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Es war nun eine Woche vergangen, seit dem Gespräch mit meinen Eltern und so langsam dämmerte mir, dass der geschlossene Kompromiss nicht wirklich besser war, als die andere Option. Das gesamte Schloss war in Aufruhe. Überall rannten Bedienstete umher und trafen Vorbereitungen für den großen Tag. Meinen Ball. Er sollte in einer Woche stattfinden, was meiner Meinung nach viel zu früh war. Aber wie so üblich sprach ich die Gedanken nicht aus, sondern fügte mich nach außen hin meinem Schicksal. Dass es in meinem Innersten anders aussah, wusste abgesehen von mir nur eine einzelne Person, Kerensa.

Diese saß gerade neben mir auf meinem Bett und schüttelte ihren Kopf. Nachdem ich ihr von den Plänen und der Unterhaltung erzählt hatte, war sie mehr als schockiert und außer sich vor Zorn. Wäre mir ihr Temperament bis dahin nicht schon bekannt gewesen, hätte ich es wahrscheinlich mit der Angst zu tun bekommen, als sie lautstark die wildesten Flüche von sich gegeben hatte. Schlussendlich meinte sie nur, dass wir uns etwas überlegen müssten, um die ganze Sache etwas hinauszuzögern und mir somit mehr Zeit zu geben selbst jemanden unter normalen Umständen kennenzulernen. Die folgenden Tage sahen wir uns jedoch kaum, da sie mit anderen Aufgaben -den Ball betreffend- beauftragt wurde.

Heute war ihre einzige Aufgabe mit mir die verschiedensten Kleider zu probieren und schließlich das passendste herauszusuchen. Was sich als schwierig erwies, da wir mehr redeten, als anprobierten.

"Ich habe eine Idee!", unterbrach sie meine Gedanken und sah mich mit leuchtenden Augen an. Ich seufzte und wandte mich ihr komplett zu. Nachdem ich nichts antwortete, fuhr sie einfach fort: "Die meisten dieser Schnösel, entschuldige bitte meine Ausdrucksweise, werden sich ein kleines, frommes Frauchen zur Frau wünschen. Wir müssen ihnen klarmachen, dass du das nicht bist. Denn was will dein Vater dagegen unternehmen, wenn die Herren von sich aus ablehnen und das Weite suchen? Keine Männer, keine Hochzeit!" Sie grinste und klatschte aufgeregt in ihre Hände.

Auch ich konnte ein zucken meiner Mundwinkel nicht verhinder und dachte darüber nach. Natürlich wäre das eine Option, aber wer konnte mir garantieren, dass es auch wirklich klappte und es für mich nicht alles noch schlimmer machte? "Ach Kerensa, wenn es doch so einfach wäre. Wie soll ich bitte eine Gruppe von Prinzen und Lords abschrecken, ohne dem Ansehen meines Vaters zu schaden? Ich werde nicht einfach das ungehobelte Mädchen spielen können. Das würde doch alles negativ auf sie zurückfallen. Das kann ich ihnen doch nicht antun!" Zerknirscht ließ ich meinen Kopf wieder hängen. das passierte in letzter Zeit eindeutig zu viel! Doch vor meiner Zofe und besten Freundin war es mir egal. Sie kannte mich besser, als alle anderen. Sie kannte mich so, wie ich wirklich war und nicht wie ich mich als Prinzessin der Northern Highlands gab.

"Wer sagt denn, dass du dich ungehobelt geben musst?", ihr Grinsen wurde leicht teuflisch, "Wie ich deine Mutter kenne, wird sie verlangen, dass ich dich an diesem Abend unauffällig begleite, damit du auch immer gut aussiehst und so weiter. Vielleicht solltest du ein wenig hochnäsig an diesem Abend sein. Etwas anderes würde doch keiner von einer Prinzessin erwarten, oder? Zumal du auch noch ein Einzelkind bist." Ich konnte nur nicken und verstand langsam worauf sie hinaus will. Wenn ich das eingebildete Prinzessichen spielte, aber nicht so übertrieben, dass es negative Folgen für das Königshaus hatte, dann könnte dieser Plan durchaus funktionieren!

"Nimm dir einfach ein Beispiel an deiner Cousine Lady Caylin. Weißt du noch, wie sie sich letztes Jahr zu ihrem Besuch aufgeführte? Und niemand nahm es ihr übel. Selbst der König hatte nur gelächelt und meinte, dass Menschen halt manchmal spezielle Allüren hätten. Versuch sie für diesen einen Abend zu imitieren und alles wird funktionieren, wie geplant!"

Ich kam nicht umhin mich von ihrer Begeisterung anstecken zu lassen. Wir sprachen noch eine Weile, feilten hier und da an dem Plan und probierten schließlich doch noch die Unmengen an Kleidern an, die mir ins Zimmer gehängt worden waren.

The King's DaughterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt