Kapitel 14

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ZAYN

Es war eine Katastrophe.

Und ich wusste nicht mal, was die größere Katastrophe war: Dass Niall unsere Villa entdeckt hatte, oder dass es zwischen ihm und diesem Liam offenbar gegenseitiges Interesse gab, das über bloße Freundschaft hinausging. Ich hatte sie die ganze Zeit über beobachtet und die unmissverständlichen Blicke gesehen, mit denen Liam den Blonden angeglotzt hatte – er hatte ihm bei jedem Wort, dass er von sich gab, buchstäblich an den Lippen gehangen und es genossen, ihn lächelnd anzuschauen, wenn Niall gerade beschäftigt war.

Und ich hasste es.

Keine Ahnung, wieso, ich hasste es einfach. Er war eigentlich nur ein Mensch, er sollte mir genauso egal sein wie Jace' Party, aber das war er nicht. Okay, ich wollte ihn nicht zu meinem Gefährten machen, weil er etwas Besseres verdient hatte, aber das hieß noch lange nicht, dass sich ein anderer einfach so an ihn heranmachen durfte.

„Zayn?" Mein Vater trat in mein Zimmer und riss mich somit aus meinen philosophischen Gedanken. „Wer war das gerade eben unten im Hof?"

Ich zuckte betont gleichgültig die Schultern. „Irgendwelche Leute, die sich verirrt hatten."

„Du hast sie laufen lassen." Es war eher eine Feststellung als eine Frage.

„Ich hatte gerade keine Lust", log ich. Im Lügen war ich schon immer unschlagbar gewesen. Nette Eigenschaft, ich weiß.

Mein Vater nickte nachdenklich. „Wie läuft's mit dem kleinen Horan?"

Etwas in mir versteifte sich. „Gut." Angespannt zupfte ich am Ärmel meiner abgescheuerten Lederjacke herum.

„Hast du ihn dir schon zu eigen gemacht?"

„Nein. Es hat sich noch keine passende Gelegenheit ergeben."

Er sah mich spöttisch an. „Das ist ein neunzehnjähriger, wehrloser Junge, der keine Ahnung von Vampiren hat. Was ist so schwer daran, ihn sich zu krallen?"

Bitter dachte ich an die Tatsache zurück, dass Niall seit letzter Nacht sehr wohl wusste, dass wir existierten, sofern er es fassen konnte. Und ... gewissermaßen konnte er sich wehren, nämlich mit seiner ganzen Person. Er hatte es mir einfach angetan, sodass ich ihm nichts mehr zu Leide tun wollte.

Wenn mein Vater das wüsste ... Er würde sagen, ich sei eine Schande für unsere Art. Eine Schande für die Familie. Und würde er Niall vor meinen Augen töten. Das wusste ich.

Mein Vater wartete meine Antwort nicht ab, sondern schüttelte leicht abfällig den Kopf. „Vampire haben ungefähr die dreifache Kraft eines Menschen. Vielleicht solltest du die mal anwenden." Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und ging. Wütend starrte ich ihm nach, die Hände zu Fäusten geballt. Manchmal hasste ich ihn einfach.

Ich wollte mich gerade vom Fenster abwenden, da sah ich noch jemanden auf den Hof treten. Ich war normalerweise nicht der Typ, der den ganzen Tag am Fenster klebte und irgendwelche Passanten beobachtete, aber diesmal befürchtete ich, es könnten wieder Niall und dieser Liam sein.

Demnach war ich ziemlich verblüfft, als ich an der Hausecke einen sehr vertrauten Lockenkopf erspähen konnte. Harry. Was trieb der da unten? Ein weiterer Blick bestätigte mir, dass mein bester Kumpel keinwegs allein war, sondern sich mit einer anderen Person unterhielt, die leider hinter ihm stand, sodass ich sie nicht identifizieren konnte. Nur wenige Sekunden später schienen sie sich verabschiedet zu haben, denn Harry winkte noch einmal, bevor er mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zur Haustür lief. Wenige Sekunden später stand er bei mir in der Tür und versuchte ganz offensichtlich kramphaft, das Grinsen zu verdrücken.

Vampire (Ziall)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt