Kapitel 23 - "Das romantischste Date."

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Aufmerksam lausche ich Owen, der eine amüsante Geschichte nach der anderen erzählt. Um mich abzulenken hat er mir davon erzählt wie er Joanna kennengelernt hat und was sie schon alles gemeinsam durchlebt haben. Dabei waren auch Geschichten, die er von Dylan und Cameron erfahren hat.

Unter anderem die Geschichte, als Joannas Mutter ihnen ihren Freund vorgestellt hat und Joanna das Treffen verschlafen hat. Auf die Bitte ihrer Mutter, sie nicht zu blamieren, hat Joanna im übertragenen Sinne einen Scheiß gegeben. Owen hat während seiner Erzählung Wörter wie peinlich, pinke Hasenkopfboxershorts, vulgäre Sprache und Amüsant benutzt.

Ich hatte echt Mitleid mit der Mutter. Eine Mutter hat einiges verdient, aber nicht etwas derartiges. Einerseits habe ich Joanna bereits als so verrückt eingeschätzt, aber jetzt nach Owens Erzählungen finde ich Joanna nicht mehr verrückt. Nein, für sie sollte ein eigenes Wort festgelegt werden, denn so durchgeknallt wie die ist - man kann sie nicht als verrückt einstufen. Sie braucht eine extra Stufe auf der Skala des Wahnsinns.

"Jedenfalls war das die letzte Aktion, die wir gemeinsam veranstaltet haben", beendet Owen seine Erzählung über Joannas Plan wie sie Geld eintreiben kann. Owen hat erzählt, dass sie einen Tag lang ein Café eröffnet haben, um Geld zu sammeln für die Familie eines Freundes, die nicht gerade wohlhabend sind.

Im ersten Moment hätte ich das nicht gedacht, aber offensichtlich sind Owen, Dylan, Joanna und die restliche Truppe sehr hilfsbereite Menschen. Einerseits wundert mich das, andererseits hätte ich mir das denken können schließlich ist Owen in den letzten Tagen mehr als ein bisschen hilfsbereit gewesen und unter normalen Umständen ist das mein Bruder auch.

"Hast du eigentlich Hunger?", fragt mich Owen plötzlich, wobei er einen flüchtigen Blick auf die Uhr wirft. In diesem Moment frage ich mich selber wie viel Zeit vergangen ist. Ich schätze mal, dass wir schon etwa eine halbe Stunde hier sitzen und uns gegenseitig lustige Geschichten aus unserem Leben erzählen.

"Unglaublich. Wir haben schon fast Mitternacht." Verwundert sehe ich zu Owen, der lächelnd den Kopf schüttelt.

"Mitternacht?", frage ich, wobei sich meine Augen weiten und mein Gehirn angestrengt darüber nachdenkt wie lang wir uns dann wirklich unterhalten haben. Ich sitze mich auf dem Bett auf und lasse meinen Blick durch den Raum gleiten.

"Mitternacht", wiederholt er und setzt sich ebenfalls auf, wobei er mich keine Sekunde aus den Augen lässt.

"Verdammt, dabei wollte ich doch eigentlich noch etwas besorgen, wobei nach Coles Andeutung bräuchte ich das gar nicht mehr", sage ich und schlagartig werde ich mir wieder meiner Umstände bewusst. Der Streit. Die Aussichtslosigkeit. Die Einsamkeit. Und die große Hilfsbereitschaft. Was soll ich bloß tun?

Ich lasse die Schultern hängen und verschränke die Hände in meinem Schoß. Plötzlich greifen zwei Hände nach den Meinen, umschließen diese und drücken sie leicht. Meine zuvor noch kühlen Hände werden langsam warm und ich sehe zu Owen auf, der mich wieder traurig ansieht.

"Mach' dir keinen Kopf darum. Wir finden schon eine Lösung, aber davor gehen wir runter und schauen mal, ob wir um diese Uhrzeit noch etwas Essbares im Essensbereich finden", verkündet er und sieht mir dabei entschlossen in die Augen. Ohne ein Wiederwort stehe ich auf und folge ihm. Owen packt seinen Zimmerschlüssel ein und hält mir anschließend die Tür auf, sodass ich das Zimmer verlassen kann. Dankend trete ich hinaus auf den Flur und biege direkt in Richtung Fahrstühle ab. Ich schätze mal um diese Uhrzeit werde ich Cole nicht mehr über den Weg laufen. Wenn das passieren würde, dann wäre das bestimmt nicht schön.

Seufzend drücke ich den Knopf für den Aufzug und sehe zu Owen, der schweigend neben mir steht und die Türen mustert. Woran denkt er wohl gerade?

By Your Side *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt