Kapitel 6 || Der Rebell ||

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|| Cadel ||

Stumm stellte Cadel sich zu Olyek, der ihn gerufen hatte, und sah ihn fragend an. „Der Stammesälteste will dich sprechen", meinte dieser kühl.

Nachdenklich schlenderte Cadel zur Höhle des Stammesältesten. Er hatte schon eine Ahnung, aus welchem Grund er zu ihm zitiert worden war. Obwohl, sicher war er nicht. Es gab ständig Gründe zu ihm gerufen zu werden. Man wusste nie genau welcher es war.

Tayo Ayodele stand mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt vor dem Ausguck, von dem man das gesamte Dorf überblicken konnte.

„Wieso hast du der Kleinen geholfen?", fragte der Stammesälteste Cadel nach einiger Zeit der Stille. Als Cadel ihm nicht antwortete, seufzte Tayo tief. „Langsam weiß ich nicht mehr, was ich mit dir machen soll, Junge", murmelte der Stammesälteste müde und drehte sich zu Cadel herum. In seinen Augen konnte man die Jahre förmlich sehen. Seine Augen waren von einem tiefen grau, das zur Pupille hin immer heller wurde.

„Du hast mir versprochen, dass ich gehen darf, wenn die Ware eingetroffen ist", sagte Cadel ruhig und sah den älteren aufmerksam an. Schon bevor Tayo es aussprach, konnte Cadel die Antwort in seinen Augen lesen und guckte enttäuscht und wütend auf den Boden. „Du kannst gehen, sobald ihr die Ware weiter nach Soleil gebracht habt", gab Tayo Ayodele streng von sich.

„Aber das kann noch Tage dauern. Bis wir losziehen, können noch Wochen vergehen. Immerhin wurde die Ware noch nicht begutachtet", beschwerte Cadel sich. Es war nicht fair. Tayo machte ihm leere Versprechungen. Seit Monaten versuchte Cadel von dem Stamm der Ekpenta loszukommen, um sich auf die Suche nach seiner wahren Identität zu machen. Aber immer wenn er die Chance dazu hatte, kam ihm sein Ziehvater in die Quere und vereitelte seine Pläne.

„Komm her mein Junge", forderte Tayo Cadel auf, welcher mit großen Schritten zum Ausguck trat. Das Mädchen mit dem weißen Haar saß noch immer dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Lediglich die Wanne war verschwunden und auch die Stammesbewohner hatten sich in ihre Höhlen zurückgezogen.

„Das Mädchen weint sehr viel", meinte Tayo müde und stützte sich mühsam auf seinem Gehstock ab. „Olyek meint, sie hätte auch den gesamten Weg bis hierher geweint"

„Olyek erzählt viel, wenn der Tag lang ist", spottete Cadel.

„Wann lernt ihr beiden endlich miteinander auszukommen und nicht immer gegeneinander zu kämpfen?", wollte Tayo wissen, erwartete jedoch keine Antwort. Wahrscheinlich nie, dachte Cadel bei sich und verzog das Gesicht, als er sich vorstellte Olyek und er würden nett zueinander sein. Seit sie klein waren, versuchten sie immer besser zu sein als der andere und das hatte sich bis heute nicht geändert. Vermutlich würde sich das auch nie ändern. Dafür war die Konkurrenz schon zu fest verankert in ihrer Brust.

Mit Argusaugen beobachtete Cadel das Sklavenmädchen mit dem schneeweißen Haar. Krumm saß sie im bereits abgekühlten Sand und wiegte sich vor und zurück. Ihr Haut war so rein, dass kein Makel zu entdecken war und ihre Statur war zierlich und schlank. Trotzdem wirkte sie nicht zerbrechlich. Sie würde viele Drachenkronen einbringen, denn seines Erachtens war sie nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich rein. Ihre Blüte wurde mit Sicherheit noch von keinem Mann dieser Welt gepflückt. Sonst wäre sie nicht so beschämt bezüglich ihrer Nacktheit gewesen.

„Dir ist es also aufgefallen - ihre makellose Haut", äußerte Tayo sich. „Es ist seltsam, dass ihre Haut keine Verbrennungen aufweist" Stirnrunzelnd besah Cadel sich das Mädchen noch genauer und ließ dann den Blick zu den anderen Sklaven schweifen und musste Tayo recht geben. Das weißhaarige Mädchen war die Einzige ohne Verbrennungen von der Sonne oder gar Blasen an den Füßen.

Five Elements - Blazing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt