes, die vom gestrigen Ausflug auf dem Feldweg noch etwas mitgenommen aussahen, und verließ das Haus, um meiner Mum zu entkommen, die manchmal um die Mittagszeit herum plötzlich zu Hause auftauchte. Ja, ihr habt richtig gehört, Mittagszeit. Normalerweise war ich ein rettungsloser Frühaufsteher (fünf Uhr war da schon mal drin), aber da es gestern fast drei Uhr geworden war, war sogar ich etwas länger in der Falle geblieben. Louis hatte ich sowieso fast mit einem Kissen ersticken müssen, damit er wenigstens halbwegs wach wurde.

Mit den Headsetstöpseln in den Ohren schlenderte ich die Einfahrt hinunter und schlug den mittelerweile vertrauten Schleichweg in Richtung Clubgebäude ein. Dabei war ich so in Gedanken versunken, dass ich nicht sah, wie sich einige Meter hinter mir eine Person aus ihrem Versteck zwischen den Hecken schob und mir in gebührlichem Abstand folgte.

Vampire (Ziall)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt