Kapitel 11 - "Weil ich der Chef bin!"

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Gähnend drehe ich mich auf den Rücken und öffne langsam meine Augen. Aus dem Erdgeschoss ertönt laute Musik und ich muss einige Male blinzeln, um genau zu erkennen, wo ich mich gerade befinde. Ich drehe mich auf die Seite und muss feststellen, dass ich immer noch auf dem Sofa in Owens Zimmer liege. Die Ordner, welche nun ordentlich aufgereiht in einem Regal stehen, lagen als ich sie das letzte Mal sah noch aufgeklappt und verteilt im Raum. 
Das Bett, welches meinem Schlafplatz gegenübersteht weist Anzeichen auf, dass derjenige, der hier geschlafen hat noch nicht allzu lange auf ist. 
Die Bettdecke ist unordentlich aufgeschlagen worden und das platte Kopfkissen liegt auch zusammengeknüllt da. 
Ich stütze mich auf die Ellenbogen und werfe einen kurzen Blick auf die Uhr. Die Uhr verrät mir, dass es bereits neun ist. 

Seufzend setze ich mich ganz auf und fahre mir mit einer Hand durchs Haare. Verdammt, eigentlich wollte ich doch nur zwei Minuten schlafen und nicht gleich zwölf Stunden. Wie war es überhaupt möglich, dass ich so schnell so müde geworden bin. 

Warum überhaupt liege ich eigentlich hier auf dem Sofa? Owen hätte mich doch auch in mein Zimmer bringen können? Oder Cole? Ich nehme mal nicht an, dass es ihn gar nicht interessiert hat, wo seine Schwester geblieben ist, nachdem er sie darum gebeten hat Owen dieses komische Buch zu bringen. 
Müde schlage ich die weiche, weiße Decke, welche irgendwer über mich gelegt hat, zurück und stehe auf. Ich strecke mich kurz, bevor ich die Decke zusammenlege und das Kissen, auf dem ich wohl geschlafen habe zurechtklopfe. Dem Bezug des Kissens und der Tatsache, dass in dem großen Doppelbett ein Kissen fehlt nach gehört es eigentlich in Owens Bett. 

Langsam bewege ich mich aus dem Zimmer und schlendere zum Badezimmer, wo ich feststellen muss, dass es gerade belegt ist, denn die Türklinke gibt zwar nach, aber dennoch lässt sich die Tür nicht öffnen. Noch immer etwas müde lasse ich mich in den Sessel fallen und warte darauf, dass sich die Tür öffnet und ich endlich auf die Toilette kann.

Genau in diesem Moment geht die Tür auf und zwei große Füße tauchen in meinem Blickfeld auf. Ich lasse meinen Blick an den Füßen zur Person hochgleiten und betrachte dabei genau die Figur. Zunächst betrachte ich nur die trainierten Beine, dann kommt ein weißes Handtuch ins Blickfeld, anschließend genieße ich den hübschen Anblick einer breiten, männlichen Brust und schließlich sehe ich in das freundliche Gesicht von Owen, der sich ein Handtuch über die Schultern gehangen hat.

"Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?", fragt er mich und reißt mich dabei aus meinen Gedanken. Gerade hab ich fantasiert wie sich seine Brust wohl unter meinen Fingern anfühlen würde. Er erinnert mich daran, dass ich die Nacht in seinem Zimmer auf seinem Sofa verbracht habe und unwillkürlich werde ich rot im Gesicht.

"Ja. Und du?", frage ich ihn, während ich mich aus dem Sessel erhebe und verlegen von einem auf das andere Bein stapse.  Er lächelt mich an und rubbelt sich derweil mit dem Handtuch durchs Haar. Dabei spannt er seine Oberarmmuskeln an, womit meine Augen beinahe magisch seinen Oberarm beobachten anstatt ihm wie man es als freundlicher Mensch eigentlich macht ins Gesicht zu sehen.

"Ja auch. Cole und ich, wir wollten dich gestern nicht wecken. Er meinte du wirst schnell wach und wenn du wach bist, kannst du schlecht wieder einschlafen. Wir hätten dich rüber getragen, aber du hast so friedlich geschlafen und es hat mich auch nicht gestört. Ich hoffe es war kein allzu großer Schock als du eben aufgewacht bist", sagt er und ich kann gar nicht anders als sein herzhaftes Lächeln zu erwidern. Ich beiße mir auf die Unterlippe und verschränke meine Hände nervös.
Die Vorstellung, dass er mich beim schlafen beobachtet hat, ist irgendwie komisch. Hoffentlich hab ich im Schlaf nicht gesprochen, wie es mir manchmal passiert. Lacey erzählt mir öfter, dass ich im Schlaf das ausspreche, was mich am Tag so beschäftigt. Hoffentlich hab ich nichts erzählt und wenn, dann möchte ich nicht wissen was ich gesagt habe. Lieber lebe ich im Glaube, dass ich nichts gesagt habe als mit der Peinlichkeit klarkommen zu müssen, dass ich tatsächlich im Schlaf ihm meine nicht identifizierbaren Gefühle gestanden habe.

"Nein. Hätte ich mich auf deinem Sofa hingelegt und wäre stattdessen direkt zu mir ins Zimmer zurückgegangen, dann wäre es nicht so weit gekommen. Tut mir leid", entschuldige ich mich kleinlaut und wende meinen Blick von ihm ab. Er kommt einen Schritt auf mich zu und hebt mein Kinn an, wodurch ich bezwungen bin ihm in die Augen zu sehen.
Er mustert mich eindringlich und mein Herz beginnt zu rasen.

"Du musst dich nicht entschuldigen." Ich schlucke und nachdem er mir kurz mit dem Daum übers Kinn gestrichen hat, entfernt er seine Hand von mir und tritt einen Schritt zurück, wobei er einen flüchtigen Blick in Richtung seines Zimmers wirft.

"Ok. Wir sehen uns dann gleich unten zum Frühstück." Ich nicke und nachdem er mir einen letzten Blick zugeworfen hat, dreht er sich um und tapst in sein Zimmer. Er hat diesen typischen, männlichen Gang drauf. Den, wo es so aussieht als würde der Mann die Pobacken zusammenkneifen und den Unterkörper nachvorne schieben. Von hinten betrachtet sieht er aus wie ein riesiger, sich bewegender Schrank.

Ich beobachte noch wie die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, dann mache ich mich auf den Weg ins Badezimmer, welches er soeben verlassen hat.
Es duftet nach männlichem Deo und an den noch beschlagenen Fenstern kann ich erkennen, dass er offensichtlich eine ziemlich heiße Dusche genommen hat.

Ich wende mich dem Spiegel zu und greife schließlich nach einem Handtuch, um damit den Spiegel zu reinigen. Ich betrachte mich und weiche sogleich einen Schritt zurück. Ich hab gestern wohl vergessen mich abzuschminken und meine Haare sehen auch nicht gerade aus wie als wäre ich einer Modezeitschrift entsprungen.
Ich greife nach meiner Bürste und kämme meine Haare solange, bis ich sie mit einem Haargummi zusammenbinden kann. Danach greife ich nach meinem Abschminkzeug, entferne mein gestriges Make-Up und trage neues auf.

Nachdem ich mit meinem Anblick zufrieden bin, gehe ich noch auf die Toilette und anschließend in mein Zimmer, wo ich in ein paar andere Klamotten schlüpfe.
Ich ziehe mir gerade meine kuscheligen Socken an, da klopft es an der Tür und ich hüpfe dorthin, um sie zu öffnen.

Ich hüpfe einen Schritt zurück, da ich die Tür mit zu viel Schwung geöffnet habe und sie beinahe gegen meinen Kopf geknallt ist.
Ich verliere das Gleichgewicht und drohe umzukippen, da packen mich in letzter Sekunde zwei Hände und fangen mich auf, bevor ich mit einem Plums auf dem Boden lande.

"Immer sachte mit den jungen Pferden", lacht Owen und stellt mich wieder auf die Beine. Wahrscheinlich rot wie eine Tomate sehe ich ihn aus großen Augen an und wünsche mir, dass sich ein schwarzes, großes Loch unter mir aufmache, sodass ich schnell verschwinden kann. Geht es eigentlich noch peinlicher? Ich bezweifle es.

"Ich wollte nur schauen, ob du fertig bist, damit wir runtergehen und frühstücken können", sagt er, während er sich wieder von mir entfernt und seine blaue Krawatte zurechtrückt. Als ich die Tür geöffnet habe, war er bereits damit beschäftigt, aber musste innehalten, als ich mir den Kopf beinahe an der Tür gestoßen habe. Hätte ich vielleicht mal besser getroffen, dann würde ich vielleicht wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und in seiner Nähe nicht immer so nervös sein.
Allerdings hätte ich dann auch eine Zeitlang ein mehr oder weniger kleines Hörnchen auf der Stirn, dass wäre dann doch eher blöd.

"Wollen wir?", fragt er mich und ich nicke langsam. Ich werde jetzt eher alles langsam machen, bevor mir wieder irgendwelche Peinlichkeiten passieren.

"Müsstest du nicht eigentlich schon bei deiner Arbeit sein?", frage ich ihn, während ich mich bei ihm einhake, da er mir seinen rechten Arm anbietet. Er sieht mich einen Moment an, bevor er mich zur Treppe führt und wir langsam ins Erdgeschoss hinabsteigen.

"Nein. Ich hab angerufen und bereits vor einer Stunde Bescheid gegeben, dass ich heute später komme", erklärt er ruhig und ich sehe ihn überrascht an. Er kann einfach so bei sich auf der Arbeit anrufen und später kommen wie er möchte.

"Das kann ich - Weil ich der Chef bin!"


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Hallo ihr Lieben,

 ich hoffe ihr hattet ein schönes Wochenende. Vielen Dank für die Votes und Kommentare.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mal sagen würdet, was ihr von dem jetzigen Owen haltet.

Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag,
CrazyInHeaven

By Your Side *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt