13.Stell dich der Herausforderung, Judy!

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Wieder und wieder blätterte  Judy durch die Mappe, sah sich jedes Blatt noch einmal an, überflog wieder die ungenaue Karte und las wahrscheinlich zum fünfhundertsten Mal die kleinen Zahlen im Text, deren Nullen nie aufhören zu schienen.

Das schaffe ich nie im Leben!

Seufzend ließ Judy den Kopf auf die Tischplatte fallen. Augenblicklich blitzten durch den Schmerz Erinnerungen in ihr auf.

,,Ich habe 15 Jahre lang an meinem Traum festgehalten, um das zu erreichen. Da werde ich jetzt doch nicht aufgeben! ", machte sie sich selbst Mut.

Aber......Nick hatte ihr damals geholfen, ohne ihn hätte sie den Fall wahrscheinlich nicht lösen können und wäre so womöglich gefeuert worden.

,,Ich brauche Nick nicht! ", fuhr sie sich selbst zum hundersten Mal an, "Wofür brauche ich denn bitte einen nervigen, arroganten, selbstverliebten, faulen.... "
...schlauen und liebenswerten Fuchs?

Ja, sie mochte ihn, aber bevor ihr erneut die Tränen kommen konnten, kam stattdessen ihre Wut in Fahrt und stellte den Satzbau um, sodass es hieß:
Sie hatte ihn gemocht

Entschlossen setzte sie sich energisch gerade hin:
Kapitel Nick war abgehackt!

Oder???

Ja! Mit dem Fuchs habe ich abgeschlossen!

Nun wieder zurück zum Thema.
Diesmal ging Judy alles genau durch und machte sich Stichwörter, wie man es ihr in der Polizei Akademie beigebracht hatte.

Das wusste sie über den Täter:

•mehrere Täter

•alle erwachsen

•höchstwahrscheinlich krimineller Hintergrund

•gute Verbindungen (vermutlich Mr.Big)

•entweder großer Einfluss (Bestechung?) oder viel Geld,
jedenfalls gab es jede Menge Mitstreiter

•stammen vom Land

Quartier

•Stand: Am Rande Zoomania' s

• Dunkelgasse 7

•früher Fabrik, liegt jetzt brach

•dreizehn Etagen, die jeweils rund fünfhundert Quadratmeter groß sind

•kriminelle Umgebung

•möglicherweise Keller

• keine Möglichkeit für Polizisten, ungesehen hereinzukommen

Taten

• über 1000 Todesopfer (stark verstümmelt gefunden)

•rund 120 Schwerverletzte (kurz danach verstorben)

•nur ungefähr 50 Überlebende (meist immer noch geistig verwirrt)

Judy klappte die Mappe zu und atmete kurz durch.

,,Ich muss also in eine der kriminellesten Straßen Zoomania's, um eine Verbrecherbande festzunehmen, die schon über tausend Tiere umgebracht hat", fasste Judy zusammen und lachte gequält auf: ,,Wie einfach!"

Nein, das war es ganz und gar nicht. Wie sollte sie, ein kleines Häschen, eine große Gruppe Killer festnehmen, die sie womöglich umbrachten?

,,Beleidige dich nicht selbst!", fuhr sie sich an und stampfte wütend mit dem Fuß auf.

Plötzlich ertönte eine wispernde Stimme direkt vor ihr und Judy zuckte automatisch zurück, wobei sie in Abwehrstellung ging.

,,Wer ist da?", fragte sie mit vor Angst angelegten Ohren.

Doch die Stimme plapperte einfach weiter und Judy erkannte, dass die Stimme von der Mappe kam.
Zum ersten Mal fiel ihr auf, das der Umschlag erstaunlich dick und schwer war.

Perfekt, um eine Sprachnachricht zu verstecken!

Aber worauf hatte diese reagiert? Hatte sie etwas Bestimmtes gesagt? - Nein, daran konnte Judy sich nicht erinnern. Verzweifelt kramte sie in ihrem Gedächtnis, bis ihr der rettende Einfall kam.

Sie stampfte einmal kräftig mit dem Fuß auf und sofort verstummte die Stimme.
Belustigt wiederholte sie die Tätigkeit und abermals ertönte die Stimme.

Noch einmal - die Stimme verstummte.

Wieder - die Nachricht begann erneut.

Kichernd wollte Judy wieder aufstampfen, aber dann erkannte sie die Stimme von Mr. Clore und augenblicklich war sie leise, sodass Mr. Clore's Stimme den ganzen Raum erfüllte:

,,....und nun muss ich Ihnen sicher auch erklären, warum wir Ihnen diese Sprachnachricht hinterlassen haben.
Nun, Hopps, in ihren Unterlagen stand geschrieben, dass Sie die Verbrecherbande eigenhändig festnehmen sollen, aber dies war nur eine Sicherheitsvorkehrung, die wir ergreifen mussten, falls diese Mappe der Gruppe in die Hände fällt. Aber Officer, Sie müssen nur die exakte Mitte des Gebäudes ausfindig machen und mit einem Peilsender versehen. Wir werden die Bruchbude danach sprengen, ja, Bürgermeister Lionheart war dagegen, aber es ist zum Besten des Staates.
Diese Verbrecherbande hat schon so viele Tiere entführt und anschließend getötet. Ich denke, dass die Bilder der stark verstümmelten Opfer Ihnen zu denken gegeben haben, nicht wahr, Hopps? "

Ja, das hatten sie. In Judy kamen erneut Würgereize hoch, als sie sich an die Bilder der Opfer erinnerte. Manchmal konnte man kaum noch erkennen, um was für ein Tier es sich einmal gehandelt hatte. Außer der Innereien und der Haut war fast alles abhanden gekommen. Anscheinend fand die Bande es spaßig, Tiere auf so qualvolle Weise zu töten und anschließend in dunkle Gasse abzuladen.

Bäh!!

Aber Mr.Clore's Stimme ließ ihr keine weitere Zeit nachzudenken, sondern machte muntern weiter:
,,Hopps, Sie müssen es nur bis zu der Mitte des Gebäudes schaffen, in Ordnung?
Der große Tag ist diesen Samstag. Dann soll die Bande, unseren Informanten nach, größtenteils leer sein.
Gehen Sie kein Risiko ein!
Mit diesen Typen ist nicht zu spaßen! Achten Sie nur darauf, in keine Falle zu treten, nicht noch vor dem Eingang entdeckt zu werden und....................nicht getötet zu werden.
Clawhauser wird Ihnen ihre Ausrüstung bereitstellen, aber reden Sie mit keinem. Verstecken Sie diese Mappe und sprechen Sie mit niemandem, nicht einmal mit ihrem Chef über diese Sprachnachricht!

Enttäuschen Sie uns nicht, Hopps, wir zählen auf Sie!
Diesen Banditen muss endlich das Handwerk gelegt werden, auch wenn der Tod die einzige Möglichkeit dazu ist!"

Und damit verstummte die Nachricht und ließ Judy rücksichtslos mit ihren Gedanken zurück.

Strange FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt