1.Ein ganz gewöhnlicher Morgen

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Es war erst sechs Uhr morgens, als Judy vom Klingeln des Weckers erwachte. Müde rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und schaltete den Wecker aus.
Sie war so müde, dass sie beinahe wieder eingeschlafen wäre, als sie plötzlich eine entrüstete Stimme aus dem Nachbarapartment schreien hörte: ,,Unser Dienst beginnt nicht um sieben wie deiner, also könntest du den Wecker bitte etwas leiser stellen!!"

,,Kommt bestimmt nicht mehr vor!", entschuldigte Judy sich schlaftrunken und verfluchte im Stillen die dünnen Wände zwischen ihr und ihren Nachbarn.
Immer hören sie alles mit!

,,Nun gut", dachte Judy optimistisch, ,,wenigstens fühle ich mich so nicht allein!"

Sie stand auf und streifte sich ihre Polizeiuniform um. Das dauerte zwar Morgen für Morgen lange, aber sie platzte jedes Mal beinahe vor Stolz und Freude, wenn sie an sich heruntersah.
Sie war eine Polizistin!
Sie!
Ein Hase!
Und dabei hatten alle gesagt, Hasen könnten so etwas nicht!

Glücklich stellte sie sich vor ihren Spiegel und betrachtete versonnen ihre Uniform, als sie erneut gähnen musste. Wieso war sie bloß so müde?
Achso, ja, gestern hatte sie mit Nick bis in die Nacht zwei Geparde verfolgt und sie erst gegen Abend gefangen. Dass Geparde schnell laufen können, traf auf jeden Fall auf die zwei zu, hinter denen sie gestern hergehetzt war. Die Füße hatte sie sich wundgelaufen, während Nick gelassen eine Abkürzung genommen hatte, um sie abzufangen und es auch geschafft hatte.

,,Danke, dass du sie müde gehetzt hast, Möhrchen ", hatte er mit einem Grinsen geantwortet.
Judy kam sich immer noch dumm deswegen vor und war etwas wütend auf Nick. Hätte er ihr nichts von der Abkürzung sagen können?

,,Ach was", schalt sie sich und seufzte, ,, Ich sollte mich über seine tollen Kenntnisse freuen, schließlich ist er mein Partner und ein wertvoller Offizier der Polizei!"

Und heute war das Verhör! Sofort stellten sich ihre Ohren wieder auf und sie sprach würdevoll mit ihrem Spiegelbild: ,,Nun, sie wissen, dass wir wissen, was sie getan haben! Raub ist ein schweres Vorgehen und ich muss sie über die schlimmen Strafen in Kenntnis setzen, also gestehen sie schon, denn....", sie sprang nach vorne, ,,Ich bin kein kleines Hoppelhäschen, sondern...", sie kniff die Augen zusammen, ,,ein...."

,,nerviges Hoppelhäschen!", fuhr die Stimme ihres Nachbars dazwischen, ,,können wir endlich schlafen, Politesse?"

,,Ich bin eine Polizistin, verdammt nochmal!", keifte Judy wütend und stampfte vor Frust mit dem Fuß auf.
Ihre Zeit, Strafzettel zu schreiben, war doch nun schon lange vorbei. Mittlerweile war sie eine geachtete Polizistin, na ja, auf jeden Fall zwischen Kollegen. Genervt öffnete sie die Tür und trat nach draußen.

,,Guten Morgen, Möhrchen, wie war das Verhör? ", erschreckte sie eine bekannte Stimme, ehe sie überrascht aufquickte und unter rotem Fell begraben zu Boden stürzte.

,,Geh weg, Nick", lachte sie und schob den Fuchs beiseite.

,,Hast du mich vermisst, Möhrchen? ", fragte er mit einem verschmitzten Lächeln und stieg von ihr herunter, sodass Judy sein Gesicht sehen konnte.

,,Nein", lachte Judy nur, ,,Ich wusste gar nicht, dass man mich auch von draußen hören kann. Sag mal, seit wann wartest du vor meiner Tür auf mich?"

,,Nun ja, Möhrchen", er blickte ihr lächelnd in die Augen, ,,Du hast dich auf jeden Fall gefreut, mich zu sehen, oder?"
Er lachte wieder.

,,Niemals, du dummer Fuchs", scherzte sie und stand auf. In Wirklichkeit machte ihr Herz jedes Mal einen Freudenshüpfer, wenn sie ihn sah, aber das würde sie ihm bestimmt nie sagen.

,,Lass uns losgehen!", meinte sie, um das Thema zu wechseln.
Nick zuckte nur mit den Achseln und folgte ihr.

Strange FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt