》Prolog《 ✅

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Vor sechzehn Jahren

Schweratmend brauste sie die leeren Straßen entlang und hoffte auf ein Versteck, wo sie sich kurzzeitig ausruhen konnte. Da sie eine schwangere Frau war, gelangen ihre übermenschlichen Kräfte schneller zum Erliegen und sie atmete hektisch die frostige Luft ein.
Hinter ihr spürte sie die Anwesenheit der Kreaturen, die ihr etwas anhaben wollten, sodass ihr der kalte Angstschweiß ausbrach.
Ihr Tempo steigerte sich und sollten noch Abendspaziergänger anwesend sein, könnten diese sie nicht sehen, denn die Augen der Menschen waren zu langsam, um sie wahrzunehmen.

Mit ihrem ausgeprägtem Gehör nahm sie deren Flüche und das Zischen wahr, die ihr immer näher kamen. Da es aussichtslos war, vor ihnen wegzulaufen, eilte sie in eine verlassene Gasse und kam stockend zum Stehen. Ihre Stiefel gruben sich in den weißen Schnee hinein, den sie gegen die Wand pfefferte.
Knurrend fuhr sie herum und wartete darauf, dass die Kreaturen erschienen.
Vor ihnen wegzulaufen, hatte genau so wenig Sinn, wie eine tödliche Blutung zu stoppen, weshalb sie sich sofort dafür entschied, sich mit ihnen anzulegen.
Sie würden sie sonst solange herumhetzen lassen, bis sie sich nicht einmal mehr wehren könnte, sodass sie mit Leichtigkeit ihr Kind schnappen würden.
Es war genauso wie bei Tieren, die deren Beute hinterher jagten und sie solange in die Irre trieben, bis deren Ausdauer ablief.

Ein dunkler Nebel erschien, der eine bittere Kälte mit sich brachte, sodass sie einige dumpfe Schritte zurückwich. Es roch stark nach verwesenden Leichen und getrocknetem Blut, sodass sie mit dem Atmen aufhörte, das eine Angewohnheit geworden war.
Der Nebel löste sich langsam auf und bildete drei Silhouetten, sodass nachher drei fahle Gesichter mit völlig schwarzen Augen und Totenanzügen vor ihr auftauchten. Es war jedes Mal dasselbe, dass ein Schauer durch ihren ganzen Körper lief, wenn sie in deren Augen sah. Diese waren dunkler als die Nacht und strahlten pures böse aus.
Aber etwas anderes konnte man von Toten nicht erwarten, denn nur die Lebewesen, die atmeten, sprühten mit deren Augen etwas lebendiges aus.

Die drei blassen Männer lächelten gehässig auf sie herab und starrten gierig auf ihren runden Bauch.
"Gib uns das Kind", verlangte der Mittlere und kam ihr gefährlich nah.
Sie trat einen Schritt zurück und legte ihre eine Hand beschützend auf ihren Bauch.
"Zuerst müsst ihr mich töten", gab sie zähneknirschend von sich und atmete wieder schwer.
Diese Schwangerschaft ließ sie menschlich handeln, das ihr ganz und gar nicht passte, denn deren Geruch war abscheulich. Auch diese körperliche Anstrengung hatte eine Menge Energie gekostet, weshalb sie sogar schwitzte und die drei Toten waren sich ihrer Schwäche ziemlich bewusst.

"Wir sind zu Dritt, falls du es noch nicht bemerkt hast und gegen eine Schwangere zu kämpfen, ist ein Kinderspiel. Doch wenn du uns das Kind aushändigst, verschonen wir dich", bat ihr der Kleinste von ihnen an und sie starrte fassungslos zurück und brüllte:"Sucht euch ein anderes Kind, denn dieses werdet ihr niemals bekommen."
Abschätzig beäugte der eine sie und sie waren nur noch wenige Meter von ihr entfernt. Denn mit jeder Sekunde, die verstrich, kamen sie ihr näher.
"Dieses Kind ist im Gegensatz zu den Menschenkindern etwas Besonderes. So etwas wie sie hatte es noch nie gegeben. Und ich kann förmlich ihre Macht riechen", schnurrte der eine, welches ihr eine Gänsehaut verpasste.
"Lass sie uns töten, bevor sie uns alle tötet."

Mittlerweile umkreisten sie die Schwangere und schienen auf den richtigen Moment zu warten, sich das Kind zu schnappen. Sie drehte ihren Kopf abwechselnd in jede Richtung, um den Angriff rechtzeitig abzuwehren.
"Sie ist keiner von euch. Niemals würde sie jemandem weh tun. Dafür werde ich sorgen", presste sie heraus und ballte ihre Hände zu Fäusten.

"Elisabeth, da irrst du dich. In ihr steckt mehr böses, als dir lieb ist und du weißt ganz genau, woran das liegt. Sobald sie erwachsen ist, wird sie eine Gefahr für uns darstellen, denn sie verfügt über eine phänomenale Macht. Wenn du sie auf die Welt bringst und sie großziehst, riskierst du das Leben von uns allen. Aber wenn du es halt auf die harte Tour haben möchtest, bitte. Männer, schnappt sie euch!", befiehl der Anführer von ihnen und sie duckte sich, als die beiden Männer auf sie zusprangen.
Sie schlitterte unter ihnen hinweg und brachte zwei große Müllcontainer zum Schweben, die sie brutal in die Richtung von ihnen schleuderte und rannte angsterfüllt weg, da sie bereits die Tritte ihrer Tochter spürte. Zwar hatte sie keinerlei Schmerzen, aber es sollte nicht jetzt geboren werden. Sonst würde sie ihr leibliches Kind an die Kreaturen verlieren und das würde sie nicht überleben, falls der Pakt noch stand, dass sie sie laufen ließen.

Sie brachte ihre letzte Kraft auf, drehte sich um und riss einen riesigen Baum von der Straßenseite, indem sie eine bewusste Handbewegung machte und sich darauf konzentrierte. Der Baum reagierte darauf und wurde aus der Erde gezogen. Dabei bebte der Boden unter ihr gewaltig und die naheliegenden Vögel kreischten unaufhörlich.
Ohne mit der Wimper zu zucken, katapultierte sie den enormen Baum gegen die Köpfe der Biester und hastete augenblicklich auf sie zu. Sie nahm deren Erinnerung, dass sie je ein Kind besessen hatte, wofür sie in ihren Köpfen herumwühlen musste.

Diese unzähligen Bilder von Menschen und ihrer Spezies, wie ihre Herzen herausgerissen wurden, schockierte sie, denn es endete immer grausam.
Kein Opfer hatte bisher einen Überfall von dieser Spezies überlebt, denn sie waren hartherzig und verschonten niemanden.
Als sie auch dem Letzten von ihnen, die Erinnerung entnommen hatte, waren sie schon wieder bei Bewusstsein und sie spurtete in höchster Geschwindigkeit zum Nächstliegenden Krankenhaus.

Da sie eine Abkürzung nahm, die durch den Wald führte, musste sie über das Loch springen, wo vor kurzem noch der Baum gestanden hatte, dessen Ende man nicht erkennen konnte. Man hätte darin eine ganze Kleinstadt mit Menschen verbuddeln können.
Mit Leichtigkeit sprang sie über das Hindernis und wich den ganzen Bäumen elegant aus, die ihr entgegenkamen.

"Bald kann ich dich so beschützen, dass keiner von ihnen auch nur in deine Nähe gerät. Dafür werde ich sorgen. Niemals würdest du dich für das Böse entscheiden, denn in dir steckt mehr Blut von einem Prevoux. Aber nun müssen wir schnellstens ins Krankenhaus, sonst haben wir ein Problem", flüsterte sie und hatte sanft ihren Babybauch gestreichelt. Dann glitt sie mit einer ruhigen Fassung über den vereisten Fußgängerweg und sah in der Ferne ein Krankenhaus.

Als sie wieder einen kräftigen Tritt spürte, stöhnte sie vor Überraschung auf und spurtete in fliegender Eile dorthin. Da sie keine Wehen spürte, war es schwieriger festzustellen, ob das Kind nun kommen würde oder nicht, weshalb sie sicherheitshalber schon in einem Krankenbett liegen wollte, damit ihr Kind nicht an einem unpassendem Ort geboren wurde.
Also sprintete sie in das Krankenhaus hinein und nahm wieder ihre menschliche Geschwindigkeit an.
Sie wurde direkt auf ein Zimmer gebracht, um deren einzigartiges Kind zu gebären, welches jede Sekunde kommen könnte.

Doch hätte sie auch nur die geringste Ahnung gehabt, worauf sie sich da einließ, dann hätte sie es nochmal in Erwägung gezogen, sie nicht doch getötet zu haben.

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