"Du bist kein Vampir oder?", sprach ich meine Vermutung laut aus. Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und er sagte:"Nur weil ich dich denken lassen hab, dass ich dich gebissen hab? Nein, ich bin etwas viel cooleres."
Augenrollend wandte ich mein Augen von ihm ab und starrte nach oben."Wie hast du das eigentlich angestellt, dass ich das Gefühl hatte, dass du dich an meinem Arm vergriffen hast?" Ich machte eine Pause, bis mir noch etwas dazu einfiel:"Wofür war das überhaupt?"
Gekränkt kuschelte ich mich mehr in den Schlafsack hinein, der meine gefrorenen Glieder auftaute. Es war angenehm, nach drei Tagen, wieder in eine wohlige Wärme gehüllt zu sein.Es hatte mich Stunden gekostet, um meine Furcht zu überwinden, in dieses Zelt zu kriechen, denn somit riskierte ich vieles, was ich aufs Spiel setzte. Meine größte Angst war, dass ich mein Herz an jemanden vergeuden könnte, der nur für eine bestimmte Anzahl an Tagen Gefühle für mich empfand und mich danach wie ein Paar benutzter Schuhe wegwarf.
Daraufhin würde ich nur eine Kopie meiner Mutter werden, auch wenn ich behauptet hatte, dass ich vielleicht besser damit klarkommen könnte. Aber ich war derartig beschädigt und gebrochen, dass es der letzte Schub für mein Verderben sein würde.
Nun lag ich neben ihm im Zelt und servierte mich selbst als Opfer auf einem Tablett."Es ist eine Fähigkeit, bei der das Opfer unerträgliche Schmerzen spürt und sich das Ganze nur einbildet. In Wahrheit habe ich bloß dagestanden und dir zugesehen. Sieh es als Rache", erklärte er mir und ich hörte wieder sein Grinsen heraus. Mein Leid musste ihn ziemlich amüsiert haben.
Doch ich beschwerte mich nicht, denn ich wusste, dass seine Aktion weniger schlimm war als meine. Schließlich waren es keine tödlichen Schmerzen, im Gegensatz zu meinen Handlungen. Ich habe einen Blitz auf ihn gerichtet, ihn erwürgt und ihn dann anschließend ins tiefe Wasser geworfen, um ihn loszuwerden. Dieser Punkt ging definitiv an mich."Allerdings können diese Schmerzen zum Tod führen, da manche Menschen entweder Selbstmord begehen, um dem Schmerz ein Ende zu setzen oder deren Herz aufhört zu schlagen, da diese zu schwach sind", fügte er hinzu, sodass ich mein Gedanke korrigierte.
Vielleicht war es doch nicht ganz harmlos gewesen, aber schließlich hatte er nicht die Absicht gehegt, mich umzubringen."Jetzt bin ich dran.Warum wolltest du mich töten?" Ich nahm wahr, wie er sich auf die Seite drehte, damit er mit dem Oberkörper zu mir gewandt war, obwohl er auch so nichts sah, außer er besaß solche Augen, die für die Dunkelheit programmiert waren.
Im Zelt war es stockdunkel, weshalb ich meine Augen die ganze Zeit geschlossen hielt, da sie nicht gebraucht wurden, dafür aber meine anderen Sinne, wie das Lauschen seines Atems, was er nicht nötig hatte. Dies erklärte auch, wie er mich in der Tiefe des Pazifiks so schnell ausfindig machen konnte, ohne mehrmals wieder aufzutauchen, um Luft zu schnappen.Ich blieb auf dem Rücken liegen und antwortete flüsternd:"Weil ich mich fürchte. Ich habe Angst davor, dir zu verfallen, sodass du mich eines Tages einfach fallen lässt und ich niemanden anderen habe, der mich auffängt." Ich spürte wie mein Herz ein wenig schneller schlug und meine Wangen sich zu einem angehauchten rosa färbten, denn mir war es äußerst unangenehm, es zuzugeben.
Wie sooft auch streckte er seine Hand nach meinem Gesicht aus, um es in seine Richtung zu drehen. Seine Augen leuchteten rosarot, aber diese waren nicht derart hell, dass man den Rest seines wunderschönen Gesichts erkennen konnte. Und ich hatte begriffen, was diese Farbe zu bedeuten hatte, was meine Wangen nur noch hitziger werden ließen.
"Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich für immer lieben werde, da hast du Recht. Auch für meine Spezies gilt der eigene Wille, wie bei euch Menschen. Aber du bist meine einzige Liebe, die ich je haben werde, da unsere Gefühle etwas geprägter sind. Wir verlieben uns direkt in unsere letzte Liebe, im Gegensatz zu den Menschen, die sich öfters verlieben. Aber gerade, weil du meine letzte Liebe bist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich dich bis zu meinem letzten Atemzug lieben werde."
Das erklärte, weshalb er mich an dem ersten Tag, als wir uns das erste Mal getroffen hatten, so angestarrt hatte. Statt seinen Blick auf Ash gerichtet zu haben, hatte seiner auf mir gelegen.
"Von Anfang an?", fragte ich und biss mir nervös auf die Lippe.
"Von Anfang an", bestätigte er und schloss den minimalen Abstand zwischen unseren Gesichtern.Ein Feuerwerk explodierte in mir, der mich mit Leben fühlte. Ich hatte mich noch nie, seit dem Verlust, so lebendig gefühlt.
Und obwohl ich mich dagegen sträubte, war mein Verlangen nach seinen Lippen stärker, sodass ich diejenige war, die den Kuss vertiefte.
Als seine Hände ins Spiel kamen, die meinen Körper mit der Schicht des Schlafsacks erforschten, riss es mich aus meiner Trance und ich schubste ihn brutaler, als beabsichtigt, fort.Seine Augen blitzten und ich erkannte, dass er siegessicher grinste.
"Das . . . ist falsch", keuchte ich und drehte mich auf der Stelle auf die andere Seite, als er verführerisch über seine Lippen leckte. Dieser Kerl machte mich wahnsinnig.
"Gibs zu, es hat dir gefallen", raunte er gefährlich nah an meinem Ohr, was mir eine Gänsehaut verpasste.Ich wollte eine Lüge herausbringen und es verneinen, doch stattdessen brachte ich nur eine Beleidigung heraus. "Du Arsch."
Daraufhin lachte er wissend und entfernte sich von mir, sodass er wieder auf seinem Schlafplatz lag.
Dennoch spürte ich noch seine Nähe, als würde sein Körper direkt auf mir liegen.Seine Hand strich über meine braunen Haare, die er sanft kämmte, welches sich als schwierig herausstellte, da ich sie tagelang nicht mehr angerührt hatte, was mich daran erinnerte, dass mein kompletter Mund ebenfalls total stinken musste.
Meine Wangen glühten vor Scham.
"Du bist wunderschön", flüsterte er zaghaft, als hätte er meine Gedanken gelesen und ich sickerte dieses Kompliment durch. Sogar wenn ich stank, mein Haar ein einziges Kuddelmuddel war und ich die Schönheit eines behaarten, dicken Affens besaß, bezeichnete er mich als hübsch.
Entweder war er ein verdammt guter Lügner, der es überzeugend über seine Lippen hervorbrachte oder er fand dicke, haarige Affen attraktiv.
Trotzdem schmeichelte mich dieses Kompliment.Doch so schnell wie mein Glück aufgetaucht war, so schnell verschwand es auch wieder, denn hatte ich mir nicht vorgenommen, mein ganzes Leben allein zu verbringen? Es war sicherlich nur eine Phase, denn es war absurd, dass ich mich verliebt hatte. Das gehörte zu den Sachen, die unmöglich waren.
Niemals würde ich im Stande sein, wahrhaftig zu lieben, denn das war in meinem Fall Selbstmord.Mürrisch zog ich den Schlafsack hoch, bis die Hälfte meines Gesichtes darunter versteckt war und ignorierte die Nässe, die mich umhüllte. Ich hatte weitaus schlimmeres erlebt, wie meine erhängte Mutter an der Decke zu sehen oder einen Sprung in den Ozean von einem stürzenden Heißluftballon.
Und das alles an nur einem Tag.Ich konnte nicht verhindern, dass ein klitzekleines Stück in mir sich freute, dass ich nicht mehr mitansehen musste, wie meine Mutter trank und sich selbst bemitleidete.
Seelisch war sie so oder so schon tot gewesen, weshalb der Verlust nicht ganz so tragisch war, denn nun da sie frei war, ging es ihr möglicherweise besser, weil sie nun mit meinem Vater vereint war. Und ich hatte eingesehen, dass ihr nichts wichtiger war, als mein liebevoller Dad.
Nicht einmal ich.Ich blinzelte die aufsteigenden Tränen weg und biss in den Schlafsack hinein, um keinen Schluchzer zu entlassen, da Andrew sonst auf mich aufmerksam wurde.
Doch an der Handlung, wie er kurz darauf meinen Rücken streichelte, war mir bewusst, dass er gemerkt hatte, wie unglücklich ich gerade war.
Und dieser Augenblick, war einer der wenigen Momente, wo er seine göttlichen Lippen geschlossen hielt.
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Shooting Star - Mysterious
FantasyVor etwa einem Jahr hat die Sechzehnjährige Claire eine schmerzhafte Bekanntschaft mit den Gefühlen gemacht, die man empfindet, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat. Seitdem scheint sich alles dem Negativen zu zuwenden. Doch seit dem Zusam...