Kapitel 6

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ZAYN

Dieser kleine Pisser.

Ich hatte wirklich alles stehen und liegen gelassen, Termine abgesagt und meinen Abend aufgeopfert, nur um am heutigen Tag, an dem der kleine Horan das erste Mal in der Bar arbeitete, sofort dort aufzukreuzen und mir ein Bild von meinem Auftrag zu machen. Wie es das Schicksal so wollte war er natürlich gleich beim ersten Schritt ins Innere voll in mich hineingelaufen, nur hatte ich ihn leider nicht erkannt. Genervt hatte er mich da allerdings auch schon, und zwar so richtig. Der glaubte wohl, er könnte sich gegen mich aufmüpfen. Gegen MICH. Zayn Malik, dem Sohn des Vampiranführers. Dass ich nicht lache! Eher beförderte ich ihn innerhalb einer halben Sekunde ins Jenseits. Schade, dass er das nicht wusste.

Jedenfalls war es mir dann wie Schuppen von den Augen gefallen, dass er es war, sobald ich beobachtet hatte, wie er seinen Platz hinter dem Tresen einnahm und mit den anderen zu lachen begann. Wo ich ihn nach dieser eher weniger erfreulichen Begegnung schon im Visier gehabt hatte, hatte ich nun endültig meinen Grund, ihn als mein nächstes Opfer einzuplanen. Ansonsten hätte ich vor der Erfüllung meines Auftrages noch zwei andere für meine Zwecke benutzt, einzig und allein deshalb, um meinen Vater ein wenig zu ärgern.

Wie auch immer, jedenfalls hatte ich damit gerechnet, dass es verdammt einfach werden würde. Ich würde zu ihm hingehen, ihn anflirten, ihn zwischendurch in irgendeine unbeobachtete Ecke ziehen und BÄÄÄM! Schon wäre der Auftrag halb erfüllt. Bis jetzt war wirklich jede meiner Zielpersonen auf diese Flirt-Masche hereingefallen. Die Betonung auf bis jetzt.

Der kleine Horan fiel einfach nicht darauf herein. Wer auch immer dem ins Gehirn geschissen hatte, er hatte definitiv keinen Sinn für Attraktivität, denn wenn ich was wusste, dann dass ich sehr wohl ziemlich attraktiv war. Und ihm schien das entweder nicht aufzufallen, oder es war ihm egal. Ich tippte eher auf Letzteres, und das machte mich noch wütender. Wie konnte so ein Menschlein mich einfach ignorieren und es wagen, so mit mir zu sprechen? Dem würde ich schon noch zeigen, wo der Hammer hing.

Und dann fragte der mich allen Ernstes, ob ich ihm Drohungen auftischte? Na, was war es denn für ihn? Tratsch beim Kaffeekränzchen? Ich antwortete ihm mit einem simplen „Vielleicht" und beobachtete seine Reaktion. Ich musste schon sagen, er war wirklich gutaussehend. Fluffiges blondes Haar, meerblaue Augen, gut gebauter Körper, volle, geschwungene Lippen ... und sein irischer Akzent war richtig sexy, aber darum ging es jetzt nicht. Es ging einzig und allein darum, dass ich ihn irgendwie dazu bringen musste, alleine mit mir irgendwo hinzugehen, wo ich ungestört über ihn herfallen konnte. Gott, es war verdammt lange her, dass ich mich so auf ein Opfer gefreut hatte. Ich würde ihn keineswegs sofort sterben lassen, nachdem er mich lächerlich gemacht hatte, würde ich dem Willen meines Vaters vielleicht doch nachkommen.

Von ihm ging ein betörender Geruch aus, der davon zeugte, wie einzigartig sein Blut sein musste. Bei diesem Gedanken könnte ich mir immer wieder über die Lippen lecken und mich selbst davon zurückhalten, meine Eckzähne auszufahren. Wenigstens war ich heute noch nicht im vollen Durst-Modus, sonst hätte ich mich vermutlich vor allen Leuten mit roten Augen auf ihn gestürzt.

Ich glaubte eine Andeutung von Furcht über sein hübsches Gesicht huschen zu sehen, aber als er anschließend unbeeindruckt zu lachen begann, wurde ich nur noch wütender.

„Du drohst mir, weil ich nicht auf deine miserablen Flirtversuche hereinfalle? Du willst mich doch eh nur ins Bett kriegen."

Verärgert knirschte ich mit den Zähnen. „Wie kommst du darauf?"

Niall zuckte mit den Schultern und fuhr unbeirrt mit seiner Arbeit fort. Der braunhaarige Typ neben ihm schaute beunruhigt zwischen ihm und mir hin und her, als erwartete er, ich würde seinen Freund gleich über den Tresen ziehen und entführen.

Vampire (Ziall)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt