》Kapitel 27 - Rätsel《

1K 88 33
                                    

Als ich meine Augen aufschlug, musste ich mich erstmals an die Dunkelheit gewöhnen.
Ich blickte nichts sehend durch die Gegend und musste unmittelbar an eine Blinde denken, denn genauso fühlte ich mich.

Ich drehte mich auf den Rücken, wobei das Bett knarzte und starrte ins Leere.
Eine Weile geschah gar nichts, bis das merkwürdige Ereignis von gestern in meinem Kopf auftauchte, wobei mein Gehirn voll und ganz damit beschäftigt war.

Was hatte er damit gemeint, dass ich es selbst herausfinden würde? Ich blieb ruhig im Bett liegen und dachte über alles nach.
Hatte er möglicherweise den Verstand verloren?
Eine Neugierde packte mich, als ich mich an seine Worte erinnerte.

Wie sollte ich es herausfinden? Musste ich dafür etwas erledigen oder erforschen?
Grübelnd lag ich da und glotzte gedankenverloren an die Decke.
Erst jetzt bemerkte ich ein leises Schnarchen im Zimmer und mein Kopf fuhr zur eigentlichen freien Bettseite.

Tatsächlich lag Andrew da und befand sich sehr dicht vor mir, was ich an seinem warmen Atem erkannte, den er in mein Gesicht blies. Dabei musste ich an die Situation im Bad denken und wurde augenblicklich verlegen.
Sofort verwarf ich den mir peinlichen Moment und bemühte mich, etwas von seinem Gesicht zu erkennen und rückte etwas näher an ihm heran.

Angestrengt kniff ich die Augen zusammen und kontrollierte eingehend seine Gesichtszüge.
Durch den Mond, der ein wenig hineinschien, war es mir möglich, ein Teil seines Gesichts zu erkennen.
Meine Augen glitten zu seinen Lippen, die den Anschein machten, als seien sie weich und unschuldig. Doch ich vermutete, dass diese Lippen mehr Frauen geküsst hatten, als er seine Unterwäsche wechselte. Denn mit diesem Aussehen angelte er genug attraktive Frauen.

Dann flog mein Blick etwas höher, sodass ich beim Halt seiner offenen Augen erschrocken zurückfuhr und somit auf dem Boden landete. Der Aufprall war nicht sanft oder gar geplant.
"Uff", stöhnte ich und rappelte mich benebelt auf.
Ärgerlich rieb ich mir den Hintern.

Mir war bewusst gewesen, dass ich in seinem Bett lag, da es der letzte Ort war, den ich im wachen Zustand verbracht hatte und konnte nicht verlangen, dass er auf dem Boden oder im Wohnzimmer auf dem Sofa pennte.
Trotzdem kam es sehr überraschend und dass er mitbekommen hatte, wie ich ihn angegafft hatte, war mir mehr als unangenehm.
Mein Gesicht wurde vor Scham ganz heiß und ich schlug meine Hände davor, obwohl es gar nicht nötig war, da es zu dunkel war, um meine Röte zu erkennen.

Da erinnerte ich mich, dass ich an beiden Armen eigentlich einen Gips tragen müsste und gar nicht im Stande wäre, sie zu bewegen. Sie müssten an meinem Oberkörper herabhängen, aber stattdessen waren sie unverbunden an mein Gesicht gedrückt.
Verwundert streckte ich meine Arme vor meinem Gesicht aus und drehte sie einmal.
Keine Schmerzen.

Sofort eilte ich zum Lichtschalter, um zu überprüfen, ob sie auch danach aussahen, da es bei meinem Rücken nicht der Fall gewesen war.
Ich knallte einmal gegen einen Gegenstand, aber ansonsten kam ich unverletzt am Schalter an, den ich auf der Stelle bediente, sobald ich die ganze Wand abgetastet hatte.

Das Licht im Zimmer flackerte auf und ich sah gespannt auf meine Arme herab.
Geschockt bekam ich das Gegenteil von dem zu sehen, was ich erwartet hatte. Sie schienen sogar schlimmer auszusehen, als beim letzten Mal.

Meine Arme waren völlig blau bis hin zu violett angeschwollen und es waren Risse zu sehen, die der Farbe Blut ähnelten. Sie waren brutal zugerichtet und ich konnte meinen Blick davon nicht abwenden. Der Anblick war so grauenvoll, dass ich auf die Knie sank und vor mich hin starrte.

Langsam wandte ich den Blick davon ab und schaute zu seinem Bett hinüber, um Andrew nach einer Erklärung zu bitten, wie ich dazu fähig war, sie zu bewegen, als seien sie nicht schwer beschädigt, aber in Wahrheit sahen sie viel schlimmer aus.

Doch er war verschwunden.
Verzweifelt wanderten meine Augen von meinen Armen zum Bett und ich konnte nicht fassen, dass er mich in dieser Situation im Stich gelassen hatte.
War ich so in Schock versetzt worden, dass ich nicht einmal mitbekommen hatte, wie er durch die Tür verschwunden war?

Andererseits war ich mir nicht mehr sicher, ob wahrhaftig Andrew im Bett gelegen hatte.
Denn der kurze Blickkontakt mit den Augen war nicht das üblich schimmernde Gold gewesen, sondern ein leeres weiß mit der kleinen, schwarzen Pupille mittendrin. Ich schauderte, als mir erst jetzt bewusst wurde, wie absurd und gruselig diese Einbildung war.

Mit Sicherheit hatte Andrew neben mir gelegen, da es schließlich sein Zimmer war.
Außerdem hatte ich nicht die Sehkraft besessen, um es genau zu beurteilen, weshalb ich mir keine großen Sorgen darüber machte, ob ein Fremder mit mir im selben Bett gelegen hatte.

Allerdings wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Wenn er mich schon dabei beobachtet hatte, wie ich aus dem Bett gefallen war, bat man einem in normalen Umständen nicht seine Hilfe an?
Aber es war schließlich Andrew.
Das bedeutete nicht, dass er mich zum wiederholten Male allein lassen durfte und mich hilfsbedürftig zurückließ.

Ich wusste einfach nicht, was ich von den ganzen merkwürdigen Dingen halten sollte.
Aber die Bedenken, es niemanden zu erzählen, weil man mich sonst für verrückt halten würde, machten es nur noch drastischer.
Doch eins hatte ich erfahren.
Andrew und Stella waren ein Teil von der Sache, die ich zu entziffern hatte.

Er wäre die leichteste Variante gewesen, dahinter zu kommen, als es auf meiner Art zu enthüllen. Jedoch würde er es mir nicht verraten, wegen irgendeinem Versprechen, dass er erwähnt hatte. Wahrscheinlich war es dieser Schwur gegenüber meiner Mutter gewesen, den Stella erwähnt hatte.
Die noch einfachere Methode wäre, bis zu meinem Geburtstag abzuwarten.
Dagegen sprach die Zeit bis dahin, da ich erst im Winter Geburtstag hatte und wir erst Ende Frühling hatten. Zudem war meine Neugierde nicht zu bändigen, sodass die einfache Strategie nicht in Frage kam.

Schließlich kam ich zu dem Entschluss, mich selber darum zu kümmern und es vor meinem Geburtstag herauszufinden.
Leider verfügte ich nicht über das geringste Wissen. Wo sollte ich anfangen?
Was wollte ich genau wissen?

Diese Frage beschäftigte mich besonders und ich kniete etwa ganze zehn Minuten da und suchte nach einer sich nützlichen Antwort.
Und diese fand ich.
Wer oder was war ich?
Dafür würde sich die Mühe eindeutig lohnen, denn ich hatte vollkommen vergessen, wer ich war. Obwohl, hatte ich je gewusst wer in mir steckte?
Es machte den herben Anschein, als hätte ich mich selbst nie gekannt. Zumindest den Großteil von mir, der dunkel war.
Es war offensichtlich, dass zwei Morde zur finsteren Seite gehörten.

Zweifellos kannte Andrew die Antwort, was mir Unbehagen bereitete. War er deshalb verschwunden? War er nur geblieben, um zu überprüfen, dass ich die Nacht überstand?
War ich eine derart schlechte Person, dass er nun auf Abstand hielt?

Ich stand angsterfüllt auf und strauchelte zum Bett, um die letzten Stunden vor der Schule zu schlafen. Streng genommen hatte ich die letzten beiden Tage geschwänzt, was mich nicht das Mindeste kümmerte.
Meinen Abschluss konnte ich mit meinen Noten sowieso vergessen und ich hatte mir nun eine wichtigere Priorität gesetzt, die ich vor der Schule bevorzugte.
Es ging um mich und ich beanspruchte die Kenntnis über mich selbst.

Ungeschickt landete ich auf dem Bett und platzierte mein Gesicht auf das Kissen, wo ich vor einigen Minuten friedlich gelegen hatte.
Zwar bezweifelte ich, dass ich bei dem Durcheinander fähig war, zu schlafen, aber ein Versuch war es Wert.
Jedoch spürte ich, statt des weichen Kissens, einen Zettel unter meiner Wange, der vorhin noch nicht dagelegen hatte.

Konsterniert setzte ich mich im Schneidersitz hin und schnappte mir den kleinen zerknitterten Zettel, auf dem in geschwungener Handschrift ein Rätsel zu meiner Frage stand.
Mühsam versuchte ich die Schrift zu lesen und kniff dafür die Augen zusammen .

Seit der Entstehung der Erde existieren wir
und sind reichlich größer als unsere Sonne.
Nichts besitzt nur annähernd unsere Schönheit oder die gewaltige Macht über die wir verfügen.
Keinen Tag würde es dauern euren Planeten zu zerstören und somit auch die komplette Menschheit auszulöschen.

#qotd: Euer Lieblingsgenre?
#aotd: Romantik und Science-Fiction

Shooting Star - MysteriousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt