23.

73 6 3
                                    

"Das hast du nicht!", schallendes Lachen ertönte und eine mehr als amüsierte Kerensa versuchte nicht einmal es zu unterdrücken. Wunderbar, wieder einmal trug ich zu ihrere Belustigung bei und konnte nichts weiter tun, als ihr verständnislos dabei zuzusehen, wie sie versuchte nicht vom Bett zu fallen. Wie gesagt: Versuchte. Denn schon im nächsten Moment quiekte sie laut und landete unsanft mit einem Rums auf dem Boden. Ich wollte nicht sagen, dass ich ein schadenfroher Mensch war, trotzdem konnte ich mich nun auch nicht mehr zurückhalten und lachte, als gäbe es kein Morgen mehr.

Gerade als ich mir die Tränen aus den Augenwinkeln wischen wollte und nachsehen, ob es der immer noch gackernden Kerensa gut ging, wurde die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen und ein gehetzt schauender Cayden stürmte herein. Schlagartig war es still. Ich starrte ihn an. Er blickte erst verwirrt durch den Raum, als suchte er irgendetwas und starrte dann ebenfalls mich an. Natürlich hätte ich erstmal fragen müssen, was er hier verloren hatte und mich darüber ärgern sollen, wie unverschämt sein rabiates Eindringen in meinen Privatbereich doch war, aber mein Kopf war einfach leer und noch dabei die Überraschung zu verarbeiten.

"Was ist hier los?", kam es schließlich gepresst von ihm. Noch immer schien er angespannt zu sein und auf jede Kleinigkeit im Umfeld zu achten. "Nichts, darf man etwa nicht mehr lachen?", fand ich nun auch endlich meine Stimme wieder, richtete schnell unauffällig meine Kleidung und sah ihn kalt an. "Was sucht Ihr eigentlich in meinen Gemächern, Cayden?" "Ganz bestimmt nicht Euch.", murmelte er, doch wahrscheinlich eher zu sich selbst, denn anschließend reckte er leicht das Kinn in die Höhe und meinte lauter: "Es hörte sich an, als fände hier ein Kampf statt. Da konnte ich mir das Spektakel doch nicht entgehen lassen und es verpassen, wenn Eure königliche Hochnäsigkeit sich mal mit eigenen Händen wehren muss." Das hatte er gerade nicht wirklich gesagt, oder?

Statt zu antworten schnaubte ich nur verächtlich und hätte mir im nächsten Moment dafür eine klatschen können. Das war keine Art, wie sich eine Prinzessin zu artikulieren hatte. Er schien es auch mitbekommen zu haben und zog kaum merklich die Augenbrauen zusammen. "Also gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr einfach zu ungeschickt seid, um in Euer Bett zu gelangen, ohne etwas fallen zu lassen oder zu zerstören und dann auch noch hysterisch anfangt zu lachen?" Hatte er mich gerade dumm und verrückt genannt? Sprachlos über so viel Unverschämtheit und Frechheit klappte mir einfach nur der Mund ein kleines Stück auf. Noch ein Abzug in der B-Note, aber das war mir gerade egal.

Bereit Cayden erneut in seine Schranken zu weisen, wollte ich gerade zu einem verbalen Tiefschlag ansetzen, als ein zögerliches Räuspern erklang und Kerensas Kopf langsam hinter dem Bett auftauchte. Würde in mir nicht ein wütender Sturm toben, wäre ich garantiert wieder von einem Lachkrampf geschüttelt worden.

"Oh...", kam es von Mister Höflichkeit. Er schien scheinbar überrascht, als hätte er meine Zofe zuvor noch gar nicht bemerkt. "Verzeiht bitte, Cayden, aber der Aufprall war wohl meine Schuld. Wie Ihr seht, besteht hier keine Gefahr und Ihr könnt Euren eigentlichen Tätigkeiten wieder nachgehen.", brachte diese nun fromm hervor. Und hätte ich nicht dieses verschmitzte Blitzen in ihren Augen gesehen, dann wäre sogar ich von dieser Vorführung überzeugt.

"Ihr habt es gehört, Cayden, Ihr könnt nun guten Gewissens gehen. Tut mir wirklich außerordentlich leid, dass Ihr Euren so ersehnten Kampf nicht gesehen habt!", fügte ich noch hinzu und sparte reichlich wenig an Verachtung. Sollte er ruhig merken, was ich von ihm hielt.

Kurz sah er mich noch merkwürdig an, dann erschien wieder das altbekannte spöttische Grinsen auf seinen Lippen und ohne ein weiteres Wort verließ er anschließend mein Zimmer. Dieser Mensch musste irgendein Problem haben!

"Puh, ich kann langsam verstehen, wieso du bei ihm so an die Decke gehst...", ließ sich Kerensa wieder aufs Bett fallen, "Es hat fast den Anschein, als mache er alles mit Absicht, als würde er gezielt versuchen dich aus der Fassung zu bringen. Nur weshalb?" das war eine berechtigte Frage. Doch auf diese konnte und wollte ich jetzt keine Antwort finden.

~*~

Mit meiner Zofe zu meiner Linken lief ich den Gang entlang zum großen Saal. Dort, wo ich vor einigen Wochen empfangen wurde, sollte dies auch mit dem Neffen des Königs geschehen. Man konnte sich wahrscheinlich denken, dass sich meine Begeisterung über die Tatsache noch ein männliches Geschöpf mit garantiert vorhandenen Allüren zu begrüßen dezent in Grenzen hielt. Trotzdem trug ich nun ein schlichtes, jedoch dem Anlass entsprechendes Kleid, aus dunkelblauer Seide und dezenten Silberschmuck. Kerensa hatte mit meiner Frisur und der Schminke mal wieder hervorragende Arbeit geleistet und ließ mich somit strahlend und wunderschön aussehen... zumindest waren das ihre Worte gewesen.

Beim Eintreten in den großen Saal, setzte ich automatisch ein falsches Lächeln auf und lief langsam und anmutig auf die Gruppe vor mir zu. Ein Hoch auf unzählige Unterrichtsstunden im perfekten Gehen!

"Ah, Sophilia!", König Adon schien mich als erster bemerkt zu haben und lächelte mir freundlich zu, "Darf ich Euch vorstellen: Mein Neffe, Beagen Batair Carollan." Genannter drehte sich auch sogleich um und trat auf mich zu. Nur flüchtig schaute ich zu Cayden, welcher ein garstiges Grinsen im Gesicht trug. Hatte er absichtlich gestern Abend eine falsche Zeit genannt, damit ich zu spät zu der Begrüßung kam? Der konnte etwas erleben...

"Es ist mir eine Ehe Euch kennenzulernen!", lenkte der Neffe meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Und da es der Anstand so gebot, erwiderte ich selbiges mit einem leichten Lächeln. Wie ich diese geheuchelten Momente doch hasste, denn nichts anderes war das gerade und auch wenn man daran einen Menschen noch nicht wirklich einschätzen konnte, so wusste ich bereits jetzt, dass ich Lord Carollan nicht leiden konnte. Allein seine Blicke und die, die Willam und Cayden ihm zuwarfen sprachen Bände und machten ihn mir gleich noch unsympathischer, als eh schon.

Stellte sich nur noch die Frage, wem ich eher aus dem Weg gehen wollte. Beagen oder Cayden. Denn beiden gleichzeitig, das würde die nächsten Tage wohl schwer werden...

The King's DaughterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt