》Kapitel 17 - Spiel《

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Deprimiert betrat ich mein Anwesen und warf mich völlig erschöpft auf das Sofa. Dabei schleuderte ich meine Flipflops von meinen Füßen, von denen ich Blasen an den Zehen bekommen hatte. Ich hatte den ganzen Tag damit verbracht, Stella aufzuspüren.
Es war reine Zeitverschwendung gewesen, denn sie war an keinem einzigen Ort gewesen, den wir bisher gemeinsam besucht hatten. Als wäre sie wortwörtlich wie vom Erdboden verschluckt und dazu auch ihre Familie, die ebenfalls nirgends aufzufinden war.

Hinter dem gestrigen Tag steckte anscheinend mehr, als mir lieb war. Allerdings existierten viel zu viele offene Fragen, um mehrere Hypothesen aufstellen zu können. Die einzige Vermutung, die ich widerlegen konnte, war, dass ich kein durchschnittlicher Mensch war. Es kostete mich große Mühe, mich nicht als Verrückte abzustempeln. Schließlich befand ich mich in einem Menschenkörper, weshalb ich ein Mensch sein musste. Es gab genug Beweise und Begründungen, um dies zu bestätigen.
Doch mich ließen die ganzen anderen merkwürdigen Anzeichen, die das Gegenteil bewiesen nicht in Ruhe.

Stöhnend drückte ich mir ein Kissen ins Gesicht und drehte die Zeit zurück, als ich noch keine Zweifel hatte, dass ich ein Mensch war, weil ich es für selbstverständlich gehalten hatte. Ich hatte leibliche Eltern, menschliche Bedürfnisse und benahm mich wie jeder andere normale Mensch auch. Das war mir immer genug gewesen, um zu wissen, dass ich kein Unmensch war.
Jedoch gab es auch einige Dinge an mir, die zwar nicht unmenschlich waren, aber nur wenige Menschen betrifft.

Zum Einen ging es um die Regelblutung, die ich bis heute nicht bekommen hatte. Natürlich könnten sie jederzeit noch auftauchen, da ich erst sechzehn war, aber wenn sie spätestens im Alter von achtzehn nicht einsetzte, stimmte etwas nicht mit mir. Aber es machte mir nicht besonders viel aus. Ich hatte nicht vor, eine Familie zu gründen und jeden Monat zu leiden.

Zudem hatte ich ganz starke Knochen, die sehr schwer zu beschädigen waren. Ich hatte einige Unfälle gehabt und dabei hätten meine Knochen Schäden nehmen müssen, was nie der Fall gewesen war, weshalb man sie genauer untersucht hatte. Die Untersuchung war etwas merkwürdig verlaufen, aber es hatte ein Ergebnis gegeben.
Obwohl sie wie übliche Knochen ausgesehen haben und auch der Aufbau korrekt war, hatte man herausgefunden, dass sie beinahe unmöglich zu brechen waren. Meine Knochen hatten die Festigkeit einer dicken Betonwand und ich würde wohl niemals den misstrauischen Blick meines Arztes vergessen.
Trotzdem war ich nicht sofort weniger menschlich.

Verzweifelt warf ich das Kissen gegen die Wand und verdeckte stattdessen mit meinem Arm meine Augen. Es war nicht abzustreiten, dass ich mir Sorgen um sie machte, obwohl ich mich immer noch über ihr kindisches Verhalten ärgerte. Sie war nicht einmal in der Schule aufgetaucht, obwohl sie niemals schwänzen würde. Es musste etwas wichtiges dazwischen gekommen sein, denn sie würde selbst in der Schule auftauchen, wenn sie Krebs hätte. Gäbe es einen Countdown, würde sie ihre gezählten Tage selbst dann mit Wissen verbringen.

Seufzend rappelte ich mich auf und tappte bedrückt auf mein Zimmer, um mich in mein Bett zu verkrümeln, was ich seit dem Verlust ständig getan hatte. Es gab schließlich nichts mehr, was ich sonst tun konnte. Ich hatte keine Freunde, keine Familie und keine tauglichen Hobbys, außer das Laufen, aber das konnte ich auch nicht täglich tun.
Gegen mich selbst Basketball zu spielen, würde meine Laune nur verschlechtern, weil es dann nur offensichtlicher war, dass ich auf mich allein gestellt war. Momentan gab es tatsächlich niemanden, an den ich mich wenden konnte.

Da piepte auf einmal mein Handy, woraufhin ich mich augenblicklich aus meinem Bett rollte und zu meinem Schreibtisch eilte. Auf dem Display stand, dass ich eine neue Nachricht erhalten hatte.
Erfreut darüber, dass es Stella gut ging, entsperrte ich mein Handy und wollte die SMS öffnen, als ich nicht Stellas Namen las, sondern eine unbekannte Nummer.

Hast du Zeit? Komm im Café Dine vorbei, falls du mir Gesellschaft leisten möchtest.
- Andrew

Lächelnd verdrehte ich die Augen und zog die Nase kraus. Ich hatte zwar keine Ahnung, woher er sich meine Nummer geschnappt hatte und nach meiner Anwesenheit wünschte, aber ablehnen, stand auch nicht auf meinem Plan. Er würde mich von Stella und meinen anderen Sorgen ablenken.

Somit machte ich mich auf der Stelle auf dem Weg und begegnete ihn an einem Zweiertisch, wo ich mich direkt vor ihm niederließ.
Erfreut blickte er von seinem Donut auf. "Chérie! Hätte nicht erwartet, dass du auf meine Antwort reagierst."
Schmunzelnd entgegnete ich:"Ich bin auch nur gekommen, damit du mich ablenkst."
Sein Lächeln schwand und er fragte:"Was ist passiert?"
Seufzend strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und antwortete:"Ihr seid passiert. Ich weiß nicht, was vorgefallen ist oder ob dass irgendein kindisches Spiel von euch ist, aber ich habe genug. Du kannst Stella jetzt aus ihrem Versteck holen und ihr ausrichten, dass ihr mich mit dieser albernen Sache in Ruhe lassen sollt."
Es tat unheimlich gut, es auszusprechen, wie lächerlich ich das Spiel fand. Natürlich war ich nur ein Mensch und ich konnte nicht fassen, dass ich Zweifel gehegt hatte, obwohl zig Punkte dafür sprachen. Sie hatten mich eindeutig kurz um den Finger gehabt.

Andrew, dessen Namen ich mir nun gemerkt hatte, fuhr sich durchs Haar, welches unglaublich weich aussah. An den Seiten waren die Haare abrasiert, während dazwischen eine glänzende Mähne wuchs.
Mit der anderen Hand tippte er grüblerisch gegen seine Tasse Kaffee und schien über etwas ernstes nachzudenken.
Dabei beobachtete ich ihn und sah zu, wie seine Schönheit in meinen Augen verblasste.
Es war positiv gesehen, denn ich konnte menschliche Anzeichen in seinem Gesicht finden. Wenn man sein Gesicht ganz genau betrachtete, war es doch nicht ganz makellos.
Da störte er mich plötzlich mitten in meinem Gedankengang.

"Das ist kein Spiel, Chérie. Alles, was sie dir erzählt hat, entspricht der unvermeidlichen Wahrheit. Du bist einzigartig und wurdest mit einer Macht überschüttet, die dein Leben, als auch das aller anderen Lebewesen beeinträchtigt", murmelte er leise, damit die anderen Gäste nichts von unserem Gespräch mitbekamen.
Doch statt hier weiterhin zu sitzen und ihm den Anschein zu geben, dass ich ihm den Dreck abkaufte, stand ich abrupt auf und schleuderte ihm im Flüsterton gegen den Kopf:"Wenn ihr krank im Kopf seid, akzeptiere ich das wohl, aber tut nicht so, als wäre ich genauso behindert. Ich glaube euch diesen Schwachsinn nicht und wir können gerne ein Treffen vereinbaren, wo ich dir erklären werde, dass ich und alle anderen auch stinknormale Menschen sind."
Ich spürte die Hitze in mir aufsteigen, die sich wahrscheinlich schon bis zu meinem Hals verbreitet hatte. Innerlich bebte ich vor Wut, weil er mich für so bescheuert hielt und mich Bloß stellte.
"Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest. Ich muss an die frische Luft, damit ich meinen Zorn nicht an dir auslasse." Ich knirschte mit den Zähnen und zischte unverzüglich aus dem Café. Zu meinem Pech goss es wie aus Kübeln, sodass ich bei den ersten Schritten schon vollkommen durchnässt war.

Mein Blick blieb auf den nassen Boden gerichtet, während ich mich zügig fortbewegte. Es war demütigend, dass er mich für einen solchen Dummkopf gehalten hatte. Was auch immer es für ein Spiel zwischen den beiden sein mochte. Es ist degoutierend.
Sobald ich Stella zu sehen bekomme würde, würde sie nur noch mit fehlenden Körperteilen herumlaufen. Niemand zog mit mir ein solches Spielchen ab.
Und dass würde ich meiner angeblichen besten Freundin klipp und klar zeigen.

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