》Kapitel 34 - Ausflug《

856 70 17
                                    

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich redete mir schon zum wiederholten Male ein, dass mir nichts passieren würde.
Während Andrew alles vorbereitete, damit wir in die Luft flogen konnten, war ich ein einziges Nervenbündel. Ich lehnte mich zitternd über den Korb, in dem wir standen und starrte sehnsüchtig auf den Boden.
Mir kam der Impuls einfach zu flüchten und ihn alleine in die Luft fliegen zu lassen, aber ich verwarf den Gedanken sofort, weil es ihm gegenüber keineswegs fair war.
Schließlich tat er es meinetwegen.

Als er dann das Feuer anmachte und das Seil abtrennte, wurden meine Augen ganz groß, als der Boden sich immer weiter von uns entfernte, bis wir immer mehr von Philadelphia und weiteren Städten sahen.
Meine Atmung ging flach und mein Magen rebellierte.
Ich hatte keine Höhenangst, nur war in der letzten Zeit so viel geschehen, dass ich Angst hatte, zu stürzen.

Andrew bemerkte anscheinend meine Unruhe und stellte sich so nah neben mich, dass unsere Arme sich leicht berührten.
Mittlerweile hatte ich meine Augen festzusammengekniffen und wartete auf den sicheren Tod, der bald folgen würde.
Es war offensichtlich, dass die Geschehnisse mich völlig paranoid gemacht hatten.
Mein Puls war zu schnell und ich wagte es kaum, zu atmen.

"Entspann dich", befahl Andrew und nahm meine Hand. Ich schüttelte den Kopf und nannte ihm meine Feststellung.
"Wir werden stürzen."
Meine Hände zitterten und er zog mich in die Mitte des Korbes.
"Sieh mich an", forderte er sanft und hielt meine beiden Hände umfasst.
Langsam öffnete ich meine Augen und sah sein Gesicht dicht vor meinem.
"Die wird nichts geschehen. Das Wetter ist perfekt und der Heißluftballon ist nicht beschädigt. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen", versicherte er mir.
Er blickte mir in die Augen und ich erkannte, dass ich nichts zu befürchten hatte.
Und nur seinetwillen riss ich mich zusammen und nickte entschlossen, diesen Ausflug zu genießen.
Er schenkte mir ein Lächeln und ich sammelte meine ganze Kraft zusammen, um diese Ablenkung auszukosten.

Während ich alles von hier oben verschlang, hatte Andrew seinen Arm um meine Hüfte gelegt und mich an sich gezogen, was mir momentan überhaupt nichts ausmachte.
Er gab mir das Gefühl von Sicherheit und wenn wir in den sicheren Tod stürzen würden, wäre ich zumindest nicht alleine.
Schließlich war es seine Idee gewesen und er sollte mit seinem Leben bezahlen, wenn ich mit meinem bezahlen musste. Wie du mir, so ich dir.

Wenn ich es in den hinteren Teil meines Gehirnes schob, dass wir ganz einfach sterben könnten, war es ein herrlicher Anblick.
Der Himmel war strahlend blau, mit wenigen weißen Wolken bestückt, während die Sonne mich erblindet hätte, wenn ich keine Sonnenbrille getragen hätte.
Man erkannte keine einzelnen Häuser, aber große grüne Flächen und Seen.
Ich wollte gar nicht ausrechnen, wie hoch wir uns in der Luft befanden.

Mein Herz nahm wieder sein gleichmäßiges Tempo an und ich fing tatsächlich an, diesen Ausflug zu genießen.
Die Luft hier oben war etwas dünner und außer uns gab es keine weiteren Heißluftballons.
Ich hatte nicht erwartet, dass ich die Welt je wieder von oben zusehen bekommen würde, da der letzte Trip mit dem Flugzeug schon ewig her gewesen war und es niemanden mehr gab, mit dem ich wegfliegen könnte.

Bevor die Erinnerungen hochkamen und ich somit in sehnsuchtsvolle Gedanken verfiel, bedankte ich mich hastig bei Andrew.
"Danke", hauchte ich, "Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei dir revanchieren soll. Und nicht nur deswegen." Er war durchgängig für mich da gewesen und das war ungewohnt.
Bei ihm fing ich langsam an, mich geborgen zu fühlen, was ich seit langem nicht mehr empfunden habe.

Um meine Dankbarkeit zu bekräftigen, umarmte ich ihn und wäre beinahe zu sentimental geworden. Doch ich hielt die wenigen Tränen zurück, die sich wegen meinem jetzigen Glück produzierten.
"Du begleichst die angeblichen Schulden mit einem bloßen Lächeln. Dir ein glückliches Lächeln zu zaubern, ist eine echte Herausforderung", scherzte er und schlang seine Arme ebenfalls um mich.

Shooting Star - MysteriousWo Geschichten leben. Entdecke jetzt