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-Marco-
Wieso fällt es mir eigentlich so schwer, dich in Ruhe zu lassen? Ich schwöre, ich habe es mir vorgenommen. Aber es geht nicht.
Ich hatte es gerade mal zwei erbärmliche Tage lang geschafft, sie in Ruhe zu lassen.
Bis ich ihr diese Nachricht geschickt habe.
Ich hatte nicht mit einer Antwort gerechnet. Echt nicht.
Doch ich hatte eine bekommen.
Ich weiß nicht. Vielleicht, weil es mir mindestens so schwer fällt, mal nicht über dich nach zu denken.

Irgendwas hatte sie an sich, was ich nicht erklären konnte.
Ein paar der Jungs, inklusive Thomas hatten mich bereits für verrückt erklärt.
Okay, damit konnte ich Leben.
,, Du kennst sie nicht Mals richtig.", hatten sie gesagt.
,, Da kannst du sie auch nicht lieben."
Ja. Können und die Realität. Waren zwei Dinge die man nicht miteinander verbinden sollte.
Können.. Ja. Man könnte alles. Aber vielleicht ist es manchmal einfach zu viel verlangt.
Und das Gegenteil. Ja. Nicht können. Ging auch.
Aber vielleicht passierte es einfach so.
Und okay, vielleicht wollte ich das alles auch gar nicht und ich wehrte mich mit Haut und Haaren dagegen.
Aber was interessierte das meine Gefühle bitte? Die zogen ihr Ding durch.
Ich hatte da mal gar nichts zu sagen.

Was hackten die eigentlich alle auf mir rum? Was mit mir los war wusste ich doch selbst nicht..
,, Sie fehlt dir wohl, hm?", Schmelle hatte gegrinst, als er das gesagt hat.
Er war der einzige, der ein Stück weit Verständnis dafür aufbringen konnte. Der einzige von ein paar, die es wussten..
Es wussten immerhin noch nicht alle.

Ich war beim Training wieder vollkommen unkonzentriert, so dass Thomas seufzend sagte:,, Junge, nimm' dir dein Handy, geh' in die Kabine, ruf' sie an und kläre das! Du bist ja gar nicht mehr aus zu halten!", und das tat ich dann auch, ohne weiter über seine Worte nach zu denken.

Ich starrte auf ihren Kontakt und überlegte die ganze Zeit, ob ich es nun wirklich wagen sollte.
Wobei.. Sie hatte gestern ja auch geantwortet.

Drei oder vier Mal hatte es geklingelt, bevor sie ran ging.
,, Marco. Hey.", ging sie ran.
,, Hey..", murmelte ich.
,, Hör' zu, ich weiß nicht, wie du arbeiten musst oder so, aber meinst du du kannst mich so in einer halben Stunde vom Training abholen? Ich muss mich dick und fett bei dir entschuldigen."
,, Sei froh, dass ich jetzt Schluss habe.
Und naja.. Ich sollte mich eher bei dir für meine Art entschuldigen. Das war nicht richtig, meine schlechte Laune an dir aus zu lassen, obwohl du da gar nichts für kannst..", ihre Stimme war wie eine Melodie in meinen Ohren.
,, Erklärst du mir später, warum du so schlecht drauf warst oder tust du es jetzt?", ihr helles Lachen klang durchs Handy.
Nach welchem ich mich nach zwei Tagen am meisten gesehnt hatte.
,, Du musst zum Training."
,, Eigentlich. Aber für dich-... Das geht schon klar.", wieder lachte sie.
,, Nein, jetzt geh' trainieren. Wir sprechen später drüber ja? Ich freu mich."

,, Was tut diese Frau mit dir? Junge, sag es mir..", sagte Thomas zu mir als ich wieder zurück auf den Platz kam.
,, Ihr kennt euch seit Samstag. Und du.. Na, egal.
Du scheinst sie ja außerordentlich zu mögen, hm?", ich nickte.
,, Hm, merk' schon. Du weißt aber, dass es auch noch ein Leben außerhalb von ihr gibt? Dein Job zum Beispiel spielt darin einen großen Teil. Dieser dir gerade glaube ich getrost am Arsch vorbei geht."
,, Na, so ist das wenn man verknallt ist, lieber Thomas.", sagte Marcel zu ihm und klopfte ihm auf den Rücken, bevor er wieder neben mir her lief.
Dass er das tat war eine Ausnahme. Normalerweise lief ich ja immer mit Auba. Dieser hatte allerdings genug von mir.
Was ich irgendwie ein Stück weit ja auch verstehen konnte.

,, Ich fühle mich nicht wie ein Star, wenn ich mit ihr unterwegs bin. Sie zeigt mir, dass sie mich auch mögen würde, wenn ich ein niemand wäre.", Marcel schmunzelte, während wir uns umzogen.
Noch bevor er irgendwas sagen konnte, mischte sich Weide ein:,, Hey, ich finde das süß. Sowas nach nicht mals einer Woche sagen zu können zeigt doch nur, dass da irgendwie etwas ist.. Was besonderes. Was man gar nicht in Worte fassen kann.
Ich finde sowas immer schön zu hören.
Sowas kommt nicht oft vor. Bei manchen gar nicht.
Sowas passiert nicht nochmal im Leben.
Da verstehe ich nicht, wie ihr Marco alle da nicht unterstützt! Der Junge ist verknallt. Er kennt sie zwar seit ein paar Tagen, aber was kann er schon für seine Gefühle?
Leute, wir sind eine Mannschaft okay?
Ja, ich weiß. Wir sind alle gerade irgendwie sauer und enttäuscht aufeinander und voneinander.
Aber habt ihr schon vergessen, was wir mal gesagt haben?
Einer für alle, alle für einen!
Tut mir leid, aber davon sehe ich in letzter Zeit nichts mehr.", beim letzten Satz hörte man Enttäuschung raus.
Enttäuschung, die wirklich tief in ihm drin gesessen hatte. Schon länger.

Er klopfte mir auf den Rücken.
,, Jetzt wo es jeder von uns weiß, hoffe ich dass mehr dir beistehen. Das ist nicht fair, was die da abziehen.", er warf sich seine Tasche über die Schulter und verließ dann ohne noch irgendwas zu sagen die Kabine.

,, Er hat Recht.", irgendwann schienen die Jungs das nacheinander zu kapieren.

Auba kam zu mir.
,, Bro, I'm sorry. It wasn't fair from me..
I wanna see her..", beim letzten Satz grinste er.
Ich sagte ihm, er müsse kurz auf mich warten.

Lange sauer konnte ich gerade ihm nicht sein.
Er war hier mein bester Freund. Einer von dem ich wusste, dass er mich oder die Mannschaft niemals hintergehen würde..
Ich schluckte, als ich an den Streit mit Mats zurück dachte und sah auf. Bei Emely hatte ich mir in der Nacht, als ich kurz bei ihr war, nichts anmerken lassen.
Sie hatte damit nichts zu tun. Also musste ich sie damit auch nicht belasten.
Doch trotz allem lag dieser Streit mir noch wie ein Stein auf dem Herzen..

Auf einmal kam ein genervter Ordner in die Kabine und sah mich an.
,, Marco, könntest du mal eben mitkommen? Hier steht eine Frau die meint, sie würde dich abholen wollen.", ich sah ihn an.
,, Wie sieht sie aus?"
,, Braune, etwas länger als schulterlange Haare, fährt diesen neuen Seat Ateca.. Und ach ja. Sie meint, sie heißt Emely.", ich zog eine Augenbraue hoch.
,, Merk' dir bitte ihr Gesicht und lass sie demnächst ohne zu fragen rein. Du wirst sie wohl des öfteren sehen.", sagte ich, bevor ich meine Trainingstasche schulterte und an ihm vorbei nach draußen huschte.

Der andere Ordner in diesem Häuschen ließ mich ohne Bedenken raus, wo heute mal keine Fans zu sehen waren.
Na, umso besser.

Als ich zu Emely ins Auto stieg, begrüßte mich diese und fing kurz darauf an, wüst über diesen Ordner zu schimpfen.
Was mich ordentlich zum lachen brachte.
,, Das ist nicht witzig!", murrte sie, als sie los fuhr.
,, Doch. Weil dem das ordentlich peinlich war.", sagte ich und lachte wieder.
Jetzt sah ich, wie sich ein schmunzeln auf ihren Lippen breit machte.
,, Aber jetzt lass' und bitte nicht da weiter machen, wo wir beim letzten Mal aufgehört haben, ja?", sagte sie und klang so viel friedlicher als noch gerade eben..

One Concert Thousand Feelings Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt