》Kapitel 37 - Kontrolle《

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Da wir keine Uhr besaßen, zählte ich die Tage mit der Hilfe der Sonne und heute war der dritte Tag, den wir an diesem kahlen Ort verbrachten.
Erschöpft kehrte ich gerade von meiner Wanderung zurück und musste die letzten Meter zu meinem Schlafplatz krabbeln, weil ich über zwei Stunden unterwegs gewesen war und es mich völlig ausgezehrt hatte.

Seit meiner Ankunft hatte ich nichts zu mir genommen weder Wasser noch Essen, weshalb ich unglaublich schwach war und mich kaum auf den Beinen halten konnte.
Ich lag auf dem Rücken und fuhr mir mit meiner ausgetrockneten Zunge über meine rissigen Lippen, die daraufhin aufsprangen.
Das Blut gelangte in mein Mund und ich schluckte es widerwillig.
Wenn wir hier nicht bald verschwanden, würde ich austrocknen.

Seit meiner Ansage hatte sich Andrew von mir ferngehalten und mich nicht einmal angesehen. Oft hatte ich ihn auch nicht zusehen bekommen, obwohl wir uns hier an einem Ort befanden, wo man kilometerweit sehen konnte.
Ich musste zugeben, dass es mich nicht ganz kalt ließ, wie ich gedacht hatte. Bedauerlicherweise waren meine Gefühle für ihn auch nicht verschwunden.
Es war zum Ausrasten, denn nichts war nach meinem Plan verlaufen.
Das Leben wäre so viel einfacher, wenn man seine eigenen Gefühle kontrollieren könnte.

Die Sonne strahlte eine gnadenlose Hitze aus, die meine jetzige Lage nur noch verschlimmerte.
Da stellte sich Andrew vor die Sonne, sodass ich in seinem Schatten lag und öffnete mühsam ein Auge. Er hielt eine Wasserflasche mit einer Tüte in den Händen, welches mich sofort aufmerksam machte.
"Willst du was trinken? Habe auch etwas zu essen besorgt, falls du hungrig bist."
Er hielt mir die beiden Sachen hin, die ich ohne zu zögern ergriff. Gierig exte ich das Wasser auf. Es floss meine Kehle hinunter und geriet in meinen Magen.

Nachdem mein Durst gestillt war, öffnete ich die Tüte, sodass der Geruch von frischem Brot, die Luft erfüllte und ich biss genüsslich hinein.
"Woher?", murmelte ich und vergaß die Tatsache, dass er sich nach erst drei Tagen bei mir blicken ließ.
Er sollte nur auf Abstand halten und nicht aus meinem Blickfeld verschwinden. Was wenn mir etwas passieren sollte?
Er sollte für meine Sicherheit zuständig sein, weil er ganz einfach der Stärkere war und uns in diese ungünstige Situation gebracht hatte.

Als ich das Brot aufhatte und er mir immer noch nicht geantwortet hatte, sah ich zu ihm hinauf, während ich meine Finger abschleckte.
Ich hielt inne und mahnte ihn. "Hör auf!"
Verwundert entgegnete er:"Womit denn?"
"Mich so anzusehen." Verlegen spielte ich mit meinen Händen und machte dann eine wegwerfende Handbewegung.

Es gefiel mir ganz und gar nicht, wie er mich ansah. Als würde er etwas wertvolles vor sich haben. Dabei war ich nur ein ungewöhnlicher Mensch, der Heimweh hatte. Hauptsächlich wegen der Dusche und den menschlichen Bedürfnissen, die er wahrscheinlich nicht hatte.
Nervös wechselte ich das Thema:"Wo warst du denn nun?"
Er zuckte uninteressiert mit den Achseln und antwortete:"War im Café Dine, dort wo du arbeitest und habe dir etwas mitgebracht, damit du mir nicht wegstirbst."

Perplex starrte ich ihn an und versuchte diese Information, zu verarbeiten.
Weshalb waren wir dann immer noch hier und nicht Zuhause? Wie war er dort überhaupt hingekommen?
Vom Nordatlantik nach Philadelphia würde es zu Fuß Tage dauern und wegen dem Mangel an Lebensmittel und Flüssigkeit, sogar Wochen. Ich hatte ihn losgehen sehen, als ich ebenfalls aufgebrochen war.
Er hatte verdammte zwei Stunden gebraucht.
Kein Wunder, dass ich ihn nur so selten gesehen hatte, wenn er nur paar Minuten brauchte, um dort hinzugelangen. Er konnte seine Zeit dort vertreiben, während ich dagegen ankämpfen musste, nicht auf der Stelle zu sterben.

"Warum sind wir dann noch hier?"
Ich verstand es nicht. Anstatt, dass er mir die Versorgung brachte, könnten wir gemeinsam zurücklaufen und uns selbst versorgen.
"Weil ich es will", erwiderte er grinsend.
Ich schüttelte unschlüssig den Kopf und fragte:"Was meinst du damit?"
"Nun ja, du hast mir vorgeworfen, dass es nur eine Phase sei und ich möchte dir beweisen, dass es nicht so ist. Und diese Lieferung sollte der Anfang sein."

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