7.Wieso?!

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,,Nur noch eine Runde!", jagte es  Judy durch den Kopf.

Schneller!
Schneller!
Die Atmung nicht vergessen!
Eine Kurve!
Spring!
Weiter!
Halt dich fest!
Spring!
Höher!
Weiter!
Schneller!
Schlag Hacken! Schneller!!!!!...........

Judy war sehr beschäftigt, sie lief die zwanzigste Runde ihres eigens ausgedachten Trainingsparcours.

Bogo hatte ihr gesagt, wie wichtig das Training für ihren Fall war. Sie würde in ein großes, abgesperrtes Gebäude rennen müssen und dort eine Verbrecherbande festnehmen. Diese kam wie sie vom Lande und so konnte sie typische ländliche Fallen und Verstecke am schnellsten ausweichen oder entdecken.

Als sie gefragt hatte, wieso Nick ihr nicht helfen könne, hatte der Chef nur gemeint, dass eine Person weniger auffallen würde. Überhaupt sei Mr. Clore nur von ihr begeistert gewesen, erklärte Bogo.

,,Ein kleines, gerissenes Häschen. Super!", habe Mr. Clore ausgerufen.

Judy fühlte sich geschmeichelt, dass jemand solche Hoffnungen in sie setzte, aber gleichzeitig war dies ein enormer Druck. Sie musste die ganze Zeit durchtrainieren!

Am schlimmsten aber war Mr. Clore's Verbot, intensiv mit Nick zu sprechen. Judy versuchte so gut, wie es ging, das Verbot zu beherzigen, aber sie konnte es sich nicht verkneifen, heimlich nach Nick Ausschau zu halten.
Wie ein Schatten von Trauer verfolgte sie die Sehnsucht nach ihm. Ständig glaubte sie, sein Lachen zu hören oder wie er ,,Möhrchen" flüsterte.
Wenn sie ihn sah, musste sie sich schnell umdrehen, da die Traurigkeit und die Hoffnung in seinen Augen, die er nur ihr zeigte, sie beinahe zum Weinen brachte.

Doch heute würde sie das Verbot brechen, koste es, was es wolle.

Judy blieb stehen und nickte.
Ja, sie wollte Nick endlich wiedersehen!
Mit großen Schritten ging sie zurück.

,,Ich darf keine Angst haben!", sagte sie sich, immer und immer wieder.
Er ist mein bester Freund!
Er versteht mich!
Er gesteht mir auch Privatsphäre ein.
Er......
Judy schluchzte laut auf.
Er fühlt sich bestimmt verraten.

Judy wusste, wie leicht er da zu treffen war. Nick hatte nicht viele Freunde und war gegenüber den meisten Leuten unfreundlich und verschlossen. Aber seit er zu ihr Vertrauen gefasst hatte, konnte er seine Gefühle nicht mehr vor ihr verbergen und versuchte es meist auch nicht. Er sorgte sich um sie und neckte sie.
Eigentlich ist er ein guter Freund. Das verdient er nicht!

Traurig sackte Judy mitten auf der Straße zusammen. Aus dem Augenwinkel sah sie rotbraunes Fell - war Nick gekommen? Erwartungsvoll stellten Judy's Ohren sich auf.

Aber irgendetwas stimmte nicht! Nick schlich um Autos herum und versteckte sich. Es schien nicht so, als würde er sie erschrecken wollen.

Judy tat so, als würde sie ihn nicht sehen und ging in eine Nebenstraße, hielt aber nach ihm Ausschau. Immer wieder spähte sie vorsichtig nach hinten, bis ihr auffiel, dass eine Mülltonne vor ihr sich vorsichtig immer dann bewegte, wenn sie nicht hinschaute.
Spionierte er sie etwa aus?
Nein, dass würde er nie tun!
Er beließ ihr doch ihre Privatsphäre, oder?
Sie fing an, über erfundene Dinge zu reden, wie z.B. Raubtierfressen, dass sie in einem Zusammenhang mit dem Fall darstellte.

Dabei glaubte sie, ein grünes Blitzen aus der Mülltonne zu erkennen, ganz so, als würden seine grünen Augen überrascht aufblitzen.

Tatsächlich!
Er spionierte ihr nach!
Ihr!
Seiner besten Freundin!

Judy presste die Zähne aufeinander, um nicht zu weinen und lief eilig nach Hause.

Wieso tut er das?

Strange FriendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt