17 . Enttäuschung tut weh, erinnerst du dich?

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Nachdenklich sah Judy aus ihrem Fenster, während sie die  Hauptstraße entlang fuhr.

Wo war Nick?
Was machte er?
Wieso antwortete er ihr nicht?

Du bist Geschichte für ihn, schon vergessen, Judy?

Traurig starrte Judy weiter.
War es wirklich so?
Wollte sie es einfach nicht wahrhaben?

Plötzlich machte sie eine Vollbremsung.
Was war denn jetzt los?
Das Auto vor ihr hatte plötzlich gestoppt.
Mit einem Blick nach hinten bemerkte Judy, dass auch die Autos hinter ihr stehen geblieben waren.

,,Bleib optimistisch!", machte sie sich hoffnungsvoll Mut, ,, Es könnte schlimmer kommen, das hier ist doch nur ein kleiner Stau!"

Doch dann bewegte sich nach fünf Minuten immer noch nichts und langsam wurde Judy unruhig. Die Zeit lief ihr davon!
Genervt stöhnte Judy auf und öffnete die Wagentür, um nachzusehen, was los war.
Ihr blieb die Luft weg, als sie nur zehn Meter vor ihr den Grund für die Panne sah.

Das konnte doch nicht sein!

Ungläubig rieb sie sich die Augen, doch dann nahm sie all ihren Mut zusammen und stolzierte selbstsicher zu dem Unruhestifter.

,,Finnick, könntest du mir vielleicht erklären, was das soll?", begann sie entrüstet und betrachtete wütend Finnick, der es irgendwie geschafft hatte, seinen Lastwagen quer auf die Hauptstraße zu stellen und nun mit einigen anderen Tieren als Clowns verkleidet zu einer lauten Musik umhertanzte.

Die gestörten Autofahrer waren teilweise belustigt und tanzten mit, aber einige, die es wie Judy eilig hatten, hupten voller Wut um die Wette, wobei sie ,,Dreckige Füchse!" und andere Gemeinheiten riefen.

Auffordernd sah Judy Finnick an, der ihre Frage immer noch nicht beantwortet hatte.

,,Ich warte", versuchte sie gelassen zu klingen, obwohl Finnick sie argwöhnisch musterte.

Nick's Sprichwort fiel ihr ein und sie glaubte seine Stimme zu hören: Zeig's ihnen nicht, wenn sie gewonnen haben.

,,Wenn du wüsstest", schnaubte sie.

Nun sah Finnick sie wieder an, diesmal öffnete er sogar den Mund.
Aber statt einer Erklärung kam nur Verachtung aus seinem Mund.

,,Hast du nichts Besseres zu tun, als dich mit ihm zu zerstreiten? ", sprach er etwas aus, dass Judy nie erwartet hatte.

Sorgte Finnick sich um Nick's Wohl?

Mit großen Augen besah sie sich den Wüstenfuchs, dessen Augen voller Vorwurf waren und schluckte kleinlaut.

Doch dann lachte Finnick auf, was bei ihm recht selten war: ,,Aber bei ihm reißt einem auch echt schnell der Geduldsfaden..."

Lachend klopfte er Judy auf die Schulter, sodass Judy lächeln musste.

,,Nun, zurück zum Thema. Finnick, was soll das?"

Der Fuchs antwortete nicht und Judy stampfte wütend zum Polizeiwagen. Erst würde sie das dem ZPD melden und dann weiterfahren.

Oh nein, was war das?

Fassungslos starrte Judy auf ihren Autoreifen, in dem eine große Nadel steckte.

Das kann doch nicht wahr sein!

Jetzt würde sie nie mehr rechtzeitig kommen.

Mehrere Monate Training waren umsonst!

Der Streit mit Nick war unnötig gewesen!

Langsam strömten ihr die Tränen herunter, aber Judy ließ sie laufen.
Sie war es leid, sie ständig zu verstecken.
Außerdem hatte sie alles verloren.

Bald bemerkte sie, dass alle Tiere sie anstatt Finnick und die Clowns ansahen.

,,Ja", lachte Judy bitter voller Trauer, ,, Schaut euch den dummen Hasen an, der auf allen Ebenen verloren hat: Beruf, Privatleben und Stolz."

,,Ich könnte Sie hinfahren."

Überrascht drehte Judy sich um und machte sich nicht die Mühe, ihre Tränen wegzuwischen.
Jeder wusste, dass sie weinte.

Ihr blickte einen Kapuzengestalt entgegen.
Unsicher betrachtete Judy sie und fragte dann zögerlich: ,,Woher wissen Sie, wo ich hin muss?"

Die Gestalt lachte tief.

,,Ich dachte, Sie könnten mir einfach sagen, wohin Sie müssen und ich fahre!"

Judy bemerkte, dass sich hinter dem Wagen des Fremden der Stau aufgelöst hatte und sie überdachte ihre Einstellung zu Fremden nochmals. Bei Nick hatte sie schließlich falschgelegen.....

,,Na gut, ich komme mit", entrutschte es ihr und sie stieg ein.

Im Auto war es sehr dunkel, sodass Judy das Gesicht ihres Fahres immer noch nicht erkennen konnte, so sehr sie sich auch anstrengte.

Leicht beleidigt ließ sie sich wieder auf den Sitz fallen.

,,Und dann links", dirigierte sie gelangweilt.

Merkwürdigerweise lachte der Fahrer auf und murmelte mit einer Judy nur allzubekannten Stimme: ,,Erklär mir nicht meine Stadt, Möhrchen, ich kenne Gott und die Welt, erinnerst du dich?"

Judy wollte schreien, dass er ihr gefehlt hatte und sich ihm um den Hals werfen, aber irgendetwas passte nicht in die Versöhnungsgeschichte und machte sie misstrauisch, sodass sie, ohne dass sie es wollte, schwieg.

Nick ließ sich nichts anmerken und bog nach rechts ab.

Warte, rechts? Das war nicht der Weg! Was für ein Spiel spielte Nick?
Judy's Gedanken wurden von Panik erfüllt.
Was?
Wie?
Warum?
Wieso?

Plötzlich stoppte Nick und fuhr in eine Garage herein.

Ängstlich musterte Judy Nick.
Er war ihr plötzlich so fremd, als kannte sie ihn gar nicht.

Unweigerlich fing sie an zu zittern.

,,Fürchtest du dich vor mir?", kam es im Dunkeln neben ihr gekränkt.

Judy wollte nicht antworten, da er ins Schwarze getroffen hatte.

Dummes Hasenherz! Angsthase!

,,Nun", meinte Nick, während er austieg, ,,Du bleibst jetzt schön hier und ich gehe die Verbrecherbande fangen, okay?"

Fassungslosigkeit drohte sie zu überrollen und ihm nächsten Moment war sie allein eingeschlossen in der Dunkelheit.

Im Dunkeln hatte man Zeit zu weinen.

Judy tat es.

Die Dunkelheit ließ Zeit zum Nachdenken.

Judy dachte.

Und immer mehr begriff sie, wer Nick war.

,,Dieser Fuchs will den Fall selber, er will dich ausschalten. Glaub mir, ich habe ihn kurz gesehen und er ist mehr Fuchs als du denkst."

,,Vielleicht hattest du recht, Gideon", seufzte sie traurig und konnte nicht verhindern, dass ihr Herz genau in diesem Moment zerbrach.

Sie hatte ihn nie aus ihrem Herzen verbannt.

Er war heimlich immer da gewesen.

Strange FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt