Kapitel 18 || Die drei Zeichen von Raum und Zeit ||

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|| Selin ||

Der Sand unter Selins Füßen war brennend heiß und die Hitze war kaum auszuhalten. Das Purjekas hatten sie einige Pikkus hinter sich gelassen, da sie auf einen Felsen, verborgen unter Tonnen von Sand, aufgelaufen waren. Der Felsen hatte den Bug vollkommen aufgerissen und somit das Gefährt fahruntüchtig gemacht. Seitdem liefen sie durch das Sandmeer ohne Aussicht auf ein Ende. Das Wasser wurde knapp und das Essen war bereits aufgebraucht. In Selins Magen klaffte ein großes Loch und ihr Kopf war wie betäubt von der sengenden Hitze. Sie spürte, dass ihr Energievorrat immer weniger wurde.

Lova und Anatol gingen mindestens zehn Schritte vor ihr. Ihre Blicke gingen unentwegt gen Horizont, ihre Schritte waren fest und nichts deutete darauf hin, dass sich auch in ihnen die Erschöpfung breit machte. Trotz des, in der Sonne glänzenden Schweißes auf ihrer Haut, strotzten die Magier nur so vor Energie. Müde blieb Selin stehen, um für einen Augenblick Kraft zu tanken und den erschöpften Muskeln Ruhe zu gönnen. Schwer atmend stützte sie ihre Hände auf die Knie, füllte ihre Lungenflügel mit reichlich Sauerstoff und richtete sich während des Ausatmens langsam auf.

Selins Blick zuckte zu einer dunklen Gestalt nur wenige Meter neben ihr. Erschrocken suchte Selin die Sandebene nach einem Individuum ab, das zu diesem Schatten gehören könnte, doch kein Lebewesen befand sich in ihrer unmittelbaren Nähe. Lova und der Prinz waren bereits hinter den nächsten Sanddünen verschwunden und konnten somit nicht Ursache dieses offensichtlichen Trugbildes sein. Zögernd drehte Selin sich wieder zu dem schattenhaften Geschöpf herum. Auf den zweiten Blick konnte sie erkennen, dass es kein Schatten war, was sich dort auf langen und dünnen Beinen durch den Sand bewegte.

Plötzlich blieb die unheimliche Gestalt stehen, drehte ihren Kopf ruckartig zu Selin herum und stieß einen furchtbaren, markerschütternden Schrei aus. Die Weißhaarige fiel auf die Knie und krümmte sich schmerzerfüllt. Noch bevor sie sich die Ohren mit den Händen zu halten konnte, drangen flüsternde Worte zu ihr durch. „Kehrt um! Ihr seid in Gefahr". Obwohl der Schrei noch andauerte, waren die Worte klar und deutlich zu verstehen.

Als der Schrei verstummte und Selin sich traute die Augen wieder zu öffnen, war das schattenhafte Geschöpf verschwunden. Doch obwohl weit und breit nichts zu sehen war, blieb die Angst und die Gewissheit, dass etwas ganz und gar nicht mit ihr stimmt. Gehetzt und getrieben von der Angst rannte sie hinter Anatol und der Dunkelhäutigen hinter her. Selin wollte keine Sekunde mehr allein durch das unendlich weite Sandmeer wandern.

Selins Begleiter schienen von ihrer kurzweiligen Abwesenheit nichts mitbekommen zu haben, denn sie gingen ohne sie zu beachten weiter. Sie folgten einem Pfad, der für die Nequam unsichtbar zu sein schien. Sie liefen einfach weiter, ohne jegliches zögern, oder verschnaufen. Erst als es bereits dämmerte und vereinzelte Sterne am Himmel auszumachen waren, machten sie halt und schlugen ihr nächtliches Lager auf.

Anatol türmte das Holz, welches sie einem alten und verdorrten Baum mitten im Nirgendwo entwendet hatten, aufeinander und entfachte mit einem kleinen Fingerschnippen ein kleines Feuer. Leise züngelten die Flammen um die Stöcke und strahlten eine wohlige Wärme aus. Der Rothaarige spießte währenddessen kleine Sandeidechsen auf lange Holzspieße und hielt sie über das Lagerfeuer. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase, wodurch ihr Magen zu knurren anfing. Stumm hielt Lova ihr einen der kleinen verbrannten Lebewesen hin, welches Selin dankend annahm. Eine Weile starrte sie die Eidechse am Spieß an, ehe sie das unbekannte Gericht zu verspeisen begann. Während sie aßen und Kraft tankten, erzählte die Luftmagierin Geschichten aus ihrer Heimat, denen Selin gebannt lauschte.

Am nächsten Morgen entfernte Selin sich einige Schritte von ihrem Lager. Gedankenverloren starrte sie zum Himmel hinauf und dachte sowohl an Cadel als auch an Belal. Sie hoffte, dass es den beiden gut ging und dass sie sich eines Tages wieder sehen würden. Die Weißhaarige wünschte, die beiden Männer wären jetzt bei ihr. Zu ihnen hatte sie einen besseren Draht, als zu dem Prinzen. Er war noch immer unnahbar und verschlossen, was Selin ein wenig traurig machte. Sie wusste, dass der Prinz sie von Beginn an nicht sonderlich ausstehen konnte, doch sie hatte gehofft, es würde sich nach einer Weile ändern. Sie hatte gehofft, dass ihre gemeinsame Reise sie einander näher bringen würde.

Five Elements - Blazing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt