Kapitel 13 || Der lodernde Drache ||

165 17 13
                                    

|| Cadel ||

Unwohl zupfte Cadel an seiner eng anliegenden Jacke herum, welche bis zum letzten Knopf zu geknöpft war und ihm jegliche Luft zum Atmen nahm. Darunter trug er ein schwarzes Leinenhemd, das wie eine zweite Haut an seinem Körper. Cadel fühlte sich wie gefesselt, so sehr nahm ihm das Kostüm die Freiheit. Selbst die Beine konnte er nicht gänzlich bewegen, wie er es gewohnt war. Er musste penibel darauf achten, dass die pompösen Schuhe an seinen Füßen nicht schmutzig wurden. Beinahe konnte Cadel nachvollziehen, weshalb all die Adligen diese verkniffenen Masken zur Schau stellten.

Er konnte es nicht lassen, an seinem vollkommen sauberen und weichen Haar herumzuzupfen. Das blassgelbe Haar war einem strahlenden Weiß gewichen und ähnelte nun dem des Mädchens neben ihm. Es störte ihn, dass er den Sand auf seiner Kopfhaut nicht spürte. Er vermisste das Jucken der kleinen Körner und den Staub in der Luft. Doch am meisten fehlte ihm die brennende Sonne auf seiner Haut. Noch immer sah er die erstaunten Gesichter der anderen vor seinem inneren Auge aufblitzen, als sie seine wahre Haarfarbe sahen. Ebenso schwirrten die Worte des Langfingers in seinem Kopf herum und wollten einfach nicht schwinden. „Ihr zwei seht aus wie Geschwister. Ein Ei gleicht dem anderen", hatte Belal ausgerufen und Cadel konnte nicht leugnen, dass da eine gewisse Ähnlichkeit bestand.

„Könntest du deine grausig wehleidige Maske gegen eine andere tauschen? ...Bitte!", zischte Anatol ihm scharf zu und richtete genervt seinen roten Mantel, dessen Saum bis zu seinen Kniekehlen reichte. In diesem Moment beneidete Cadel den Prinzen, denn dieser war es gewohnt, solch extravagante Gewänder zu tragen. Er hatte gelernt sie mit Würde und Anstand zu tragen, was Cadel nicht von sich behaupten konnte. Ihm wurden andere Werte und Normen eingebläut. Er war wild und ungezähmt, dennoch ruhig und gesittet. Was er von den anderen Mitgliedern des Stammes in seinem Alter nicht behaupten konnte.

Bevor Cadel sich wieder seinen wüsten Flüchen, die er gedanklich an seine hautenge Kleidung richtete, hingeben konnte, beobachtete er vereinzelte Personen vor ihm. Es war eine bunte und elegante Gesellschaft zugegen, die dafür sorgte, dass er sich noch unwohler fühlte. Er gehörte hier nicht hin. Er gehört weder in diese Maskerade noch unter all diese Menschen. Es kam ihm so vor, als sei dies ein Maskenball, auf dem jeder einen anderen Menschen darstellte, als er eigentlich war. Jedes Kleid und jedes Gewand war bizarrer als das andere. Federn und Drachenschuppen schmückten die teuren Stoffe und die Haare wurden zu kunstvollen Türmen hochgesteckt. Farben in den Gesichtern der Frauen veränderten die Konturen und verliehen ihnen eine außergewöhnliche Ausstrahlung.

Während sie darauf warteten dem König ihre Aufwartung zu machen, wünschte Cadel, sie wären geflohen. Das war sein erster Gedanke gewesen, als Anatol von der Einladung berichtete. Er wusste, dass der Prinz ihnen einiges vorenthielt, aber Cadel hatte den Anstand nicht weiter nachzufragen. Es war nicht wichtig und deswegen mussten sie es auch nicht erfahren.

So gut es ihnen möglich war, gingen sie dem König aus dem Weg und versuchten sich bedeckt zu halten. Innerlich betet Cadel den Feuergott an, er möge die Festlichkeiten zum Ende führen. Lautes Gemurmel und Ausrufe, wie „Oh's" und „Ah's" drangen zu ihm durch. Die Schneeweiße reckte ihren Hals, wobei sie sich an Cadels Arm festhielt. Cadel interessierte nicht, was um ihn herum geschah. Einzig und allein das Mädchen zu seiner rechten war von Belang. Er studierte ihre Mimik, schmunzelte über ihre Neugierde und belächelte das Glitzern in ihren wachen Augen.

Voller Feuereifer griff Selin nach seiner Hand und zog ihn durch die Menschenmenge nach vorne. Als Cadel sah, welches Spektakel sich auf der Feierlichkeit der Hoheit abspielte, verstand er die Aufregung unter den Gästen. Männer und Frauen führten Kunstwerke mit der Macht des Feuers vor. Tanz und Magie wurden zu einem kunstvollen Schauspiel vereint und beglückten nun die Adligen.

Five Elements - Blazing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt