So kam es also, dass ich auf dem Schreibtischstuhl saß, während Niall im Zimmer auf und ab ging und mich ununterbrochen beobachtete. „Ich verstehe dich nicht", meinte er schließlich. „Vampire sind doch eigentlich blutrünstig."
Ich verdrehte die Augen, wie immer, wenn ich blödsinnige Klischees über unsere Art hörte. „Wir sind nicht unkontrolliert blutdurstig. Blut ist für uns überlebensnotwendig. Wir brauchen immer wieder welches, um nicht einzugehen. Aber wir benehmen uns normalerweise nicht wie die Marder im Hühnerstall. Normalerweise. Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder." In meinem Kopf tauchte automatisch Jace' Name auf und ich musste unwillkürlich die Fäuste ballen. Wenn das heute Nacht wirklich er gewesen war, ... dann musste ich ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Ich hoffte nur, dass er nicht irgendwo vor dem Haus herumlungerte und Fotos von uns gemacht hatte, dann wäre die Katastrophe nämlich perfekt.
Niall schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich weiß gar nicht, wieso ich überhaupt möchte, dass du hierbleibst."
Obwohl mir wie immer eine scharfe Antwort auf der Zunge lag, durchströmte mich ein seltsames Gefühl des Stolzes: Niall wollte mich in seiner Nähe haben. Ich sollte darüber wohl nicht so euphorisch sein, aber ich kam einfach nicht dagegen an. Irgendetwas an diesem Jungen brachte mich dazu, mich nicht von ihm fernhalten zu können und mich immer vergewissern zu müssen, dass es ihm gut ging.
Wie auch immer, eine halbe Stunde nachdem er großspurig erklärt hatte, dass er auf keinen Fall ein Auge zumachen würde, kippte er schon langsam zur Seite weg, bis er schließlich komplett eingeschlafen war. Tja, an seinen Drohungen musste er noch arbeiten.
Vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken, brachte ich ihn in eine bequemere Position, von der er am nächsten Morgen keine Verspannungen im Nacken haben würde, und machte es mir dann wieder am Schreibtischstuhl gemütlich. Theoretisch könnte ich jetzt einfach gehen (bei jedem anderen hätte ich das vermutlich auch gemacht, außer bei Harry als meinen besten Freund), aber irgendwie widerstrebte es mir, Niall alleine zu lassen, wenn sich Jace da draußen herumtrieb. Seit wann entwickelte ich Beschützerinstinkte gegenüber einem Menschen? Ich sollte wirklich nicht mehr darüber grübeln.
Mit diesen tollen Gedanken im Kopf schloss ich die Augen und begann vor mich hin zu dösen.
Mit der Ankunft von Nialls Eltern in den Morgenstunden verließ ich das Haus durch das Fenster und machte mich aus dem Staub, bevor sie mich entdecken konnten – denn dann hätte ich dieses Gebäude vermutlich nicht mehr lebend verlassen. Vampirjäger waren eben doch eine andere Liga als gewöhnliche Menschen, auch wenn ich das natürlich niemals laut zugeben würde.
Am Horizont begann es bereits zu dämmern, sodass der nahezu schwarze Himmel langsam eine hellere Färbung annahm. Die Hände in den Hosentaschen vergraben beschleunigte ich meine Schritte, bis ich in einen leichten Lauf verfiel. Mein Vater und seine Leute waren nach Mitternacht bestimmt zur Jagd aufgebrochen und würden zur jetzigen Zeit ebenfalls zurückkommen – wenn wir uns also an der Haustür trafen, würde das unweigerlich zu unangenehmen Fragen führen.
Tja, so ganz falsch lag ich nicht einmal, aber es war viel schlimmer als erwartet.
Kaum hatte ich die Tür leise hinter mir geschlossen und versucht, ebenso leise die Treppe hinauf zu huschen, ging in der Eingangshalle plötzlich das Licht an und offenbarte meinen Vater, der in seiner Jagdkleidung in einem der Stühle saß; neben ihm stand kein anderer als Jace.
Mein Vater hatte die Hände gefaltet und betrachtete mich mit ruhigem Gesichtsausdruck, doch seine vor Zorn sprühenden Augen sprachen eine andere Sprache. „Sohn, hast du mir irgendetwas mitzuteilen?"
Ich biss die Zähne zusammen und musste mich zurückhalten, nicht zu Jace hinüber zu staksen und ihm eine reinzusemmeln. Dieser Idiot hatte uns also wirklich beobachtet und hatte nun alles brühwarm meinem Vater erzählt. Was für ein Trottel. Ich hob den Kopf und sah meinem Vater direkt in die eiskalten Augen. „Nichts, was dich zu interessieren hat."
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Vampire (Ziall)
FanfictionNach einer nächtlichen Begegnung im Wald schwört Yaser Malik, der Anführer der Vampire, den Vampirjägern Maura und Bobby Horan bittere Rache - und will dafür ausgerechnet ihren Sohn Niall als Mittel zum Zweck benutzen. Auch vierzehn Jahre später hat...