chapter 7

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„3,….2,…….1, und los“. Die gleiche Walkie-Talkie Frau, wie bei meiner ersten Audition, schubst mich Richtung Treppe, die zur Bühne führt. Sie wirkt schon wieder total überfordert und gestresst, doch langsam habe ich den Eindruck, dass das an ihrer Person liegt und nichts mit dem Beruf oder gar mit mir zu tun hat.

Ein letztes Mal blicke ich über meine Schulter. Der Blick seiner wunderschönen Vollmilchschokoladen Augen kreuzen meinen sofort und bleiben daran hängen. In diesem Blick liegt so viel Intensivität, dass ich Gänsehaut bekomme. Ein Schauer nach dem anderen jagt mir über den Rücken.

Schüchtern lächle ich ihn an und er erwidert es mit einem typisch, strahlenden Liam-Lächeln. Er streckt den Daumen nach oben und wünscht mir damit viel Erfolg.

Ich wäre noch Stunden genau in der gleichen Position stehen geblieben nur mit seinem Blick auf mir, hätte mich die Walkie-Talkie Frau mich nicht unsanft geschubst und mich damit aus meiner Trance gerissen.

Verärgert schaue ich sie böse an. Sie winkt ab und stößt mich jetzt energischer Richtung Treppe. „Komm geh schon, wir haben hier nicht den ganzen Tag Zeit.“ Ich schaue sie überrascht an, dass war das erste Mal, dass sie mich direkt angesprochen hatte. Ich schenke ihrem Wunsch Aufmerksamkeit und betrete die erste Stufe.

Auf einmal kommen mir die Treppenstupfe vor mir unglaublich hoch vor und ich quäle mich jede einzelne mühsam hoch. Jetzt fangen auch noch meine Beine an zu zittern, heute war eindeutig nicht mein Tag. Erst der fast Nervenzusammenbruch und jetzt das. Plötzlich fühle ich, wie zwei starke Arme meine Hüfte umfassen und mir von hinten eine Stütze geben.

Auch ohne mich umzudrehen weiß ich ganz genau, wem diese Arme gehören. Meine Glieder bekommen mehr Kraft und hängen nicht mehr ganz so nutzlos herunter und so erklimme ich die nächsten fünf Stufen und stehe auch schon vor dem improvisierten Vorhang, der Backstage Bereich vor der großen Bühne trennt.

Ich schlucke, mein Hals ist ganz rau und ich befeuchte nervös mit der Zunge meine Lippen. Es war soweit die zweite Audition. Warum war ich nochmal hier?

Ein sanfter Atem streicht über die Kule unter meinem Ohr. Ganz leicht spüre ich seine Lippen an meinem Ohr. Mein ganzer Körper kribbelt. „Du schaffst das“, flüstert er und seine Arme wandern von meiner Hüfte um meinen Bauch, er umarmt mich von hinten. „ Hast du gehört“, wiederholt er, „Du wirst sie wieder alle umhauen, hab vertrauen.“ Das war mein Stichwort.

Vertrauen

Ich musste einfach mir selber vertrauen.

Die ganze Situation kommt mir auf einmal ganz klein und banal vor. Was war schon eine X-Factor Audition, die über mein ganzes Leben entscheiden konnte, wenn man nur ein wenig Vertrauen hatte? Unfähig mich umzudrehen, flüstere ich ein raues „Danke“. Das Erbeben seines Körpers, das ich auf meinem spüre, zeigt mir das er lacht.

Liam wusste, sein Job war erledigt, er hatte mir erfolgreich Mut geschenkt. Sein Körper löst sich von meinem und ich höre, wie er lachend die Treppe runtergeht.

Mutig ziehe ich den Vorhang beiseite und trete entschlossen auf die Bühne. Mein, von Emily zusammen gestelltes Outfit, passt perfekt zu meiner Persönlichkeit und meiner Message.

Eine schwarze Röhrenjeans kombiniert mit einem weiten, doch zugleich auch engen roten Oberteil und einer schwarzen Lederjacke, die mein Outfit abrunden, passen perfekt zu meinen Eyeliner geschminkten Augen und dem roten Lipgloss, dass ich aufgetragen habe.

Alles in einem sehe ich einfach nur heiß aus. Das gibt mir unglaubliches Selbstbewusstsein und auch den erforderten Mut.

Als ich in der Mitter der Bühne angekommen bin, atme ich unbemerkt tief ein und wieder aus, die erste Etappe hatte ich gemeistert. Ich war auf die Bühne gekommen, zwar mit ein paar Umwegen, doch letztendlich stehe ich hier.

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