3.Ein langer Tag

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Judy rannte, während ihr eine  Träne über die Wange kullerte. War sie für Nick wirklich nur ein Witz?
Eine Beschäftigung, weil er das Leben als Polizist langweilig fand? 
Sie hätte ihn besser nie eingeladen, ihr Partner zu werden.
Während sie noch in Gedanken versunken war, lief sie gegen etwas, prallte ab und fiel zu Boden.

,,Oh, tut mir leid, Offizier Hopps!", hörte sie Clawhauser's Stimme, der ihr aufhelfen wollte.

,,Nein, ist schon gut", meinte Judy tapfer und versuchte, ihre Tränen wegzuwischen.

,,Was ist passiert?", fragte Clawhauser mitfühlend, aber Judy winkte ab: ,,Ach, nichts, können Sie mir freundlicherweise die Tür aufschließen?"

,,Oh, natürlich, dass hatte ich gerade vor!", lachte er und sah sich dann verwirrt um.

,,Wo ist denn Offizier Wilde, ihr Partner?"

,,Er sitzt vermutlich auf irgendeiner Bank und wartet, dieser Faulpelz!", zischte Judy.

,,Habt ihr euch gestritten? Ist er der Grund, dass...", Clawhauser zeigte auf Judy's immer noch nasse Wange.

,,Äh, nein, nein, ich.....", Judy rieb sich über die Wange und suchte verzweifelt nach Worten,
,,Können wir vielleicht das Thema wechseln?"

,,Natürlich", meinte Clawhauser verständnisvoll, aber als sie am ZPD ankamen, warf er Nick einen bösen Blick zu.

Normalerweise hätte Nick nur schelmisch zurückgeblickt, aber heute stand er da wie ein Häufchen Elend.

Judy hatte ihn erst einmal so gesehen und er tat ihr leid, sodass sie beinahe zu ihm gerannt wäre und ihn umarmt hätte.
Aber dann fiel ihr ein, dass er danach anfing unnötig herumzualbern, um zu zeigen, dass sie ihm nichts bedeutete.
Sofort wendete sie den Blick von ihm ab und ging ins Gebäude.

Sie setzte sich in ihr Büro, das sie sich mit Nick teilte, und fing an, den Papierkram durchzuarbeiten.

Schon bald kam Nick ebenfalls hinein, kleinlaut murmelte er: ,,Hallo...." und sah sich nach ihr um, die Ohren erwartungsvoll nach oben gestreckt.
Judy würdigte ihn keines Blickes und machte weiter.
Sie sah aus dem Augenwinkel, dass Nick's Ohren traurig herunterfielen und er sich an seinen Stuhl setzte. Sofort verspürte sie Mitleid mit ihm und wollte ihm irgendetwas zurufen, damit er wieder glücklich aussah und sie aufzog.

Es war so schlimm, Nick so dasitzen zu sehen, aber sie presste die Zähne aufeinander und murmelte trocken:
  ,,Wir sollten uns mit dem Papierkram beeilen. "

Nick sah sie an, als wollte er, dass sie noch etwas sagte, z.B. Entschuldigung, aber sie arbeitete einfach weiter.

,,Mann, ist das vielleicht langweilig!", dachte sie, als ihr Blick auf einen der Fragebogen der Vermisstenanzeige fiel, ,, Hier sucht ein Schwein seine Kaffeetasse, oh und hier vermisst ein Stinktier seinen....was? Seinen Klodeckel!?"

Genervt schaute sie zu Nick, bis ihr einfiel, dass sie sich ja gestritten hatten. Er sah sie sowieso nicht an, sondern starrte auf seine Bögen. Traurig richtete sie den Blick wieder auf ihren Papierstapel und ordnete die letzten zwei gelesenen Bögen zu den Unwichtigen.
Plötzlich spürte sie, dass sie beobachtet wurde und fuhr zu Nick herum, der sich jedoch schnell abwandte. Seufzend machte Judy sich wieder an die Arbeit.

Sie arbeitete noch den ganzen Tag hindurch. Keine einzige Pause machte sie und auch Nick arbeitete schweigend weiter.

Ohne Nick's Witze kam sie schneller voran, aber sie musste trotzdem zugeben, dass sie ihr auch fehlten.

,,Du wolltest doch, dass er aufhört! ", beschimpfte sie sich selbst.
Aber nun?
Judy wollte, dass er wieder aufstand, sie mit seinem komischen Lächeln ansah und sie Möhrchen nannte.
Ja, Möhrchen!

Sie sah zu ihm hinüber und wollte gerade den Mund aufmachen, als er ohne ein Wort aufstand und ging. Anscheinend war er fertig und ging nach Hause. Traurig fielen Judy's Ohren nach unten.
Konnte er sie wirklich so schnell vergessen?
Normalerweise verabschiedete er sich doch immer und fragte sie, ob er sie begleiten dürfe.

Judy drehte sich wieder um und schmiss entmutigt das letzte Blatt in den Ordner.
Sie zog sich schweigend an und wollte gerade aufstehen, als ihr Blick auf Nick's Schreibtisch fiel.

Eine Schublade war halb offen und Judy machte sie neugierig auf.
Zwischen einer Schale von Heidelbeeren, Nick's Lieblingsfrüchten, schaute ein Foto heraus.
Angespannt zog sie es heraus und fiel vor ihrer Überraschung nach hinten auf ihre gemeinsame Coach.

Auf den Bild waren sie und Nick während ihres ersten Falls zu sehen. Sie blickte fröhlich in die Kamera, während Nick sie nur glücklich ansah. Judy keuchte überrascht auf.
Nie hatte sie bemerkt, dass ihre Anwesenheit auch ihn glücklich machte. Immer war sie davon ausgegangen, dass er nur Wert darauf legte, sie aufzuziehen.

,,Vielleicht ist das seine Art, zu zeigen, dass er mich mag?", fuhr es Judy durch den Kopf und ihr fiel ein, dass Nick's Lächeln sich im Laufe des Falls verändert hatte.

Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, waren seine Augen die eines Betrügers gewesen, hinterlistig und verhöhnend, aber mit der Zeit waren in seinen Augen Freude und Wärme erschienen. Plötzlich kamen ihr die Tränen und sie schluchzte laut auf.

Wie viel sie nur verloren hatte! Nur weil sie mal wieder zu blöd gewesen war, um es zu bemerken!

Heulend zog sie die Knie zusammen und weinte.
Langsam flossen ihr die Tränen die Wange hinab, wie ein Fluss, der nicht zu stoppen war.

,,Jetzt weißt du, wie ich mich gefühlt habe. "

Beim Klang der Stimme zuckte sie zusammen und drehte sich schluchzend um, damit Nick ihre Tränen nicht sah.

,,Gar nichts hast du gefühlt, du dummer Fuchs", meinte sie leise.

,,Ach, wirklich? ", kam die Antwort direkt vor ihr und Nick trat aus dem Schatten. Er hatte ein Lächeln im Gesicht, aber seine Augen zuckten nervös und ängstlich, als sie ihn ansah.

,,Kaffee?", fragte er und zog zwei Becher hinter seinem Rücken hervor. Dann stellte er einen vor sie und goss ihr Kaffee ein.

Strange FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt