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-Marco-
,, Dann pack' auch mein Handy rein.", ich sah zu ihr und schmunzelte, bevor ich ihr Handy nahm und es rein legte.

Wir hatten uns entschieden, Chinesisch essen zu gehen.
,, Kannst du mit Stäbchen essen?", fragte Emely mich.
Ich sah sie an und verzog mein Gesicht.
,, Welcher normaler Mensch kann das schon?", sie lachte.
,, Ich."
,, Naja, normal bist du auch nicht."
,, Ah, ja. Danke.", sagte sie gespielt eingeschnappt und nahm sich Stäbchen, bevor sie zurück zu unserem Tisch verschwand.
Schmunzelnd verdrehte ich die Augen.

,, Du weißt doch, wie ich das meine.", sagte ich, nachdem ich mit einem vollen Teller zurück zum Tisch kam und mich ihr gegenüber setzte.
Auf einmal schob sie mir Stäbchen hin.
,, Wo hast du die denn jetzt her?", sie lachte.
,, Ist doch egal.
Komm. Du lernst das jetzt.", ich seufzte.
,, Emely, ich muss den Teller heute auch noch leer bekommen.", wieder lachte sie.
,, So schwierig ist das ehrlich nicht. Wenn du den Dreh einmal raus hast.."
,, Ich habe es auch auf der Asienreise geschafft, mich aus der Stäbchen Sache zu retten.
Da schaffe ich das jetzt auch."
,, Na, da wäre ich mir mal lieber nicht zu sicher."

Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass uns keiner Ansprechen oder gar erst erkennen würde, da wir in der Ecke saßen.
Und ich mit dem Rücken zu den Leuten.
Extra.
Doch leider war es nicht so.

Emely stoppte zu essen und starrte hinter mich.
Mir wurde auf die Schulter getippt und ich drehte mich stirnrunzelnd um.
,, Ähm.. Also.. Du bist doch Marco Reus..", sagte ein Mädchen, dass so um die fünfzehn war zu mir.
Ich nickte.
,, Ja, der bin ich."
,, Also. Äh, könnten wir vielleicht ein Bild machen?", ich seufzte, sah zu Emely und kurz darauf wieder zu dem Mädchen.
,, Also, eigentlich nein. Aber okay, wenn es schnell geht.", sie nickte.
,, Geht super schnell.", versprach sie.
Sie zückte ihr Handy und ich lächelte nett in die Kamera.
Sie war wieder verschwunden. Also drehte ich mich wieder um und hoffte, dass so wenige Leute wie möglich davon Wind bekommen haben.

,, Ich würde mich das nichtmals trauen.", meinte Emely im Bezug auf das Mädchen.
,,.. Also meiner Meinung nach hat jeder mal sein Privatleben und das sollte akzeptiert werden.
Gerade wenn man irgendwie essen ist oder was weiß ich.
Wenn man draußen unterwegs ist, ist das nochmal etwas anders.
Aber generell würde es mir schwer fallen, jemanden an zu sprechen, der privat unterwegs ist.", okay. Ich staunte nicht schlecht.
,, Da denken aber nicht viele wie du."
,, Das unterscheidet mich von denen."
,, Sowieso.", sie war anders als die anderen.
Und gerade anders als die anderen Frauen.
Sie sah mich nicht als Marco Reus, der Nationalspieler und Spieler bei Borussia Dortmund.
Sie sah mich als Marco Reus, der Typ, der gerne Rap und R&B hörte. Der, der in Körne aufgewachsen ist.

,, So. Wo waren wir jetzt stehen geblieben?", fragte Emely.
Ich nahm mir schnell die Gabel und aß mein Essen.
Sie sah mich an und schüttelte grinsend den Kopf.
,, Ist ja schon okay. Ich lasse dich damit in Frieden.
Aber irgendwann lernst du das."
,, Irgendwann, Süße. Genau. Irgendwann. Nicht jetzt."

,, Meinst du deine Kumpels sind arg angepisst, weil du dein Handy ausgeschaltet hast?", ich schüttelte den Kopf, kaute kurz zu Ende und fing dann an zu reden.
,, Nein. Das ist ja immerhin mein Leben. Außerdem hat Marcel auch verschlafen.
Das war auch gar nicht der Grund, warum die mich genervt haben.
Aber ist ja jetzt auch egal.", den Grund wollte ich ihr nicht unbedingt sagen.
,, Haben die dich mit irgendwas aufgezogen?"
,, So sieht's aus."
Mehr bohrte sie auch nicht nach.
Was ich ziemlich gut fand. Sie wusste, wann gut war.

Nachdem wir bezahlt hatten und eigentlich schnell raus flüchten wollten, hielt uns ein Mitarbeiter auf.
Der aussah wie ein Italiener.
Was machte ein Italiener bitte in einem Chinarestaurant?
Hatte der sich verlaufen oder so?

Nachdem ich auch mit dem ein wirklich schnelles Bild gemacht habe, schnappte ich mir Emely und flüchtete nun aber wirklich mit ihr zum Auto.

,, Apropos Arbeit. Wo arbeitest du eigentlich?", fragte ich sie, während wir auf dem Weg zum Training waren.
,, Bei der Knappschaft. Hm, ich freu mich schon, Morgen darf ich wieder arbeiten."
,, So schlimm?"
,, Naja, sagen wir es mal so. Mache Leute sind ja wirklich schon grenzwertig. Aber das ist nun mal so. Damit kann ich eigentlich recht gut umgehen."
,, Was heißt eigentlich?"
,, Manchmal habe ich meine schlechten Tage, was halt bei jedem mal vorkommt. Und da reißt bei mir recht schnell der Geduldsfaden."
,, Verstehe ich. Ich hätte ehrlich gesagt auch keinen Bock, mit jeden Tag die Probleme anderer Leute an zu hören."
,, Ja, ne. Es geht. Ich bekomme ja nicht so viele Anrufe wie viele anderen.
Aber wenn jemand mal anruft.. Dann ist ein Antrag mal falsch ausgefüllt und ich schicke ihn der Familie zurück.
Und wer ruft dann an? Richtig, ein genervter Familienvater, der fragt, warum ich das bitte zurück geschickt habe. Urg.
Da stand sogar nochmal in einem Schreiben, was fehlt.
Man.
Wenn ich Glück habe, habe ich mal eine Woche Ruhe davor und kann die Anrufe an eine Kollegin weiterleiten und mich mit den schriftlichen beschäftigen. Aber sonst..
Naja. Ich sollte nicht zu viel meckern.
Immerhin bekomme ich dafür gut Geld."

,, Ich hasse rote Ampeln.", grummelte Emely, als sie an einer halten musste. Um genau zu sein an der am Backwerk.
Ungeduldig klopfte sie auf dem Lenkrad rum, während ich raus sah. Aber nicht wirklich auf einen Punkt. Ich war ein bisschen verträumt.
Meine Motivation auf's Training war dadurch gleich Null.

,, Und ich komme da einfach so durch?", fragte Emely, während sie vorbei an der Schokoladenfabrik, auf den Kreisverkehr zu fuhr.
,, Zweite Ausfahrt, ne.
Und ja. Du musst nur kurz da halten, damit die halt auch sehen, dass wirklich ich dabei bin.", sie nickte und gab, als sie aus dem Kreisverkehr fuhr etwas mehr Gas.
Währenddessen nahm ich mein Handy aus dem Handschuhfach.

,, Abholen kann ich dich aber nicht.", sagte sie, nachdem der Ordner sie durchgelassen hatte.
,, Musst du auch nicht, Süße. Jule nimmt mich schon mit.
Der hat auch verpennt.
Und wir beide telefonieren heute Abend dann nochmal?", fragte ich sie, während ich mich abschnallte.
,, Gut. Ich freu' mich.", ich öffnete die Autotür, schnappte mir meine Tasche und stieg aus.
,, Viel Spaß.", ein Lachen konnte ich mir nun auch nicht verkneifen.
,, Diese Ironie.", mit den Worten schlug ich die Autotür zu und lief in Richtung Umkleiden.

Thomas kam mir entgegen.
,, Ach, der Reus. Du lebst auch noch. Ein Wunder, dass du grinst wie ein Honigkuchenpferd. Dazu hast du rein gar keinen Grund. Ganz im Gegenteil. Du weißt, dein fehlen wird Konsequenzen ziehen?
Und jetzt mal so nebenbei. Warum grinst du so blöd?", ich sagte gar nichts und lief noch immer grinsend in Richtung Umkleide.
,, Dich muss man erstmal verstehen..."

One Concert Thousand Feelings Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt