79 - Besser als die Ökotusse

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Als ich an diesem Abend endlich wieder in der Bar arbeitete, war Paolo tatsächlich wieder verschwunden. „Hatte der Drache genug von uns, oder wieso ist er nicht mehr da?", fragte ich daher neugierig und lenkte somit Jims Aufmerksamkeit auf mich.

„Er wird sicher in ein paar Monaten wieder auftauchen – so ist das immer.", meinte mein Boss lachend und war sichtlich erleichtert darüber, endlich wieder seinen Freiraum zu haben. Es war auf einmal, als würde der gesamte Raum freundlicher und viel willkommener wirken.

Ich sprach Leni nicht an, das war nicht meine Baustelle, doch ich machte mir Sorgen um sie. Ich wollte nicht, dass sie in einer Familie aufwuchs, die nicht vollkommen hinter ihr stand und ihre Bedürfnisse vergaß, denn ich wusste ganz genau, worauf das hinaus laufen würde. Leider war Jim noch immer kein gesprächiger Mensch, sodass ich nach ein paar Stunden neben ihm die Hoffnung aufgab, ein paar interessante Informationen zu erfahren, doch das war okay, schließlich war es einfach nicht seine Art.

„Du kannst dir ruhig eine kleine Pause gönnen.", meinte Jim und zwinkerte mir dabei wissend zu, obwohl ich keine Ahnung hatte, worauf er hinaus wollte.

„Warum sollte ich eine Pause brauchen? Oder habe ich etwas falsch gemacht?" Ich war inzwischen eigentlich so sicher in dem was ich Tat, dass ich gar nicht mehr daran dachte, etwas falsch machen zu können, doch nun traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Vielleicht hatte ich tatsächlich einen Fehler mit den Getränken, dem Geld oder den Gästen gemacht und nun wollte mich Jim erst mal aus dem Weg haben, um meine Scherben aufsammeln zu können.

Zu meiner Erleichterung schien ich jedoch meine Arbeit völlig korrekt ausgeübt zu haben, denn Jim warf seinen Kopf lachend in den Nacken. „Dein Liebster sitzt schon seit ein paar Minuten da drüben und starrt die ganze Zeit hier her – ich hätte nicht gedacht, dass du so konzentriert bei der Arbeit bist."

Sofort schnellte mein Kopf in die Höhe und mein Blick fiel auf den Jungen, der sofort all meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Er war mal wieder atemberaubend schön, hatte seine heißen Tattoos perfekt in einem weißen Hemd zur Geltung gebracht und sah seine Begleitung an. Sie war das einzige, was mich von dem perfekten Bild meines Prinzen abhielt, denn noch immer war die stechende Eifersucht nicht verraucht. War es möglich mit jemanden befreundet zu sein, wenn man mit ihm geschlafen hatte? Ich konnte mir nicht vorstellen jemals wieder diesen Schritt mit Harry zu gehen und ihn nur noch als meinen besten Freund zu sehen, denn nachdem wir endlich die Nacht gemeinsam verbracht hatten, zerrte mich jede Stelle meines Körpers zu ihm. Ich begehrte ihn nur noch mehr, wollte jede freie Minute mit ihm verbringen und wurde unbehaglich, wenn ich daran dachte, wie er solche Dinge womöglich schon mit anderen Mädchen erlebt hatte.

Es war keine Frage, dass ich natürlich sofort das Handtuch aus meiner Hand ablegte und mich durch die vielen Menschen zu Harry drängte, der mir sein bezauberndstes Lächeln schenkte. Ich küsste ihn zur Begrüßung, löste mich jedoch wieder schnell, da mir Ems Anwesenheit durchaus bewusst war.

„Was macht ihr hier?", fraget ich und bemühte mich nicht allzu abgeneigt zu wirken. Selbst wenn beide tatsächlich nur Freunde waren, wäre es meinem Prinzen sicher wichtig gewesen, dass ich sie genauso mochte, oder wenigsten respektvoll behandelte. Ich sah erneut zu Em und in meinem Kopf schien sich ein Stück des Nebels zu lichten, den die unbrauchbare Eifersucht in mir ausgelöst hatte – das blonde Mädchen, war nicht wie die Ökotusse, ich hatte keinen Grund sie zu verachten, denn sie hatte mir weder etwas getan, noch stellte sie sich als zickige Schlampe heraus, die Harry dauernd ihre Brüste ins Gesicht hielt. Vielleicht war das Mädchen ganz in Ordnung, wenn ich über den Fakt hinweg kam, dass sie mit meinem Prinzen geschlafen hatte.

„Em hat mir erzählt, dass du heute wieder bei ihr warst und war dann ganz erpicht darauf, zu sehen, wie du dich hier schlägst." Er schaute auf seine Uhr. „Mason und Toni müssten auch gleich kommen, eigentlich wollten sie schon längst hier sein." Seine Stirn zog sich in besorgte Falten, doch ich konnte mir nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen, denn es war mir nicht entgangen, dass die Ökotusse dieses Mal in den Aufzählungen fehlte.

„Also, kann ich es sehen?", fragte der Lockenkopf neugierig und warf mich damit rasch aus meinen Triumphgedanken, doch ich konnte keine Verbindung zu seinen Worten aufbauen und starrte ihn daher ziemlich verdutzt an.

Erst als Em dazwischen funkte und sagte: „Untersteh dich! Die Haut ist gereizt und muss sich erst erholen, deshalb ist es auch abgeklebt.", verstand ich, worum es eigentlich ging. Mein rechtes Schulterblatt schmerzte noch immer ein wenig, die Haut war tatsächlich noch gereizt, aber der Gedanke an die Schönheit, die ich bald mit Stolz durch die Welt tragen konnte, überwältigte mich wieder einmal und brachte mich zum Schmunzeln.

„Du wirst es noch früh genug sehen.", redete ich ihm gut zu, nachdem Harry traurig seine Miene verzogen hatte.

„Aber nicht, bevor ich nicht mein okay gebe!" Als Em diese Worte mit so viel Energie aussprach, als würde sie sich tatsächlich um meine Gesundheit sorgen, musste ich unweigerlich anfangen zu lachen. Ja, dieses Mädchen war definitiv nicht wie die Ökotusse und hatte eine Chance verdient.

Ich zwinkerte Harry zu und bedeutete ihm damit, dass er sicherlich nicht solange warten würden müsse, doch auch diese kleine Geste bemerkten die wachsamen Augen der Künstlerin, die uns beide voller gespielten Ekel ansah: „Ihr seid echt schlimm!", stellte sie säuerlich fest, doch Harry drückte mir einfach einen Kuss auf die Wange und zog mich näher zu sich heran. „Jetzt kann ich alleine losziehen, wenn ich mal wieder einen Typen brauche."

„Nimm einfach Mason mit – der wird eh ein besserer Berater sein, als ich es je war.", schlug Harry lachend vor und streichelte unbewusst mit der Hand, die mich nahe an ihm hielt, über meine Taille und jagte mir damit eine Gänsehaut durch meinen Körper. Ich hätte nicht gedacht, dass jemals ein Mensch solch eine starke Wirkung auf mich haben könnte, doch jetzt brauchte ich Harry nur ansehen und schon wünschte ich mir für immer an seiner Seite zu bleiben.

Hey, ich wollte mich nur mal kurz melden und euch bescheid sagen, dass es jetzt dem Ende entgegen geht, damit ihr nicht allzu überrascht werdet. Ich hoffe ihr seid nicht allzu traurig, aber eine neue Geschichte ist schon in Planung, falls euch euch mein Geschreibsel ein bisschen gefallen hat, könnt ihr da ja auch mal reinschauen :D

Fading Princess || H.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt